Heliosphere 2265- Band 22 "Heimkehr"

Andreas Suchanek

Andreas Suchanek spricht es in seinem Nachwort zu "Heimkehr", dem 22. Roman der "Heliosphere 2265" Serie fast gelassen aus: es ist die Ruhe vor dem Sturm. Mit der Rückkehr der HYPERION von den Tod geglaubten kann sich der Autor Zeit und auch inhaltlichen Raum nehmen, eine erstaunliche Vielzahl von Figuren auftreten zu lassen, emotionale Verbindungen aufzufrischen und trotzdem auf den letzten Seiten mit der brutalen Aktion Sjöberg überdeutlich zu zeigen, dass selbst die Marionetten inzwischen wieder rebellieren und das sich vieles in den abschließenden zwei Romanen noch bewegen kann.

Dabei geht Andreas Suchanek sehr geschickt vor. Auf der einen Seite holt er Jaydon Cross - der einem Schiff seines Namens begegnet - insbesondere im Vergleich zu den Lesern in die Gegenwart. Einige könnten von unnötigen Wiederholungen sprechen, aber durch die Verschiebung der Perspektive und vor allem die Subjektivität, mit welcher Andreas Suchanek diese Informationen präsentiert, wird der beschauliche Fluss dieses Romans nicht gestört und das Fundament für die ganze Miniserie noch einmal deutlich untermauert. Auf Augenhöhe von Jaydon Cross kann sich der Leser zu Gemüte führen, was alles demontiert worden ist.

In der zweiten Hälfte ist sich der Autor dann nicht zu schade, eine interessante Nebenfigur auf grausame Art und Weise töten zu lassen, wobei er sich in dieser Szene auch wieder Klischees bedient. Es macht wenig Sinn, einen wirklichen Handlungsträger wieder in Gefahr zu bringen, wenn man ihn nicht umbringen lassen will. Im Laufe insbesondere dieser zweiten Miniserie mutet Andreas Suchanek dieser Figur auch körperlich sehr viel zu. Die Intention in dieser wichtigen Sequenz ist klar, aber er schießt ein wenig über das Ziel hinaus. In seinem Nachwort geht es ihm darum, Sjöberg wieder als aktiven Schurken zu etablieren, der unabhängig von den vielschichtigen Plänen, in denen er vielleicht auch nur ein manipulierter Handlanger ist, wieder die Initiative zu ergreifen sucht. Sein perfider Angriff auf das Rebellensystem war in dieser Hinsicht effektiver und rückblickend verschenkt Sjöberg im Grunde ohne Not und vor allem ohne Provokation unglaublich viel. Effektiver wäre es gewesen, Scheinverhandlungen zu führen und dann erst zuzuschlagen. Im Grunde schadet sich Sjöberg mit diesem rein emotionalen Handeln zu sehr. Vielleicht will der Autor diese Figur wieder mehr ins Rampenlicht schieben und seine Rücksichtslosigkeit betonen, da hätte es aber bessere Ansätze gegeben. Von der Struktur her ist es sinnvoll gewesen, dem ruhigen, aber auch effektiven Auftakt ohne Kitsch, aber mit gut gezeichneten Charakteren eine dynamische zweite Hälfe folgen zu lassen. Wenn aber die Ausblicke auf den verschiedenen Handlungsebenen interessanter und ambivalenter erscheinen, dann ist es nicht gänzlich gelungen.

Den Genschlüsselträger mit dem überraschenden fünften Mitglied der Gruppe werden ein wichtiges Element im folgenden Roman sein. Hier weist Andreas Suchanek aus zwei sehr unterschiedlichen Perspektiven auf diese Entwicklung hin und versucht anzudeuten, dass es immer zwei Seiten einer Münze gibt. Dazu müssen aber bei beiden Wegen nachvollziehbare Lösungsmöglichkeiten angeboten werden. Die letzte Miniserie krankte ein wenig unter der Zeitmanipulation, es bleibt abzuwarten, in welche Richtung sich das "Helix" Problem in den abschließenden Romanen entwickelt. Im vorliegenden "Heimkehr" belässt es der Autor ausschließlich bei Andeutungen. Das der letzte Genschlüsselträger bislang eher eine passive Figur ist, erhöht ohne Frage die Spannungselemente. Hinzu kommt, dass neben dem Sjöberg Imperium sich ja aus verschiedenen Gründen der Ketaria Bund für diese Genschlüssekträger interessiert. Um auch hier eine zweite Front aufzubauen, will noch jemand an dem Bund Rache nehmen und ihn in seiner Struktur zerstören.

Der ruhige Auftakt mit der emotionalen Handlungsebene bedingt eine Reihe von eher familiären Begegnungen, von denen Jaydon Cross Besuch auf dem Schiff seines Namens unter dem Kommando einer ihm sehr vertrauten Person mit einer Mischung aus staunender Bewunderung dem Meisterwerk der Technik und pointierten, durchaus doppeldeutigen Dialoge geschrieben aus der Masse herausragt. Ein wenig scheint diese Szene wie eine Hommage an eine Reihe ähnlicher Begegnungen innerhalb der verschiedenen „Star Trek“ Serie zu erinnern. Eine andere Familienzusammenführung steht da ein wenig im Schatten, ist aber zufriedenstellender herausgearbeitet.

Zusammengefasst ist „Heimkehr“ nicht nur ein Streifzug durch die verschiedenen, inzwischen sich auf Augenhöhe befindlichen Handlungsarme, von denen wahrscheinlich fast alle schließlich im Finale zusammenlaufen, sondern ein Durchatmen vor dem Sturm, das der ersten Miniserie in diesem wichtigen Handlungsabschnitt schmerzlich gefehlt hat. Solide geschrieben mit einem Auge für die kleinen Details.

  

 

  • Format: Kindle Edition
  • Dateigröße: 5978 KB
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe: 125 Seiten
  • Verlag: Greenlight Press; Auflage: 1 (20. September 2014)
  • Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.
  • Sprache: Deutsch