
Der 23. Roman der Science Fiction Serie „Heliosphere 2265“ dient der Vorbereitung des Abschlussbandes in doppelter Länge. Wie im voran gegangenen Abenteuer „Heimkehr“ werden verschiedene Handlungsebenen gestreift, im Gegensatz allerdings zu Band zweiundzwanzig verstärkt Autor Andreas Suchanek nicht nur das Tempo und fügt einen dunklen Höhepunkt mit dem Angriff auf das System der Kybernetiker hinzu, er hinter fragt auch die Motivation der einzelnen Protagonisten und präsentiert mit der augenblichen Identität Richard Meredians einen klassischen, aber auch ein wenig klischeehaften Cliffhangar. Natürlich ist die Identität Meredians eine kleine Überraschung, aber wie dieser aufgedeckt wird, erinnert an eine Reihe von B- Filmen, in denen in diesem Fall allerdings die Schurken und nicht wie bekannt die naiven Helden das letzte Informationspuzzlestück förmlich aus der Hand geben. Und kaum hat der Antagonist diese Informationen, gibt er sich in typisch arroganter Manier zu Erkennen und ermöglichst es zumindest Sjöberg, sich über seine den bisherigen Planungen eher widersprechende Naivität zu ärgern. Es ist aber ein kleiner Schönheitsfehler in einem ansonsten ansprechenden Roman, in dem der Autor mit fast sadistischem Vergnügen kleine Fallen für die Charaktere und damit auch stellvertretend für den Leser einbaut, die erst im Nachhinein fast in Sherlock Manier aufgeklärt werden.
Da wäre das Verhältnis zwischen der weicher erscheinenden Sarah McCall und der Crew der „Hyperion“ sowie dem vierten bzw. fünften Genträgerschlüssel. McCall wird mit der berechtigten Frage konfrontiert, ob sie ihr eigenes Kind zum Wohle des Universums töten würde und vor allem auch töten könnte. Auch wenn diese philosophischen Diskussionen sich eher an der Oberfläche abspielen und die pragmatischen Erwägungen durch Aktionen/ Reaktionen schnell abgelöst werden, versucht Andreas Suchanek wie im ersten Band mit der Idee eines Überschreibens des bekannten Universums seiner Space Opera auch Tiefe zu geben. Während McCall immer noch niemand vertraut und ihre Pläne ambivalent zu sein scheinen – Rückschläge führen gleich zu einer neuen Aktion - , ist der eingeschüchterte Marsianer eine interessante und vor allem ausbaufähige Figur. Vielleicht wirkt es ein wenig übertrieben, wenn Andreas Suchanek zum zweiten Mal aufeinanderfolgende eine wichtige, aber in diesem Fall nicht dominierende Figur „tötet“, um sie dann zu retten. Im Verlaufe der „Heliosphere 2265“ Romane hat er zu oft auf dieses Stilmittel zurück gegriffen, um kurzfristig Spannung zu erzeugen als das es wirklich überraschen kann. Natürlich finden sich wie mit dem echten Tod der Außenministerin auch tatsächliche Tragödien in den Romanen, aber Variationen dieses Themas täten der ganzen Romanserie gut.
Wie sehr die „Hyperion“ schon im Mittelpunkt aller Ereignisse hinsichtlich nicht nur der Genschlüsselträger, sondern auch der Zeitreisenden – beides nicht von Sjöberg oder Meredian zu beeinflussen – gestanden hat, macht die Zusammenfassung überdeutlich. Mit ihrem analystischen Verstand fasst die künstliche Intelligenz in einer Personensuche alle relevanten Figuren zusammen. Hinzu kommt ein geheimes Projekt von Cassandra Bennet, das in einem Zusammenhang mit Jaydon Cross Großvater steht, der eine der wichtigsten Rüstungsfirmen des Sonnensystems sein Eigen genannt hat und Alexis Cross greift nach einem der Habitate. Solange bei “Heliosphere 2265“ keine „Dallas“ Verhältnisse vorherrschen, ist diese Vorgehensweise opportun und rückt Cross noch mehr in den Mittelpunkt der Ereignisse, an denen er bislang eher mittelbar beteiligt ist. Ihm bleibt es nur übrig, auf die verschiedenen Situationen zu reagieren und selbst beim Besuch der Kybernetikerwelt – ein Volk, das unbedingt ausgebaut werden müsste – ist er durch seine Verletzungen eher zum Zuschauen verdammt.
Das Sjöberg aus dem Nichts über eine weitere Superwaffe verfügt, mit der an angreifen und vor allem ganze Planeten vernichten kann sowie theatralisch das „Helix“ Programm startet, wirkt ein wenig überambitioniert. Es ist die dritte Superwaffe, die Sjöberg und sein Imperium einsetzen. Viel interessanter und ein wichtiger Aspekt der Serie ist, dass durch die immer breitere negative Nutzung von Zukunftstechnologie der ursprünglich von den Zeitreisenden angestrebte Wissensvorsprung schmilzt und deswegen diese waffentechnischen Variationsmöglichkeiten „realistisch“, aber ein wenig stark konstruiert erscheinen.
Zusammengefasst ist „Das Helix- Mosaik“ eine solide, auf den finalen Höhepunkt vorbereitende Lektüre, in der auf den verschiedenen, weniger auffällig gestreiften zahlreichen Handlungsebenen der Autor Andreas Suchanek positiv keine weiteren Fragen aufwirft, die Beantwortung aber sehr geschickt auf den folgenden Roman verschiebt. Seine Figuren wirken auch in den wichtigen Szenen deutlich dreidimensionaler, positiv wie negativ emotionaler und auch bisher ambivalent opportunistisch Antagonisten wie Sarah McCall erhalten eine weitere, aber nicht unbedingt kitschigere Seite, wobei im Leser unwillkürlich die Frage bleibt, ob es sich nicht um eine weitere Facette eines perfiden Spiels handelt. Sjöberg handelt weiterhin nicht rational genug, um den anfänglichen Gegner zu entsprechen und vertraut zu sehr seinen mächtigen Spielzeugen, während die Figur insbesondere in den ersten Romanen noch nicht als Marionette nuancierter und trotz seiner Rücksichtslosigkeit zielstrebiger vorgegangen ist. So bleibt ein kleiner fader Nachgeschmack hinsichtlich eines der interessantesten Antagonisten der Serie zurück.
- Format: Kindle Edition
- Dateigröße: 5958 KB
- Seitenzahl der Print-Ausgabe: 118 Seiten
- Verlag: Greenlight Press; Auflage: 1 (21. Oktober 2014)
- Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.
- Sprache: Deutsch
- ASIN: B00OQS4OX6