Homo Sapiens 404- Band 17 "So bleich, so tot"

Claudia Kern
Wie es sich schon in Band 16 "Schieß doch..." - der Titel ist gleichzeitig der markante Cliffhanger des letzten Abenteuers - angedeutet hat, nimmt die Komplexität der anfänglich noch drei Handlunsgebenen so viel Raum ein, dass Claudia Kern auf einen weiteren Rückblick verzichtet. Was aber als Tempobeschleuniger dienen sollte, erweist sich im etwas zu langen und zu wenig von den Dialogenen getriebenen Mittelteil auch als Bremsklotz.
Auf der Erde muss sich Auckland weiterhin mit dem Albaner auseinandersetzen. Die Bergung des Routers endet in einer Auseinandersetzung mit den Zombies. Die Actionszenen sind gut beschrieben, aber da Claudia Kern momentan nur Nebenfiguren abschließend opfert, kann sich keine grundlegende Spannung aufbauen. Mit dem Albaner verfügt sie aber über einen vielschichtigen Pro - oder Antagonisten, wobei am Ende des Plots noch eine weitere, vielleicht auf den ersten Blick auch übertrieben erscheinende "Fähigkeit" offenbart wird. Der Einsatz Aucklands in den Ausbildungslagern der zweiten Generation wirkt ein wenig befremdlich, lockert aber die Atmosphäre auf. Mit den aufgefundenen Luftballons baut die Autorin einen guten Übergang zum abschließenden Band der dritten Miniserie auf. Bislang wirkten aber die auf der Erde spielenden Szenen ausgesprochen konzentriert und im Vergleich zu den intensiv geschriebenen Rückblicken mit den Wellen von Zombies zum Beispiel in "Schieß doch...!" weniger aufregend oder auch nur dynamisch. Die Rückkehr zur Erde hat sich eher in engen Bahnen abgespielt und hier könnte vor allem im Vergleich zu den deutlich exzentrischer beschriebenen Raumstationen, in denen Jockeys und Menschen mehr oder minder widerwillig "miteinander" leben müssen noch Potential gehoben werden. 
 
Kipling und Ama´Ru müssen sich im Lager der Gottesfürchtigen weiterhin einigen Problemen stellen, wobei am Ende Kipling zumindest das Internet befreien kann. Inhaltlich ist dieser Handlungsbogen der Schwächste des ganzen Romans. Die Dialoge wirken zu prophan und vor allem die Informationen werden ausgesprochen spärlich und sehr verhalten präsentiert. Claudia Kern macht aber deutlich, dass sie den Handlungsbogen relativ schnell wieder mit der T.S. ELIOT sowie Rin/ Arnest und Lanzo wieder verbinden möchte. Diese Handlungseben birgt auch mit der erstaunlichen Verwandlung Lanzos das meiste Potential. Auch wenn Arnest Bruder nicht tot ist, erscheint er auch nicht mit dem Leben davon gekommen zu sein. Diese Aspekte werden auf unterschiedliche Art und Weise - Hülle oder nicht ? - nicht nur ausgebaut, wie die beiden Freunde wird der Leser buchstäblich im Dunklen stehen gelassen. Auf jeden Fall müssen Arnest und Rion mit der ELIOT relativ schnell zur Erde und damit zu Ama´Ru zurückkehren, wenn wirklich noch Hoffnung für Lanzo bestehen soll.  
Zusammengefasst ist "So bleich, so tot" eine gute Vorbereitung auf den letzten Band des dritten Abschnitts von "Homo Sapiens 404" . Im Gegensatz zu vielen anderen Seriei, bei denen das Vorletzte entweder schon viele Höhepunkte abhandelt oder absichtlich noch weitere, im folgenden Roman eher unbefriedigend geklärte Informationen zusätzlich aufgeladen werden, fokussiert sich Claudia Kern und fügt noch einmal Fleisch zu den beiden relevanten Handlungsebenen um Auckland sowie den wieder auferstandenen Lanzo hinzu, ohne das Ende und eine Zusammenführung der drei Spannungsbögen aus den Augen zu verlieren. Als Ganzes wirkt der Roman weniger dynamisch, weniger intensiv als sein Vorgänger, aber die zwischenmenschlichen "Beziehungen" werden zu Lasten der Action und zu Gunsten der weiteren charakterlichen Entwicklung auch unter Einbeziehung einiger interessanter neuer Nebenfiguren vor allem auf der Auckland Ebene positiv wie konsequent ausgebaut.   
 
 
  • Format: Kindle Edition
  • Dateigröße: 947 KB
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe: 72 Seiten
  • Verlag: Rohde Verlag (24. November 2014)
  • Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.
  • Sprache: Deutsch
  • ASIN: B00PWHYFOS