Homo Sapiens 404- Band 18 "Schöne neue Welt"

Claudia Kern

“Schöne neue Welt” schließt zumindest in der Theorie die dritten Miniserie von Claudia Kern in der Theorie ab. Anstatt eines weiteren Rückblicks erweitert sie die Perspektive, in dem sie zum ersten Mal einen Spannungsbogen ohne die direkte Beteiligung der zusammenwürfelten Crew aus der T.S. ELIOT inklusiv Ama´Ru erzählt.  Mit Ama´Rus Jockey Feind kann auf der einen Seite durch die komprimierte Präsentation von wichtigen Fakten der Hintergrund der von den Jockeys hergestellten, die Menschheit fast ausrottenden Seuche dargestellt und zweitens in Anlehnung an Dr. Moreau die Zielrichtung einer neuen Art von Experiment en ausführlicher beschrieben werden.  Der Leser hat ja schon erfahren, dass die Verschmelzung eines Jockeys mit Lanzo einen neuen Schritt darstellt. Dabei impliziert die Autorin, dass die Forschungen nicht perfekt sind und vielleicht ein wenig zu klischeehaft und zu oft angewandt gegen alle Wahrscheinlichkeiten noch ein Teil von Lanzos Persönlichkeit in ihm steckt und der Jockey eben nicht alles kontrolliert. Da helfen auch Ama´Rus Anmerkungen nicht, das so etwas bislang nicht funktioniert hat. Irgendwann ist immer das erste Mal. Die eingefügten Informationen sind grundsätzlich interessant, machen die Jockeys aber auch unfreiwillig menschlich. Trotz oder unabhängig von ihrem grotesken Äußeren agieren sie zu sehr wie in bekannten Pulpromanen. Hinzu kommt, dass ihre politische Struktur anscheinend mit den unabhängigen Familien für den Leser eher unnötig verwirrend als nachhaltig aufhellend ist. Es stellt sich auch die Frage, was die unterschiedlichen Interessen der Jockeys nun mit der Erde wirklich vorhaben oder ob es ausschließlich um die Ausrottung der Erde gegangen ist. Ama´Ru sind in der Synthese zwischen Jockey und Mensch einen kleinen Fortschritt, wobei sie der Meinung ist, dass Lanzo nicht zu retten, sondern ein Fortleben dieses Organismus nur in der gegenseitigen Akzeptanz möglich ein. Eine Position, welche der ihrer „Freunde“ nicht nur widerspricht, sondern indirekt auch die Frage aufwirft, ob sie mit den Menschen ehrlich umgeht. Viele kleinere Konfliktherde werden angerissen, aber teilweise vermisst der Leser die letzte Konsequenz und Claudia Kern bleibt in dieser Hinsicht zu vage. Vor allem hebt sie auch das zwischenmenschliche Potential – Rin versucht zu helfen, während Arnest seinen Bruder fast verloren gibt – zu wenig. Viel interessanter ist in diesem Fall die Jockey Perspektive, der erkennen muss, dass Menschen anscheinend keine Tiere sind, die man weiterhin wie in zahllosen Beispielen beschrieben, übernehmen und kontrollieren kann. In diesem Punkt fügt die Autorin dem bekannten Thema einige neue Ideen hinzu und verfügt über ein gutes Sprungbrett für die nächsten Roman.  Auf der anderen Seite wird zumindest indirekt angedeutet, das die Parasatenjockeys ihre Wirt wechseln können, was im Umkehrschluss doch Hoffnungen für Lanzo beinhaltet.  Die ganze Sequenz endet in einer eher durchschnittlichen und konstruierten Flucht einiger wichtiger Jockeys. Selbst wenn es nur ein ganz kleiner Sieg gewesen wäre, hätten die Menschen in der vorliegenden Konstruktion bei einem entschlossenen Vorgehen als Sieger den Platz verlassen müssen.  

Auf der Erde ist Auckland nicht zuletzt durch die Manipulationen Barbies direkt mit dem Albaner in Konflikt geraten. Am Ende des letzten Romans stellte sich schon die Frage, ob der Albaner eher mit ihm spielt oder er ihn wirklich noch benötigt. Es ist der zugänglichste Handlungsbogen des ganzen Romans. Kipling agiert selbst nach der Installation des Internets mit Hilfe der Technik des Erzfeindes „Better Life Solution“ her im Hintergrund, während Ama´Ru eine Aufgabe gestellt bekommt, die auf der einen Seite den Virus bekämpfen, auf der anderen Seite als eine Art Gegenschlag etwas Neues erschaffen soll. Es bleibt auf ihrer Reise abzuwarten, ob sie wirklich die einmal gemachten Fehler anders herum wiederholt. Interessant ist, dass sich im Vergleich zum Lanzo/ Jockey Konflikt ihr ANDERER bis auf einige Fressattacken ausgesprochen zurückhaltend verhält. Hier wird einiges an Potential verschenkt.

Zusammengefasst endet die deutlich dunklere dritte Staffel mit einigen losen Enden und vor allem den sich immer weiter trotz des Schauplatzes Erde entfernenden Besatzungsmitgliedern. Diese grundsätzliche Trennung wie die Schaffung neuer Perspektiven durch die Jockeys bereiten den Boden für die nächsten sechs Abenteuer zufriedenstellend vor.  Zusammengefasst ist „Schöne neue Welt“ ein solider Roman mit einigen wenigen, in erster Linie hintergrundtechnischen Überraschungen, wobei die Actionhandlungen dieses Mal eher mechanischer und wenig befriedigend erscheinen, während die Weiterentwicklung der Charaktere die meisten Impulse geben.

      

  

  • Format: Kindle Edition
  • Dateigröße: 1286 KB
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe: 70 Seiten
  • Verlag: Rohde Verlag (22. Dezember 2014)
  • Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.
  • Sprache: Deutsch
  • ASIN: B00QLCPXW6
  • Rohde Verlag