Perry Rhodan 91 "Wächter der verborgenen Welt"

Oliver Plaschka

Oliver Plaschka führt die Perry Rhodan Handlung fort. Das kleine Team um Perry Rhodan und Reginald Bull folgen dabei den Anweisungen des Schläfers der Ewigkeit. Der erst angesteuerte Asteroide entpuppt sich als falsche Spur. Oliver Plaschka muss allerdings die Funde zusammenfassen. Grundsätzlich hätten die Ereignisse für einen ganzen eigenständigen Roman ausgereicht. Immerhin haben die Sternenmenschen den Asteroiden nicht nur ausgehöhlt, sondern man findet durch die gesprengte Luftschleuse eindringend neben grausam entstellten Leichen auch Hinweise, dass anscheinend ein Attentäter für dieses Chaos verantwortlich ist. So findet man eine Leiche mit einer Sprengfalle.  In einer der so typischen und leider nicht immer zugänglichen Wendungen der „Neo“ Serie fliegt das Team zurück, holt sich weitere Informationen vom Schläfer der Ewigkeit, nachdem Perry Rhodan wieder Vitalenergie gespendet hat. Zumindest zeigt sich Perry Rhodan hinsichtlich der Zeitverschwendung ein wenig erzürnt. Auf der anderen Seite allerdings versucht Oliver Plaschka mit den Klopfsignalen, der eingeschränkten Kommunikation und einem exotischen Verhalten der Schläfer nicht nur Perry Rhodan ein wenig in die Enge zu führen, sondern vor allem Spannung zu erzeugen. Wie sie aus den Klopfsignalen bei einem ohnmächtigen Perry Rhodan Angaben für eine Planetenbahn und damit auch die entsprechenden Koordinaten ableiten, ist schon interessant, nimmt aber zu viel Raum im ganzen Roman ein.  Bei den zweiten Koordinaten finden sie schließlich auf Höhe der Merkurbahn einen von Frederik Anderson schon 1860 zum ersten Mal entdeckten Himmelskörper und angeblich der verschollene Planet Vulkan sein soll. Keine Ähnlichkeit mit „Star Trek“.  Sie finden eine Stufenpyramide aus Halaton. Wieder muss Perry Rhodan das Enteron bitten, ihm in diesem Fall eine Sternenhaut zu generieren. Mit den beiden Sternenmenschen betritt er die Anlage, um gleich wieder halb vor die Tür gesetzt zu werden. Man wartet auf den Wächter. Der Weg führt zur Venus, wo wieder Perry Rhodan mit seiner Allzweckwaffe aussteigen kann. Nur führt dieser Weg auch nicht unbedingt zum Erfolg.

    Oliver Plaschka gibt sich sehr viel Mühe, diese Schnitzeljagd spannend zu gestalten. Vieles erinnert ein wenig an das Eindringen in das Epetrans Archiv, wo auch kein Hinweis gleich lesbar und damit anwendbar gewesen ist. Natürlich ist das große Vorbild aus der alten Heftromanserie die Suche der Welt der Unsterblichkeit. Richtige Spannung kann der Autor nicht aufbauen, er bemüht sich aber, die unterschiedlichen Szenarien in einem ambivalenten und vor allem interessanten Licht zu beschreiben. Während in der Erstauflage damals die Mutanten mit ihren Fähigkeiten den Unterschied gemacht haben, ist es jetzt zum Leidwesen der Leser das Enteron, das viel zu viel kann und damit Rhodan im Grunde die Fußarbeit abnimmt. Anstatt die einzelnen Hürden als wirkliche Hindernisse zu beschreiben, greifen die Autoren zu einem wenig befriedigenden MacGuffin und lösen diese Schwierigkeiten im Vorbeigehen in einem positiv dadurch kompakt erscheinenden Taschenheft auf, während negativ weder der Sense of Wonder entsteht noch wirklich eine innere Spannung aufgebaut werden kann.   Es folgt die Aufspaltung der Gruppe, um die beiden wichtigen Handlungsarme zu befriedigen.  Warum allerdings Perry Rhodan selbst nach Derogwanien geht, während Bull nach dem Wächter suchen und den Kontakt zu den Sternenmenschen halten soll, ist nicht gänzlich klar. Die vorangegangenen Szenen haben mehrfach bewiesen, dass im Grunde nur Rhodans Superwaffe einige der Hürden lösen kann. Natürlich ist die Mission auf dem Planeten der Puppen ebenfalls wichtig, aber bis dahin wurde eher als „kriegsentscheidend“ dargestellt, dass man mittels des Wächters weiterkommt. Es hilft ja nichts, wenn Bull angesichts der sehr vagen Hinweise fündig wird, das Teil aber nicht bergen kann.  So wirkt diese Jagd eher wie Füllmaterial. Das Sonnensystem ist weiterhin eine mystische Ansammlung von verschiedenen Ereignissen. Interessant ist, dass insbesondere die Arkoniden sich wahrscheinlich in ihrer Arroganz an keiner Stelle wirklich um eine Erkundung des Sonnensystems gekümmert haben, sonst wäre es nicht möglich, so viele künstliche Gebilde unterschiedlicher Rassen ausgerechnet in dem kleinen System zu finden. Interessant ist noch die Idee, dass die Sternenmenschen in Terraner bei Aktivierung des genetischen Codes umgewandelt werden könnten. Es bleibt abzuwarten, ob und in wie weit die losen Fäden jetzt auf den letzten Bänden zusammen gezogen werden.  

Die zweite Handlungsebene leidet anfänglich auch wieder unter der unzureichenden Beschreibung der Folgen der arkonidischen Besatzung und vor allem eine Eingruppierung der zeitlichen Chronologie. Während an einigen Stellen die Arkoniden noch weit am Anfang stehen, sind sie an anderen Stellen unabhängig vom zahlreichen Widerstand schon so weit, dass über die Etablierung der Herrschaft und Infrastruktur hinaus geträumt werden darf.  Der Calista Jemmico und sein Assistent wollen das Solsystem untersuchen und beginnen natürlich beim auffälligen Fahrstuhl zu den Sternen. Der Kommandant träumt davon, die im All schwebende „Kapsel“ in einen Handelsstützpunkt zu verwandeln, während er ansonsten als Umsteigebahnhof für die Gefangenen auf dem Weg zum Mars missbraucht wird. So hat er die Station umbauen lassen. Eine Ladenzeile geschaffen und erwartet die großen Geschäfte. Alleine diese Vorgehensweise ist faszinierend, denn immerhin ist die Erde militärisch besetzt und der Fahrstuhl zu den Sternen ein wichtiger Punkt. Diese Vorgehensweise ist viel zu eigensinnig und für den Leser nicht nachzuvollziehen. Absurd wird es, wenn der Kommandant, denn Oliver Plaschka ausführlich und teilweise minutiös charakterisiert hat, plötzlich durch eine Rucksackbombe getötet wird. Von Menschen in die Station geschmuggelt, die ja anfänglich  für die Gefangenentransporte genutzt wird und nachdem die Arkoniden wissen müssen, welche Schäden Ringstädte und Fahrstühle auf ihren eigenen Welt angerichtet haben. Die sabotierte Positronik wird dagegen umgehend repariert. Es sind die nächsten Informationen, welche diesen ganzen Handlungsbogen interessant machen. Zum einen relativiert Oliver Plaschka die Position Ricos, der deutlich mehr mit der Frühgeschichte im Sonnensystem, der relativen Unsterblichkeit Kosols und schließlich auch dem Bau der Venusstation zu tun hat. Wenn schließlich ein Rico II auftaucht und ein Austausch mit dem Original erfolgt, um Atlan zu täuschen, wirkt diese Vorgehensweise ein wenig klischeehaft und erweitert den bestehenden Handlungsbogen ohne Not. Schon die Besetzung der Erde inklusiv des Widerstandes ist nicht überzeugend genug bislang beschrieben worden, so dass dieser Rückgriff auf der Vergangenheit, dem Kampf der Allianz gegen ES und die rätselhafte Rolle des Sonnensystems überambitioniert erscheinen. Anstatt den Focus auf gehaltvolle Action zu legen und eine spannende, vielleicht nur bedingt bodenständige Handlung zu erzählen, verliert sich Frank Borsch in Halbherzigkeiten bis zum Auftauchen eines weiteren aus der alten Serie bekannten Rasse, von der auch ein Mitglied neben der Venuszuflucht geborgen wird. Als Autor bemüht sich Oliver Plaschka diese Informationsflut nicht nur zu ordnen, sondern vor allem einen kurzweilig zu lesenden Roman erschaffen. Auch wenn Frank Borsch auf den gesetzten Aufbau wie in der Erstauflage mit dem stoischen Chronisten Scheer und dann dem kosmischen Voltz verzichtet, bleibt die Frage, warum die „Neo“ Serie als Ganzes betrachtet so unrund verläuft. Auf einige Romane mit rudimentären Informationen und einen eher langweiligen Handlungsverkauf kommt plötzlich aus dem Nichts eine Geschichte, in welcher in hektischem Tempo eine Art Informations Overflow gebündelt präsentiert wird, der eher erdrückt als unterhält. Viel zu viele Ideen und Schauplätze auf zu wenig Raum.  Unabhängig davon ist „Wächter der verborgenen Welt“ ein qualitativ ansprechender Roman mit einigen Stärken insbesondere auf der Charakterebene, aber hinsichtlich den Handlungen einiger Figuren auch ein Taschenheft, das weniger zum Nachdenken als zum Stirnrunzeln anregt.       

Pabel Verlag, Taschenheft

160 Seiten

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