Once Upon a Time in Africa

Once Upon a Time in Africa, Buchrezension, Thomas Harbach
Balogun Ojetade

Mit “Once upon a Time in Africa” legt der in den USA lebende Balogun Ojetade eine Martial Arts Fantasy aus der goldenen Pulp Zeit vor, die teilweise an “Game of Death“ mit Bruce Lee erinnert und trotzdem getrieben von den Dialogen und weniger den oberflächlichen Hintergrundbeschreibungen gut unterhält. Balogun selbst hat mit seiner Studie  “Afrikan Martial Arts: Discovering the Warrior Within” die Grundlagen gelegt. Neben seiner Arbeit als Lehrmeister von afrikanischer Martial Arts arbeitet er als Priester und Konfliktlöser. Zusammen mit seinen acht Kindern und sein Frau lebt er in Atlanta. Erst in den letzten Jahren hat er mit seinen kurzweiligen, in unterschiedlichen Genres vom archaischen Steampunk bis zur Fantasy angesiedelten Geschichten den Blick auf das phantastische Afrika mit freigemacht.

Auch wenn die zahlreichen Seiten mit Begriffserklärungen am Ende der Geschichte suggerieren, dass sehr viel afrikanische Kultur in diese alternative, teilweise magische Version Afrikas – in der Geschichte Onile genannt – eingeflossen ist, dient der Hintergrund eher als ausbaufähige Staffage der ansonsten bis auf den Mittelteil mit der Expedition eines Diplomaten rasanten Geschichte, die auf der einen Seite eine Reihe von Klischees – die Auseinandersetzung der tapferen Krieger um die Hand der schönen Prinzessin – mit erstaunlich modernen Ansichten – die Prinzessin kann kämpfen, aber nicht kochen – verbindet, auf der anderen Seite angesichts der zahlreichen Bedrohungen gegen Ende ins magisch tragische Mythenreich abschwenkt und den anfänglich semirealistischen, barbarischen Vordergrund fast gänzlich ignoriert. 

Der Herrscher von Oyo hat ein Problem. Das Orakel sagt ihm, dass er seine eher an einen Jungen erinnernde, aber schöne Tochter Esuseeke mit dem größten Krieger Afrikas verheiraten muss, um Gefahren für das Reich abzuwenden. Zu ihren Ehren wird ein Turnier veranstaltet, in dem sich die Krieger zwar gegenseitig verletzen, aber nicht unbedingt töten dürfen. Auch besteht die Möglichkeit, auf zweierlei Arten den Kampf freiwillig zu beenden, was dieses Szenario von vielen anderen vergleichbaren Auseinandersetzungen – siehe die Ritterspiele oder wie eingangs angesprochen auch Bruce Lees Martials Arts Herausforderungen – unterscheidet. 

Interessant ist, dass Esuseeke auf der einen Seite wie die in erster Linie europäischen Prinzessinnen direkt keinen Einfluss auf ihren zukünftigen Mann hat, indirekt aber dieser Herausforderung auch positiv gegenüber steht. Der Autor beschreibt sie als selbstständige Frau, die wie es sich für diese Stammeskulturen gehört sich mit verschiedenen Waffen auch gegen kräftigere Männer nicht nur aus Selbstzweck verteidigen kann, sondern die Kampfkunst als Erweiterung ihrer Persönlichkeit ansieht. Ihr Geschlecht spielt anfänglich nur eine geringe Rolle. Als Thronfolgerin soll die männliche Erben gebären.  Als Kompromiss gegenüber der Männerwelt sucht sie eine erfahrene Köchin aus, um ein bestimmtes Fleischgericht zu erlernen. Im Gegenzug muss sie eine Werhyäne stellen und töten. Der erste greifbare Hinweis auf die übernatürlichen Schatten, die immer wieder über den kleinen Gemeinschaften liegen.     

 Euseekes Vater dagegen will auf Nummer sicher gehen.  Als Stammesfürst und weniger als Krieger will er dafür sorgen, dass der passende Schwiegersohn auch der Sieger des Turniers ist. Dazu muss er das System unterminieren und vor allem die Regeln ändern, bevor diese für die Öffentlichkeit zementiert sind.  Der potentielle Kandidat vertritt im Grunde das archaische alte Afrika mit seinen Despoten und ihrer grenzenlosen Macht über die ihnen anvertrauten Menschen. Es ginge zu weit von einer Allegorie auf die gegenwärtige afrikanische Politik zu sprechen, aber der Autor zeichnet absichtlich bis zur Grenze der Übertreibung die entsprechenden schwarzweißen Bilder. Auf der anderen Seite steht der Warlord für die unumstößlichen alten Gesetze und würde sich nie an den Betrügereien Eseseekes Vater beteiligen. Dieser Konflikt wird allerdings im Verlaufe der Handlung nicht nachhaltig genug geklärt. Als vielleicht zu klischeehafte Heldenfigur wird zusätzlich der junge Akin eingeführt. Er ist der heimliche Sohn einer unglaublich talentierten wie harten Kriegerin, die Esuseeke ebenfalls ausgebildet hat.  Er wird begleitet von einer heimtückischen Hexe, die sich quasi in seinen Magen gefressen hat und ihn gegen seinen Willen förmlich antreibt. Mit hölzernen Schwestern, die angeblich einen Drachen getötet haben, als weiteren Hinweis auf die umfangreichen afrikanischen Legenden stürzt er sich in den Kampf bzw. das Turnier.

Die Auseinandersetzungen innerhalb des Turniers und am Ende gegen eine angreifende Übermacht sind die besten Passagen dieses kurzweiligen Romans. Ojetade schöpft aus dem Vollen und variiert die einzelnen Duelle nicht nur Ideen reich, sondern gibt ihnen eine jeweils individuelle Intensität.   Die zahlreichen Namen machen die Handlung ein wenig unübersichtlich und nicht jedes Gesicht ist entsprechend charakterisiert, aber der Autor versucht die verschiedenen afrikanischen Kulturen in ihnen ohne Belehrung oder Verlangsamung der Handlung auszudrücken.  Vielleicht ein wenig zu geschickt scheut er durch den entsprechenden Angriff der Feinde und die Diskussion um die Regeln – sie erinnern an den Hollywoodstreifen „Der schwarze Ritter“ – das finale Ende des Turniers zu beschreiben. Er manifestiert mit den Angreifern ein gemeinsames, ein wenig kitschig pathetisch angegangenes neues ultimatives Ziel, das weniger wegen der Hand der Prinzessin als dem Fortbestand des ganzen Stammes bedeutend ist. Neben den realistischen Szenen sind es die kleinen, inhaltlich aber gewichtigen Exkurse, die von Ojetades Phantasie angefeuert dem Leser einen breiten Einblick in die afrikanische Phantastik geben. Da gibt es an ein Skelett erinnernde Monster, deren eine Hälfte in der einen von Menschen bewohnten Welt existieren, deren andere Hälfte allerdings in der Geisterwelt sind. Ein Krieger reitet ein Albini Rhinozeros. Die Wer Hyäne wäre ausbaufähig, aber die märchenhafte Zusammenfassung ihrer Jagd auf Menschen ist lesenswert. Auch die Art, wie sie eher mit List denn Kraft von Esuseeke besiegt wird, erinnert an die Grimmschen Geschichten und weniger den Martial Arts Hintergrund.  Auch die Magier mit ihren Einflüssen bereichern die afrikanische Kultur, wobei der Autor aus Esuseekes ehemaliger Lehrerin und ihrem Versteckspiel mehr hätte machen können und vielleicht auch müssen.  Dabei agiert der Autor nicht belehrend, sondern nutzt sie als integralen Bestandteil der Handlung zielstrebig. Auch ohne den Blick in das Glossar sind die meisten Begriffe einordbar und ihre Bedeutung wird während des Erzählens ohne weitere Exkursionen klar. 

Trotz einiger kleinerer Schwächen hinsichtlich des Handlungsaufbaus ragt die Geschichte vor allem wegen des ungewöhnlichen Respekts den Frauen jeglichen Alters und jeglicher Herkunft – Hexen sind auch weise Frauen, Kriegerinnen den Männer gleichberechtigt – aus der Masse ähnlicher Pulp Geschichten heraus. Wie schon angedeutet stehen die teilweise etwas kargen Beschreibungen des Hintergrunds und weniger der verschiedenen hier zusammengestellten Kulturen den prägnant erzählten Mythen/ Sagen gegenüber. Ojedate nutzt teilweise die Klischees des Heroic Fantasy Genres, um eine eigenständige und interessante Variation dieses Subgenres zu entwickeln und stilistisch ansprechend deutlich vielschichtiger als das Comic Titelbild der Kindle Edition suggeriert zu erzählen.    

 

  • Taschenbuch: 160 Seiten
  • Verlag: Mvmedia, Llc (1. September 2012)
  • Sprache: Englisch
  • ISBN-10: 0980084237
  • ISBN-13: 978-0980084238
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