Heliosphere 2265 Band 33 "Lebenszeichen"

Heliosphere 2265, Band 33, Lebenszeichen, Rezension, Thomas Harbach
Andreas Suchanek

Nach einem der Höhepunkte des dritten Zyklus „In der dunkelsten Stunde“ greift „Lebenszeichen“ einige der wichtigen Handlungsarme auf. Die potentielle Befreiung von Jaydon Cross steht dabei nicht im Vordergrund, sie wird im Grunde auf den folgenden Roman verschoben. Viel interessanter sind die Verhandlungen mit den verschiedenen Allianzen, um endlich gegen die Feinde Ash´Gul`Kon vorzugehen, die sich bislang wie Andreas Suchanek in seinem Nachwort auch betont, bei der Eroberung der Galaxis und der Unterdrückung allen intelligenten Lebens ein wenig zurückgehalten haben. Zeit genug, um gegen alle Herausforderungen die entsprechende Allianz zu schmieden. Da Alexis Cross sich im Körper der Präsidentin aufhält, muss sie die Verhandlungen aus der Ferne durch eine kurze Leine ihres Außenministers zu torpedieren suchen. Das gelingt ihr anfänglich so gut, dass einzelne potentielle Verbündete lieber eher abreisen als länger dieser Farce zuschauen wollen. Auf der anderen Seite weiß die Besatzung der HYPERION, dass Alexis Cross inzwischen zusammen mit Sjöberg wieder auf der Kommandozentrale sitzt und versucht, die Kontrolle über alles zu gewinnen. Die HYPERION selbst leidet unter dem Kommandanten des Verbandes Hawkins, der immer wieder Insubordination zu verhindern sucht.

Auch wenn viele Informationen vor allem im eher ruhigen, aber politisch interessanten Mittelteil des Romans präsentiert werden, kann der Text nicht so packen wie die Vorgängerbände. Alleine der Wechsel der Perspektive mit einer aus der Ferne hilflos zuschauenden Alexis Cross kann überzeugen, wenn ihr mittels eines politischen und vor allem öffentlichen Husarenstreichs nicht nur die Hände gebunden werden, sondern der Ursprung einer platzierten, die Verhandlungen stoppenden Bombe nicht als heimtückischer Angriff von Fremden, sondern als Attentatt eines involvierten Verhandlungspartners entlarvt werden. Konsequent, ohne Frage auch stringent und nicht immer spannend löst Andreas Suchanek diesen Handlungsarm solide auf. Das Geschehen wirkt aber distanziert erzählt und der Leser kann sich nicht vorstellen, dass nach dem Wendepunkt im letzten Roman mit einer plötzlich aus dem Nichts heraus positiver werdenden Situation noch viel schief gehen kann. In den beiden bisherigen Zyklen hat der Autor immer im vorletzten Band die finale handlungstechnische Bombe gezüchtet, um dann im letzten Band der Zwölfer Teile weniger mit dem Aufräumen anzufangen als schon den nächsten umfangreicheren Handlungsbogen vorzubereiten. Auch wenn am Ende die Allianz geschmiedet werden konnte, bleibt die Frage, ob diese Kräfte wirklich ausreichen, um die bislang allmächtigen Alten zu besiegen.

Auch wenn wie eingangs erwähnt keine neuen Offensiven stattfinden, hat der Autor hinsichtlich der neuen Urfeinde aber einige neue Informationen parat. Die Idee mit einer einem Virus vergleichbaren Bedrohung und der Entwicklung entsprechender Antikörper ist interessant und bietet vor allem ausreichend Potential, um nicht in die bislang kaum in dieser Serie vorkommenden Space Opera Klischees zu verfallen. Vor allem könnte eine Auseinandersetzung auf dieser Ebene auch einen Sieg der technologisch unterlegenen Allianz mit den Menschen an der Spitze rechtfertigen.

Als Informationsabenteuer insbesondere auch die neue Leser, als eine Geschichte zum Luftholen vor dem finalen Paukenschlag eignet sich „Lebenszeichen“ gut. Die zahlreichen Protagonisten – sowohl Jaydon Cross als auch Sjöberg glänzen durch Abwesenheit – der verschiedenen Rassen erhalten jeweils ihre fünf Minuten des Ruhms. Zwischendurch fügt der Autor einige Informationen für neue Leser ein, bis am Ende die einzelnen Positionen sowohl hinsichtlich der potentiellen Allianz als auch der Befreiung Jaydon Cross zementiert worden sind. In einem der Epiloge greift Alexis Cross natürlich zu einer letzten, vielleicht nicht unbedingt effektiven, aber aus persönlicher Eitelkeit einsetzbaren Waffe. Im Vergleich zu den voran gegangenen Romanen erscheint „Lebenszeichen“ wie erwähnt deutlich ruhiger, abgeklärter und politischer, wobei im Vergleich zu den ersten beiden Miniserien Andreas Suchanek in diesen Verhandlungen nicht die entsprechende Tiefe erreicht und die politische Grüppchenbildung ein wenig zu opportun erscheint. Auf der anderen Seite wird der Plot beginnend mit dem Attentat nicht unspannend präsentiert. Vielleicht fehlt „Lebenszeichen“ nur die Achterbahndynamik der Vorgängerbände, um auf den ersten Blick deren Qualität zu erreichen. Auf den zweiten Blick zementiert er das bisher Erreichte und bildet eine solide Basis für die finalen drei Bände dieses inzwischen dritten Minizyklus der Serie.    

  • Format: Kindle Edition
  • Dateigröße: 4845 KB
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe: 120 Seiten
  • Verlag: Greenlight Press; Auflage: 1 (9. Dezember 2015)
  • Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.
  • Sprache: Deutsch
  • ASIN: B0195GGXZ0