The Three Planeteers

Edmond Hamilton

Auch wenn der Titel „The three Planeteers“ natürlich inklusiv des kitschigen Doppel Happy Ends mit wahrer Liebe und echter lebenslanger Freundschaft an Alexandre Dumas „Die drei Musketiere“ erinnert, ist Edmond Hamiltons im Januar 1940 in einer Ausgabe der „STARTLING STORIES“ veröffentlichter Roman eher eine Hommage an die Piraten und Westernserials Hollywoods. Im Verlaufe der geradlinigen Handlung werden immer wieder Höhepunkte gesetzt, die bei den Serials in einem Cliffhangar geendet hätten. Hier braucht der Leser nur umzublättern, um die Abenteuer die heimlichen Retter des Friedens im Sonnensystems weiter zu verfolgen. Aber auch Hamiltons andere Pulpromanserie „Captain Future“ wirft einen langen Schatten voraus. Ein kleines Team bestehend aus Bewohnern dreier Welten mit ungewöhnlichem Mut auf einer im Grunde aussichtslosen Mission. Jeder Planet des Sonnensystems bis auf den wirklich unwirtlichen und nur als Militärstützpunkt benutzten Pluto ist bewohnt. Das Leben hat in Hamiltons Geschichten immer seinen eigenen Weg gefunden. 

Der ehemalige Raummarineoffizier John Thorn, der Venusianer Sual Av und der Marsianer Gunner Welk gehören zu den am meisten gesuchten Männern dieser am Ende des 30. Jahrhunderts spielenden Geschichte. Als „The three Planeteers“ haben sie sich mit waghalsigen Raubzügen gegen die Regierung der inneren Planeten – ihr Herrschaftsraum endet an dem von Piraten bewohnten Asteroidengürtel – als auch den Tyrannen der Außenwelten einen berühmt berüchtigten Namen gemacht. Auf ihre Köpfe ist eine hohe Prämie ausgesetzt. Gleich zu Beginn des Buches müssen sich der planetaren Polizei auf dem Mars entkommen. Waghalsig dringen sie in den Palast des örtlichen Regierungshauptes ein. Dort erwartet zumindest den Leser eine Überraschung. Denn die drei Schurken sind in Wirklichkeit Geheimagenten, die durch ihre kriminellen Aktionen getarnt Spionage betreiben. Spionage für die inneren Welten, denen ein Vernichtungskrieg gegen die militärisch deutlich überlegenen Außenplaneten droht. Einzig eine Geheimwaffe, die in den Katakomben des Mondes entwickelt wird, kann die Erde retten. Dazu wird ein seltenen Stoff benötigt, den es nur auf dem zehnten Planeten des Sonnensystems Erebus gibt. Alle Expeditionen zu dieser Welt sind gescheitert, kein Raumschiff ist jemals zurückgekehrt. Ein Mann hat es aber anscheinend geschafft und seiner Tochter das Geheimnis hinterlassen. Diese Tochter ist aber die Anführerin der im Asteroidengürtel lebenden Piraten. Die Piraten halten sich in diesem Konflikt heraus, da beide Seite am liebsten ihre Köpfe hätten. Die Planeteers müssen also versuchen, das Geheimnis Erebus von der Piratentochter zu erfahren, zum Erebus verstoßen und das atomar strahlende Material zur Erde zurückbringen, bevor die Flotten der Außenwelten die Venus, die Erde und den Mars überrennen.  

 

Der grundlegende Plot folgt den im Kern stereotypen Mustern des Pulpabenteuer. Eine unmögliche Mission von überdimensionalen Helden. Eine junge Frau, die trotz ihrer bisherigen Souveränität im Führen von harten Männern schwach wird und schließlich eine Deus Ex Machina Lösung, die angesichts Edmond Hamiltons ansonsten eher brachialer Wunderwaffen – siehe „The Sunsmasher“ – überraschend human daher kommt. Die Actionszenen sind ausgesprochen rasant. Das beginnt bei der anfänglichen Verfolgungsjagd durch die Stadt. Im Haus des Gouverneurs sitzen sie im Grunde in der Falle und entkommen nur, in dem sie eine Geiselnahme simulieren. Die Idee ist aus heutiger Sicht genauso alt wie die Falle, die den Piraten mit einem verlockenden Köder gestellt wird. Die finale Konfrontation in den Katakomben des Mondes mit dem vor Ort weilenden Tyrannen entspricht den Konstruktionen, die Hollywoods Abenteuerfilme en masse in der damaligen Zeit – und wenig überraschend selbst heute – angeboten haben. Dazwischen findet sich noch die Befreiung des mit einem Gedankenlesegerät zu folternden Anführerin der Piraten und das Scheitern dieses ernsten Versuches. Vieles an dieser Szene erinnert an George Lucas „Star Wars“ und die aus heutiger Sicht stilisierten, ein wenig kitschigen Dialoge inklusiv des Bekenntnisses zur Liebe werden dem Leser eher ein Schmunzeln auf die Lippen zaubern als ein Stirnrunzeln bereiten. Im Gegensatz allerdings zu vielen anderen Pulpautoren seiner Zeit lässt Hamiltons Hang zu grenzenlosen Übertreibung mit den erwähnten Anspielungen sowohl auf Hollywood als auch die Abenteuerliteratur des 19. Jahrhunderts die vorhersehbare Geschichte lebendig und selbst heute noch lesenswert erscheinen.

Die Charaktere sind eher eindimensional und rein pragmatisch konzipiert. Da wäre die attraktive Piratenanführerin, die gegen ihre Prinzipien verstößt, als sie nach der Aufdeckung der Identität der drei Planeteers diese nicht am nächsten Morgen hinrichten lässt. Die gleiche Idee inklusiv der Prämisse findet sich in dem Errol Flynn Streifen „Gegen alle Flaggen“. Die etwas naiv wirkende Liebesgeschichte sowie der weitreichende Schatten des verstorbenen Vaters inbegriffen. 

John Thorn ist allerdings dem omnipotenten Captain Future unterlegen. Er ist eher ein Teamplayer, der sich auf die Fähigkeiten seiner beiden lebenslangen Freunde und Verbündeten verlassen kann. Obwohl er furchtlos und waghalsig ist, agiert er manchmal zu instinktiv und zu wenig überlegend. Die Befreiungsaktion der Piratenbraut sei hier ebenso erwähnt wie die Vorgehensweise auf Erebus, die eher verzweifelnd wirkt. Suav Alk und Gunner Welk erinnern eher an Greg und Otho. Es sind zwar außerirdische Wesen mit Stärken und Schwächen, aber sie gleichen Thorns impulsive Handlungsweise solide aus. Die Antagonisten inklusiv des irdischen Gouverneurs sind allerdings eindimensional und nur dem Verlauf des Plots unterworfen charakterisiert worden. Sie dienen als Staffage auf der Suche nach dem Schatz des Planeten Erebus. 

Die Szenen auf dieser Welt gehören zu den besten Momenten des ganzen Romans. Ein radioaktiver Planet mit nur einer einzigen Stelle, auf der Raumschiffe landen können. Eine strahlende Hölle, die ihre zahllosen Besucher nicht getötet, sondern in Unsterbliche verwandelt hat. Bedauernswerte Kreaturen, die sich im entscheidenden Moment an ihre Menschlichkeit erinnern und dem entsprechend handeln. Selten hat Edmond Hamilton ein düsteres Bild des Fortschritts ohne Grenzen gezeichnet. Auch wenn er in vielen anderen Szenen dem Atom huldigt – Atomstrahler, Atomantriebe – setzt er sich einen Moment mit der Unkontrollierbar dieser Naturkraft auseinander, um sie Augenblicke später wieder dem „guten“ Menschen im Besonderen Untertan zu machen. 

Der unbeirrte Glaube an den technologischen und damit unter sanften Zwang einhergehend auch intellektuellen Fortschritt dominiert in mehr oder minder dominierenden Zwischentönen den Roman. Die Auflösung ist eine interessante „Deus Ex Machina“ Variation, welcher die angreifenden Schiffe in totale Dunkelheit stürzt und die Enterung durch die mit entsprechenden Schutzbrillen ausgestatten Erdenschiffe ermöglicht. Es spricht für diesen eher frühen und E.E. Smith widersprechenden Edmond Hamilton, das der Wissenschaftler weinend zusammenbrechend hofft, seine Waffe niemals wieder einsetzen zu müssen. 

Edmond Hamiltons Sonnensystem ist im Vergleich zu den „Captain Future“ Geschichten deutlich weniger exotisch. Viele der seit Jahrhunderten auf unwirtlichen Welten lebenden Abkömmlinge der Menschen wirken weiterhin zu menschlich, zu sehr im 20. Jahrhundert verankert. Einige der Dialoge wirken dadurch unfreiwillig zu pathetisch, zu kitschig. Dieses Manko gleich Edmond Hamilton nicht nur mit einer ausgesprochen rasanten, teilweise sich überschlagenden Handlung aus, sondern mit dem Mut bzw. der Frechheit, aus allen Spielarten der Unterhaltungsliteratur und des Kinos zu leihen und daraus eine exotische Abenteuergeschichte zu machen, die wegen ihres Hanges zur pathetisch kitschigen Übertreibung, der „alles ist möglich“ Mentalität sowie einigen wenigen ernsten Szenen auf dem Atomplaneten Erebus gerade wegen der vielen Lesern bekannten einfach in die Zukunft transportierten Versatzstücke auch siebzig Jahre nach der Erstveröffentlichung noch erstaunlich gut funktioniert und Hamiltons überzogenen und nicht richtigen Ruf als Weltenzerstörer am Ende gerader rückt.  Auf der anderen Seite kann der Leser erkennen, welche Ideen Hamiltons insbesondere ein George Lucas als Inspiration für sein Weltraummärchen genommen hat.  

Edmond Hamilton, "The Three Planeteers" ist als E-Book erschienen.