Homo Sapiens 404- Band 4 Nur eine Kugel

Claudia Kern

Mit dem vierten Abenteuer „Nur eine Kugel“ kehrt die Handlung zur Raumstation NG27 zurück, die in „Mit dieser Waffe“ eine wichtige Rolle gespielt hat. Inzwischen weiß die Besatzung der „T.S. Elliot“ und Aucklands, das die flüchtigen Menschen nicht nur eine Jockey entführt haben, sondern das sie vor allem für die Zombie- Plage auf der Station verantwortlich sind. Im entstehenden Chaos wollten sie ihren Plan ausführen.    

Durch diese Prämisse wird die kleine Gruppe gezwungen, weniger die Jockey zurückzubringen, sondern die Menschen und damit indirekt auch die Jockey auf der Station vor den lebenden Untoten zu retten. Es hilft nicht, dass Kipling von seiner auf der Station befindlichen Quelle unmittelbar vor der Landung noch die Warnung bekommt, nicht an Bord zu kommen.Der vierte Band zeichnet sich durch ein zynisches, aber im Grunde nicht wirklich überraschendes Ende aus. Dabei zeigen die Jockeys ihre zwei Gesichter. Auf der einen Seite versuchen sie in einer schwierigen Position, mit den Menschen Frieden zu schließen, auf der anderen Seite haben sie schon bei der Isolation des Sonnensystems bewiesen, dass der Schutz der Galaxis vor den ausbreitenden lebenden Toten oberste Priorität hat.

Claudia Kern fügt dem Roman ein weiteres Element hinzu. Zum ersten Mal erfährt der Leser durch einen Einschub, der ein gutes Jahr vor den laufenden Ereignissen spielt, etwas mehr über die ehemaligen Besatzungsmitglieder der „Mishima“. Rin hat während des Ausbruchs der Zombieseuche auf der Erde als Pilotin gearbeitet und sollte quasi eine Brandrodung durchführen. Um die Ausbreitung des Zombievirus zu verhindern, sollte mittels eines Atombombenabwurfs eine Schneise geschlagen werden. Es bleibt abzuwarten, ob Claudia Kern weitere Rückblicke in ihre stringente Handlung integriert. Zu begrüßen wäre diese Vorgehensweise alleine, um die Figuren vor ihrer Zusammenarbeit auf der „Mishima“ kennen zu lernen und dadurch besser beurteilen zu können.    

Die Handlung in der Gegenwart konzentriert sich wieder mehr auf die auch schon die ersten beiden Roman bestimmende Auseinandersetzung mit den lebenden Toten sowie der Versuch, die Interessen der einzelnen Gruppen auf NG 27 zu koordinieren. Auch für diesen Roman gilt, das die Handlung für den Umfang fast zu komplex erscheint. Die Einführung inklusiv des Rückblicks ist im Vergleich zum Showdown zu umfangreich gestaltet worden, während die Actionszenen solide, aber auch nach bekannten Mustern verfasst worden sind. Vor allem die ersten Verhandlungen mit den Jockey nach einer klassisch heldenhafte cineastisch gestalteten Sequenz werden die abrupt abgeschlossen und die Menschen feiern natürlich einen komplett unbegründeten Pyrrhussieg.

Da Claudia Kern hinsichtlich der Motive der Fremden sich positiv für die ganze Serie noch bedeckt hält, ist es zu früh, ein abschließendes Urteil zu fällen. Ihre Vorgehensweise ist in doppelter Hinsicht bemerkenswert, aber im Grunde auch nicht überraschend.  Noch mehr orientiert sich die Autoren an verschiedenen cineastischen Vorlagen und nicht zuletzt dank Kiplings Fähigkeit, immer wieder alte Fernsehserien aus dem Internet/ W- Lan downzuloaden und den Menschen verfügbar zu machen, werden sich die Figuren ihrer situationstechnischen Vorbilder auf der Fernseh- und Kinoleinwand mehr und mehr bewusst. Dabei umschifft sie mögliche Klischees und legt ihren „Homo Sapiens“ Spannungsbogen ganz bewusst nicht konträr an. Sie verdeutlich damit impliziert den Lesern, das sie sich genau wie ihre Figuren bestimmten Ähnlichkeiten auch positiv bewusst ist.

Stellvertretend sei hier die Kultfigur Trevor Reilly genannt, der den im ersten Buch angesprochenen letzten im irdischen Radio gespielten Titel komponiert und gesungen hat. Ein bescheidener Mann, der inzwischen auf der im dritten Band besuchten Welt Atlantis seine Karriere wieder aufbauen soll, während er sich mit den Allüren mancher semireicher Männer überhaupt nicht abfinden kann. Trevor Reilly bereichert die Besatzung der „Mishima“/ „T. S. Eliot“ genauso wie die weibliche Jockey, die anscheinend ein doppeltes, wenn nicht sogar opportunistisch dreifaches Spiel führt. Innerhalb der Crew, die dem neuen Besitzer der „T.S. Eliot“ Auckland auch skeptisch gegenüber steht, ist für reichliche Spannung gesorgt, welche Claudia Kern in einem der nächsten Bände extrapolieren wird.      

Der vorliegende vierte Teil kann qualitativ mit dem bislang besten Abenteuer „Sie haben keine Wahl“ nicht ganz mithalten. Der eigentlich komplexe Plot wird zu glatt abgehandelt und die Entwicklung der einzelnen Figuren geht ein wenig schematisch vonstatten. Am Ende schließt die Autorin zumindest den im zweiten Band begonnenen kleinen Handlungskreis um die Raumstation NG27 ab.       

  • Format: Kindle Edition
  • Dateigröße: 401 KB
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe: 93 Seiten
  • Verlag: Rohde Verlag (22. Juli 2013)
  • Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.
  • Sprache: Deutsch