1.06 Die Raumfalle

Regie:
Theo Mezger
Drehbuch:
Rolf Honold, W.G. Larsen

Hauptdarsteller:
Dietmar Schönherr (Major Cliff McLane)
Eva Pflug (Leutnant Tamara Jagellovsk)
Claus Holm (Leutnant Hasso Sigbjörnson)
Wolfgang Völz (Leutnant Mario de Monti)
F. G. Beckhaus (Leutnant Atan Shubashi)
Ursula Lillig (Leutnant Helga Legrelle)
Benno Sterzenbach (General Wamsler)
Friedrich Joloff (Oberst Villa)

Darsteller:
Franz Schafheitlin (Sir Arthur)
Hans Cossy (Marschall Kublai Krim)
Thomas Reiner (M. Spring-Brauner)
Wolfgang Büttner (Tourenne)
Reinhard Glemnitz (Pieter-Paul Ibsen)
Hans Epskamp (Minister)
Sigurd Fitzek (Henryk)

Kurzinhalt

Die ORION-Crew gerät durch einen Gast, den sie an Bord nehmen musste, in ziemliche Schwierigkeiten. Seinetwegen müssen sie auf dem Asteroiden Mura, auf dem sich eine Strafkolonie der Erde befindet, landen. Dort geraten sie in die Gewalt eines größenwahnsinnigen Wissenschaftlers, der die Kolonie unter seine Herrschaft gebracht hat. Er will die ORION, um damit zu den Frogs überlaufen zu können.

Inhalt

Bei dem Auftrag, Lichtsporen zu bergen, die möglicherweise für die Verbreitung von Leben in der Galaxis verantwortlich sind, bekommt McLane zu allem Überfluss auch noch einen Passagier für die ORION. Der bekannte Science Fiction-Autor Pieter-Paul Ibsen, der mit der Tochter eines Ministers verlobt ist, verschaffte sich über diese Beziehungen die Erlaubnis, für den Flug.

Der männliche Teil der Besatzung ist ziemlich genervt über den arroganten Schreiberling, der bei ihnen als "Pipo" bekannt ist und von dessen Romanen McLane findet, dass sie weltberühmt seien spräche nicht gerade für die Welt. Doch Helga Legrelle ist ziemlich begeistert von ihrem Gast und Tamara findet ihn amüsant. Als sie das Zielgebiet erreichen überredet Ibsen McLane, ihn allein mit einer Lancet fliegen zu lassen, da das sein großer Traum sei. Der unerfahrene Theoretiker hat zwar den Lancet-Flugschein mit Auszeichnung bestanden, doch dann schaltet er die Automatik ab, auf die McLane das Lancet gesetzt hatte und kommt promt vom Kurs ab. Er landet schließlich auf Mura. Dort befindet sich eine Straf- und Verbannungskolonie der Erde, auf der die Gefangenen die Macht übernommen haben.

Nachdem zwei Startversuche gescheitert sind, steigt Ibsen aus und wird sogleich von den Rebellen gefangen genommen. Ihr Anführer ist Tourenne, ein größenwahnsinniger Wissenschaftler, dessen skrupellose Menschenversuche mit neuartigen Lähmungsstrahlen ihn nach Mura gebracht haben. Er fordert Ibsen auf, die ORION herbeizurufen, was jener nach einer kleinen Folteraktion auch tut. Da der Asteroid Mura eigentlich nur vom GSD angeflogen werden darf und McLane nun wirklich keine Lust hat, wegen Pipo dort zu landen, startet er erst nach ausdrücklicher Erlaubnis durch Lt. Jagellovsk, die ihm diese leider erteilt, damit sie beide nicht in Teufels Küche kommen, wenn sie ohne Ibsen zurückkehren würden.

Unterdessen wird auf der Erde der Minister ziemlich nervös, weil die Lichtspruchverbindung zur ORION aufgrund magnetischer Störfelder abgebrochen ist.

Die ORION landet auf Mura. Dort meldet sich Tourenne und droht, Ibsen umzubringen wenn die ORION-Crew nicht unbewaffnet das Schiff verlässt. McLane hat keine Wahl. Die ORION-Crew wird von bewaffneten Männern in Empfang genommen und getrennt, McLane wird zu Tourenne gebracht. Jener hat vor, mit Hilfe der ORION zu den Frogs überzulaufen, da die Erde ihn und seine Mitverbannten nicht mehr will und sie die Menschheit zutiefst hassen. Er freut sich besonders darüber, dass es nach langem beharrlichen Warten gerade die ORION ist, die ihnen in die Hände gefallen ist. McLane ist entsetzt, als er erfährt, dass Tourenne den Exoterristen seine gefährlichen Lähmungsstrahlen anbieten will.

Inzwischen ist auf der Erde nicht nur der Minister außer sich, weil er nicht weiß, was er seiner Tochter erzählen soll. Auch Wamsler macht sich nun Gedanken, da man sechs Tage lang nichts von der ORION gehört hat, was mit Störfeldern nicht mehr zu erklären ist.

Helga Legrelle und Tamara Jagellovsk, die gemeinsam in einer Zelle sitzen, ist unterdessen auch klar geworden, dass die Rebellen es auf die ORION abgesehen haben, um damit zu verschwinden. Mit List, Tücke und einem kleinen Flirt, der den Wachmann durcheinanderbringt, gelingt es Helga und Tamara, aus der Zelle freizukommen und auch Mario, Hasso und Atan zu befreien.

McLane versucht unterdessen, Tourenne, der nicht ganz unbeeindruckt von dem Commander ist, klarzumachen, dass seine Leute, auch wenn sie etwas von der Materie verstünden, gar nicht im Stande wären, ein modernes Großraumschiff wie die ORION zu bedienen, da sich in den letzten Jahren im Stand der Technik Enormes verändert habe. Tourenne will das nicht recht glauben, doch als McLane ihn dann als giftigen alten Mann bezeichnet, über den die Frogs, so sie denn Humor besäßen, nur lachen würden, verliert er die Geduld mit ihm. Eigentlich hätte er vorgehabt, McLane einen schnellen, schmerzlosen Tod zu gönnen, doch jetzt beginnt er, ihn zu quälen.

Da ertönt allerdings die Durchsage, dass es der restlichen ORION-Besatzung gelungen sei, auszubrechen. Tourenne nötigt diese Aktion, die gelungen ist während McLane ihn in ein Gespräch verwickelt hatte, sogar eine gewisse Bewunderung ab. Darüber hinaus stellt er fest, dass McLane ja womöglich Recht habe und sie die ORION nicht alleine fliegen könnten. Einen jedoch brauche er sicher nicht, stellt Tourenne fest, den Dichter. Diesen würde er also als erstes liquidieren, wenn nicht alles präzise nach seinen Anweisungen geschehe. Dann nähme er sich den Rest der Besatzung, abgestuft nach Wichtigkeit, vor.

Auf der ORION, die sie inzwischen erreicht haben, möchte Mario sofort starten und der ersten taktischen Raumflotte den Rest überlassen. Hasso jedoch fürchtet um McLanes Leben und will den Asteroiden nicht ohne ihn verlassen. Während Tourenne gerade Ibsen festbinden lässt und McLane auffordert, sich dessen Sterben genau anzusehen, denn genauso würde es ihm ergehen können, trifft ein Funkspruch der ORION ein. Hasso wünscht das Chefschwein, den Oberlumpen, den Hauptgangster zu sprechen. Er teilt ihm mit, dass er die ORION mit Energie geladen habe und sie in exakt 15 Minuten in die Luft ginge - und mit ihr der gesamte Asteroid - wenn McLane und Ibsen bis dahin nicht an Bord seien.

Tourenne gibt diesem Ultimatum verhältnismäßig gelassen nach. McLane ordnet einen sofortigen Alarmstart an, doch es klappt nicht, die Energie wird einfach abgeleitet. Es wird klar, dass sie sich in einer elektromagnetischen Raumfalle befinden, die ihre Kraft aus der Energie des Raumschiffs bezieht.

Tourenne schlägt McLane nun einen Deal vor. Man solle seinen Leuten die Bedienung erklären, dafür wurde er McLane und seine Crew unversehrt zurücklassen, wenn sie "verreisen" würden. McLane hat keine Wahl, als einzuwilligen. Tourenne empfiehlt ihm noch, nicht nach den Waffen zu suchen, die hätte er. Doch Hasso zieht grinsend die Waffe, die sie dem Wachmann abgenommen hatten. Man bespricht eine Strategie und dann kommen die Rebellen auch schon an Bord und Tourenne hat die Srahlenwaffe keineswegs vergessen, die er McLane nun als erstes abnimmt.

Jetzt muss der Commander also zwangsläufig mit seiner Schulung beginnen. Er will den Rebellen einen Start vorführen. Doch dazu, erklärt er Tourenne, müsse er wissen, wie groß das Energiefeld sei, um die ORION kurz vor deren Scheitelpunkt abfangen zu können. Er erhält die gewünschte Auskunft. Als McLane Atan entsprechende Anweisungen gib, stellt jener sich zunächst etwas begriffsstutzig an, doch McLane gelingt es, die Unebenheit zu überspielen. Auch andere Anweisungen, die den Rebellen seltsam erscheinen kann McLane "völlig schlüssig" erklären.

So gelingt es, zunächst eine Lancet zu starten, die durch eine Explosion ein Loch in das Energiefeld reißt, durch das die auf dem Fuße folgende ORION der Falle entkommen kann. Vermittels einer kleinen Ruckelei der ORION gelingt es schließlich auch, Tourenne und seine Männer zu überwältigen und in die Kälteschlafkammern zu verfrachten. Bei einem großen Glas Whiskey, gegen das nun auch Tamara nichts mehr einzuwenden hat, feiert man noch an Bord den schlauen Sieg.

Nur Tamara denkt in der ausgelassenen Heiterkeit auch noch daran, einen Lichtspruch zur Erde zu senden, da sie seit sieben Tagen überfällig seien. Als der Minister gerade in höchster Sorge mit General Wamsler darüber spricht, dass man McLane nachsage, dem Alkohol zuzusprechen, jener ihm aber versichert, dass Alkohol an Bord strengstens verboten sei, meldet sich McLane. Er erklärt, sie befänden sich auf dem Rücksturz zur Erde, alles weitere werde er Wamsler dann erörtern. Als der Minister besorgt fragt, ob er seinen Schwiegersohn sprechen könne muss Cliff das verneinen, weil der stockbesoffen in seiner Kabine läge...

Kritik

von Gisa von Delft

Auch in dieser Episode haben wir - wie in der vorherigen - Menschen unter sich. Es wird sich natürlich des SF-Umfeldes bedient, aber die Sache mit den Aliens oder Exoterristen (um mal bei dem m. E. wohl nicht ganz korrekten ORION-Jargon zu bleiben) auf jeden Fall nicht überreizt. Sie sitzen zwar als Feinde immer noch in der Hinterhand, Gegner zu denen man überlaufen kann wenn man mit den Machenschaften auf der Erde unzufrieden ist, aber das ist ja in diesem Moment nur ein Bild für "die andere Seite".

Ein durchgeknallter, größenwahnsinniger Wissenschafftler bietet immer den Stoff für Bedrohliches und das wurde auch hier genutzt - warum auch nicht, für sowas sind Klischees ja schließlich brauchbar. Was mir persönlich an dieser Episode aber noch viel besser gefallen hat als die Überlegungen, welche Strafen man wohl human nennen kann, oder McLanes geschicktes Austricksen Tourennes, indem er dessen Unwissenheit über den Stand der Technik ausnutzt, war die Geschichte um "Pipo" an sich.

Das war zum einen die Sache mit den Beziehungen, die ihn überhaupt auf die ORION bringen. Immer und überall zu erleben, dass Leute ohne irgendeine Qualifikation nur durch die richtigen Beziehungen irgendwas erreichen. Hier ist das nun schön auf die Schippe genommen. Auch an dem Umgang der einzelnen Crew-Mitglieder mit dem Schreiberling habe ich jedes mal auf's Neue meinen Spaß. Allein schon McLanes Erkenntniss, wen er da mitnehmen soll 'aaach, Pipo' - kommt immer wieder gut.

Insgesamt gibt es auch in dieser Episode wieder den ORION-Ton, der mir so gut gefällt: die Unbeugsamkeit McLanes, wenn er einen Missstand anprangert, die freundschaftlichen Hakeleien der Crew untereinander und das unbedingte Einstehen füreinander. Selbst das Ende mit dem alkoholisierten Schreiberling ist einfach lustig. Wobei man sich natürlich fragen kann, ob es okay ist, wenn Alkohol auch in einer Zukunftsvision immer noch als völlig selbstverständliche Volksdroge Nummer eins gehandelt werden muss - aber das sei nur mal am Rande in den Raum gestellt.

Notizen am Rande...

  • Die für jene Zeit sehr futuristische Wirkung der Kunststoff-Kulissen in der Kommandokanzel der ORION verdanken sie einem damals ganz neu erfundenen Herstellungsprozess, dem sog. Tiefziehverfahren.
  • Trickszenen wie z.B. der Einstiegsschach der ORION, die Supernova in Planet außer Kurs sowie verschiedene Raumstationen wurden in Farbe gedreht, auch wenn es in Deutschland zu dem Zeitpunkt noch kein Farbfernsehen gab. Die Angaben über Gründe variieren zwischen 'im Hinblick auf eine eventuelle Fortsetzung der Serie' und 'um den Tricktechnikern die Arbeit z.B. mit Blue Screen zu erleichtern'.
  • Obgleich das amerikanische Fernsehen an der Serie interessiert war, verhinderte die Tatsache, dass sie in schwarz-weiss gedreht wurde letztlich den Start der ORION im US-TV.
  • Die Raumpatrouille lief jedoch in Frankreich, Österreich, der Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Schweden, Jugoslawien, Ungarn und besonders erfolgreich in Südafrika.
  • In Deutschlang lag die Einschaltquote bei der Erstausstrahlung 1966 mit unglaublichen 44 % nur knapp hinter absoluten Strassenfegern wie Kuhlenkampffs Einer wird gewinnen oder den Durbridge-Krimis. 1968 folgte eine Wiederholung im Nachmittagsprogramm mit einer Sehbeteiligung von 13,7 %. Im Herbst 1975 lief die Serie erneut zur Primetime und erreichte die Traumquote von 38 %.