Perry Rhodan Neo 113 "Fischer des Leerraums"

Rainer Schorm

Rainer Schorm führt in „Neo“ 113 auf zwei leider nicht sehr gut strukturierten Handlungsebenen das Geschehen fort. In der ersten Hälfte seines Bandes springt er gut voneinander getrennt zwischen dem Leyden Team und Perry Rhodans Gruppe hin und her. Anscheinend hat er sich dabei etwas zu viel Platz gelassen, denn die zweite Hälfte des Taschenbuches erscheint ohne das der grundlegende Plot sich wirklich weiter entwickelt ausgesprochen hektisch und vor allem wirken die Übergänge zwischen den einzelnen Kapiteln bemüht. Über das fiese offene Ende mit dem ausgesetzten Kater lässt sich lange diskutieren, zumal der „schutzlose“ Kater Hermes inzwischen mehr Raum einnimmt als einige der Protagonisten. Natürlich wird man ihn nicht sterben lassen. Natürlich wird sich im folgenden Roman eine Lösung finden. Daher folgen Michael Buchholz und Rüdiger Schäfer  nur den Mechanismen des Spannungsromans, was bei einer stärkeren Plotstruktur und vor allem einer intensiveren Handlungsführung eher zu verzeihen gewesen wäre als bei der bisherigen Langeweile, welche „Die Posbis“ leider ausstrahlen.

 Die Leyden Handlung wirkt dabei unnötig verschachtelt. Vage Hinweis beginnend auf der Erde mit Luan Perparim im Mittelpunkt. Sie wird immer wieder von einem alten Chinesen im Abstand von mehreren Jahren besucht. Er gibt ihr immer wieder Ratschläge. Auf der Erde waren diese Erscheinungen schon nicht normal, aber zumindest im Rahmen akzeptabel. In den Tiefen des Alls wird eine erneute Begegnung intensiviert. Die Zeit scheint stillzustehen und sie wird zusammen mit dem Chinesen zu einer Zeitbombe geführt. Die Bombe muss von dem Planeten entfernt werden und nur ER kann es machen. Kaum ist die Zeitschranke aufgehoben, wird Leydens Team gefangen genommen. Dieser ganze Handlungsabschnitt wirkt sehr bemüht. Während die Begegnung mit den Posbis und im vorliegenden Roman auch den Fischern des Leerraums sich zwar schwerfällig, aber in einem akzeptablen Rahmen abspielt, wirken diese übernatürlichen Hinweise auf eine Art Überkonstrukt inklusiv entweder ES als Superintelligenz oder anderen übernatürlich begabten Wesen bis hin zu den Goldenen nicht überzeugend genug. Jede Manipulation mit der Zeit ist schon von sich aus ein zwar immer wieder gerne eingesetztes, aber niemals effektiv abgeschlossene Element der Erstauflage. Der bodenständige K.H. Scheer hatte schon sowohl bei den „Meister der Insel“ auch als „M 87“ die Schwierigkeit mit den Terranern, die in der tiefsten Vergangenheit operieren mussten. Wenig überzeugend erscheint, dass angesichts der Länge der bisherigen Leyen Operation plötzlich von den einzelnen Charakteren immer wieder neue Fakten präsentiert werden. Es ist erstaunlich, das Luan bislang angesichts der zahlreichen übernatürlichen Begegnungen nicht erwähnt hat, das ihr immer wieder eine Chinese begegnet ist. Und wenn es nur als Randbemerkung gewesen wäre. Zumindest macht sie es am Ende des vorliegenden Romans, als Leydens Team fast ausweglos gefangen genommen worden ist.

 Im mittleren Abschnitt betreten die auch für den Titel verantwortlichen „Fischer des Leerraums“ die Bühne. Diese ebenfalls aus der alten Serie stammenden Jäger/ Sammler konzentrieren sich auf alles, was zu Geld zu machen ist. Da es sich um einen anderen Stamm als Belinkhars Sippe handelt, gehen sie rücksichtsloser vor. Ihr Verhalten erinnert an Piraterie, wobei sie anscheinend eher auf Lösegeld denn auf zu viele Leichen aus sind. Sie finden das schwer beschädigte Raumschiff im All treibend  und bringen den Bewusstlosen mit schweren Brandwunden an Bord. Passend dazu erinnert sich die Anführerin an Bord des Schiffes an eine alte Legende und folgt den Spuren des Deflektorfelds des Physiotrons. Dieser Mittelabschnitt dient in erster Linie dazu, um auch auf der weiteren Suche nach einem potentiellen Planeten der Unsterblichkeit für Spannung zu sorgen. Die Fischer des Leerraums wirken dabei eher simpel beschrieben. Die typischen „Probleme“ mit den Vorgesetzten, dem mangelnden Erfolg und dem Griff nach dem Goldpot sind inzwischen so oft beschrieben und angewandt worden, dass die Autoren daraus leider auch keine Spannung mehr beziehen können. Zumindest nimmt dieser Handlungsbogen im Roman zufriedenstellend wenig Raum ein und führt eine weitere Gruppe zu der zu einem der potentielle Ziele, wobei sich die Fischer als Überleitung zum nächsten Band auch entsprechend unvorsichtig verhalten.

 Auf der Haupthandlung gibt es vor allem einen Rückblick. Die meisten Besatzungsmitglieder der BRONCO sind nicht nur in der Borg Tradition, sondern sicherlich auch auf einige andere Science Fiction Romane der fünfziger bis siebziger Jahren zurückgreifend mehr und mehr in Cybernauts mit Implantaten und metallenen Hautpartien verwandelt worden. Man will sie zu Wahrem Leben verwandeln. Während die Posbis in der Originalserie ja das wahre Leben gesucht, es aber nicht „erschaffen“ haben, wirkt diese Idee anfänglich überraschend. Es entstehen künstlich erschaffene „Mutanten“ unter anderem mit erhöhte Körperkraft, umfangreichen Sinneswahrnehmungen oder sogar einem Röntgenblick. Nicht nachvollziehbar ist, dass auf der einen Seite Rohstoffmangel an Bord des Bakmaatu Raumschiffs herrscht, auf der anderen Seite aber ausreichend Potential erschaffen wird, um die Menschen zu optimieren. Der Autor kann nicht richtig herausarbeiten, warum überhaupt das wahre Leben optimiert werden muss, da es den bisherigen Fakten widerspricht. Normalerweise müssten die Posbis und auch die Makmaatu ja noch einer perfekten „Rasse“ suchen, die alle Kriterien erfüllt und sie nicht erschaffen. Hinzu kommt, dass ihre Vorgehensweise eher an die Experimente der Aras und damit auch an die Gräueltaten der Nationalsozialisten erinnern. Sie sind nicht Ziel gerichtet, als wenn der Weg wichtiger als der Ausgang ist.

Auch hier präsentiert aber Rainer Schorm bevor es zu heikel wird, eine weitere „Deus Ex Machina“ Lösung. Kaveri bricht quasi förmlich durch die Wand und formt eine Schneise, die nicht nur zu einem Lagerraum mit den Sachen Perry Rhodans, sondern der ganzen verbliebenen BRONCO  Crew führt. Zumindest wird am Ende nicht geschossen, sondern nur verhandelt. Für die Bakmaatu ist die Flucht ihrer unwilligen Opfer schwer zu akzeptieren. Perry Rhodan setzt sich bei diesen Verhandlungen nicht unbedingt logisch durch. Der ganze Handlungsbogen endet quasi mit einem „Patt“ im Nichts. Rainer Schorm hat die Intentionen dieses Posbi Stammes beschrieben, aber auf den ganzen Handlungsbogen bezogen erscheint diese Episode wie Füllmaterial. Die BRONCO war anscheinend nicht Teil des Plans, so dass die Waffen sprechen müssen. Kaveri ist eine zu „ultimative“ Waffe, der es stellvertretend für eine Unzahl vergleichbarer Situationen zu leicht gelingt, die Menschen zu befreien und das entsprechende Material unauffällig zur Seite zu schaffen.

Am Ende dieses Handlungsarms kommt es zu einem Treffen zwischen Thora, Crest und Perry Rhodan. Auch hier hilft die gerade erlente Technik. Auch hier ist es wieder Kaveri als Faktotum, das den Unterschied macht.

Es ist schade, dass Rainer Schorm einen grundsätzlich vom Aufbau her interessanten Roman nicht in den Griff bekommt. Die Experimente am wahren Leben wirken im Vakuum initiiert. Spannender wäre es gewesen, wenn die Posbis immer wieder Versuche gestartet hätten, nicht wahres Leben zu optimieren, sondern wie Frankenstein wahres Leben künstlich zu erschaffen. Das hätte auch hinsichtlich der Versuche mit den Menschen Sinn gemacht und Perry Rhodan in eine deutlich schwierigere Situation gebracht. Zu den Schwächen gehört weiterhin, wie „leicht“ sich die Menschen aus unmöglichen Situationen immer mit der notwendigen Hilfe im richtigen Moment befreien können. Der ganze Roman wirkt dadurch noch zerstückelter und vor allem fehlt dem vorliegenden Minizyklus der Fluss der Originalserie. Neuleser werden ohne Frage staunend auf die Posbis schauen, aber leider auch die entsprechenden Vergleiche mit den Borgs ziehen. Da hilft es auch nicht, dass die Posbis „älter“ sind und vor „Star Trek“ erschaffen worden sind. Jetzt geht es um eine Neuinterpretation der Serie und da fehlt an Rüdiger Schäfer und Michael Buchholz an einem zündenden Funken. Sie bleiben Figuren technisch zu sehr an der Originalserie und können inhaltlich bislang nicht überzeugen. Auch „Die Posbis“ schleppt sich eher aus Versatzstücken bestehend und wie im vorliegenden Band mit einigen unlogischen Szenen belastet dahin als endlich aus dem langen Schatten der Erstauflage zu treten und das bekannte Universum wirklich originell zu beleben.

 

 

Pabel Verlag

160 Seiten, Taschenheft

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