Die Scareman Saga Band 5 "Das Ende der Gewissheit"

Das Ende der Gewissheit, Scareman Saga Band 5, Titelbild
Dirk van den Boom

Dirk van den Boom präsentiert mit „Das Ende der Gewissheit“ zur Hälfte ohne Frage einen der besten Romane der Serie und leider zur anderen Hälfte den schlechtesten Teil. 

Lange Passagen beschäftigen sich mit dem Lebenszyklus der auf Akkar gestrandeten Ek-ek im Allgemeinen und der Metamorphose des Koordinators, des Kommandanten im Besonderen. Wie in seiner „Tentakel“ Serie legt Dirk van den Boom Wert darauf, die Paarungsgewohnheiten der Fremden ausführlich zu beschreiben. Leider nicht als Satire, sondern durchaus ernst gemeint. Da es sich um intelligente Echsen handelt, ist es fast logisch, dass sie auf ihre Triebe zurückfallen und eine „Frau“ plötzlich zum Freiwild wird, das man am besten erst heiraten und dann kontinuierlich schwängern sollte. Es ist nicht überzeugend, wie schnell die wenigen zivilisatorischen Barrieren beginnend beim Analysten und endend beim Techniker fallen. Über allem schwebt die Koordinatorin, die sich schließlich in ihr Schicksal ergibt und sogar der Ek-ek Kolonie auf längere Sicht „gut“ tun wird. 

Es sind typische van den Boom Passagen, die aber angesichts der vielen sehr guten Ansätze in den bisherigen vier Bänden die ganze Serie weit zurückwerfen. Immerhin haben die  Ek-ek gegen den Willen des Scareman die Zivilisation auf Akkar nach vorne gebracht. Zwar wirkt der Plan selbst für die Echsen sehr ambitioniert,  quasi die Rettung über Jahrhunderte heranzuzüchten und den Planetenbewohnern die Technik über lange Sicht zu vermitteln, die irgendwann eine bemannte Raumfahrt und damit die Reparatur des Raumschiffes ermöglicht. Aber die Idee ist zumindest originell und vor allem wirkt der „Wettkampf“ zwischen den Echsen und den jeden Fortschritt vernichtenden Scareman spannend entwickelt. Hier liegt auch das größte Potential, denn ausgehend von den bissigen Kommentaren seiner quasi künstlichen Intelligenz muss der Scareman erkennen, dass seine bisherigen, in den voran gegangenen Romanen beschriebenen Aktionen weder die gewünschten Resultate – die Fabrik der Zahlen gibt es immer noch – abschließend erzielen konnte noch die allgemeine Tendenz einer intellektuellen Evolution verhindern. Die Erkenntnis ist anfänglich für den Scareman eine Art Schock. Interessant ist zusätzlich, dass angesichts einer weiteren, bislang ambivalent beschriebenen Drohung die Chance besteht, mit den überlebenden Ek-ek gemeinsam gegen den Feind vorzugehen und die herrschende Konfrontation zu beenden. Sehr zum Unwillen der künstlichen Intelligenz, die diesen Prozess unterbinden möchte.    

Dirk van den Boom hat die „Scareman“ Saga sehr langfristig angelegt und teilweise vergehen nicht nur Jahre, sondern  Jahrzehnte zwischen den einzelnen Perioden des Erwachens und des Eingreifens. Das Umfeld hat sich beginnend auf den ersten Seiten des vorliegenden fünften Teils bis zu dessen ein wenig zu offenen Ende so radikal geändert, das der Leser einige Passagen zweimal lesen muss, um sie richtig einzuordnen. Dadurch wirkt der vorliegende Band ein wenig zu hektisch, zu sprunghaft, zumal das zugrundeliegende Potential des aktiven Eingreifens, der fortlaufenden Entscheidung zwischen der übergeordneten Mission und den teilweise auszuschaltenden unschuldigen Individuen eher angerissen als gänzlich zufriedenstellend gehoben worden ist. In dieser Hinsicht wirkt der Sprung nicht überzeugend genug.

Bedenkt der Leser dann noch zusätzlich, wie viel „Raum“ Dirk van den Boom mit der Echsenhandlungsebene im Grunde unnötig bis klischeehaft ärgerlich buchstäblich verschenkt hat, dann bleibt eine spürbare Enttäuschung zurück. „Das Ende der Gewissheit“ zündet ohne Frage auf zwei Handlungsebenen die nächste inhaltliche Raketenstufe und bürgt unwahrscheinlich viel Potential. Leider gibt es den angesprochenen dritten Handlungsbogen, der höchstens Leser ansprechen wird, die sich mit Dirk van den Booms Gesamtwerk gar nicht auskennen und diese altklugen Phrasen noch Bedeutung zu billigen.       

  • Format: Kindle Edition
  • Dateigröße: 520 KB
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe: 102 Seiten
  • Gleichzeitige Verwendung von Geräten: Keine Einschränkung
  • Verlag: Atlantis Verlag Guido Latz (31. Oktober 2016)
  • Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.
  • Sprache: Deutsch