Heliosphere 2265- Band 41 "Der Ruf nach Freiheit"

Heliosphere 2265, Band 41, Vor dem Ende, Titelbild, Rezension
Andreas Suchanek

Kurz vor der vierten Zyklushalbzeit zieht Andreas Suchanek auf der einen Seite das Tempo ohne Frage auf, während er auf der anderen Seite aber wie in einigen anderen der Zwölfer Miniserien zu viel Stoff auf einmal teilweise in einer unglücklichen Art und Weise zu verarbeiten sucht. Auch bei „Vor dem Ende“ stellt sich unwillkürlich die Frage, ob ein variabler Umfang dem Roman nicht gut getan hätte. Vierzig oder fünfzig Seiten mehr wären kein Problem gewesen.

 Auf der anderen Seite erweist sich Andreas Suchanek als Autor inzwischen leider auch zu statisch. Es wäre zu wünschen, wenn mit dem Band 50 die bekannten Schemata durchbrochen werden und der Handlungsfluss wieder freier wird. Zu den Schwächen des vorliegenden Bandes gehört die obligatorische charakteristische Rückblende. In den ersten Abenteuern hat diese Vorgehensweise immer funktioniert, um die noch unvertrauten Charaktere dem Leser näher zu bringen. Durchwoben sind diese Rückblicke mit den Hinweisen auf einen großen Plan gewesen, in dessen Ablauf die Besatzung der „Hyperion“ sorgfältig ausgesucht trotzdem nur eine Marionettenrolle übernimmt. Diese Vermischung von Hintergrundinformationen und Ansätzen einer länger im Hintergrund ablaufenden „Verschwörung“ nutzt der Autor auch im vorliegenden Buch, wahrscheinlich für den ganzen Handlungsbogen einmal zu oft. Während die zwischenmenschlichen Situationen überzeugen und auch die Anbindung an das offene Ende des letzten Bandes überzeugen, stellt sich unwillkürlich die Frage, ob der Autor wieder zum wiederholten Male eine wichtige Figur in Lebensgefahr gebracht hat, ohne sie sterben zu lassen. Diese Handlungsmuster sollten unbedingt in den folgenden Romanen durchbrochen werden.

 Es ist aber nicht die einzige Problem nicht nur dieser vierten Miniserie, sondern vor allem auch dieses Romans. Angesichts des Stoffes, der zu bewältigen ist, wirkt die Exposition viel zu langatmig und nicht logisch. Geschwindigkeit ist wichtig. Warum soll Jaydon Cross also zusammen mit Kirby nach Hope reisen, um dort Yuna Ishida zu treffen. Es sollte schon eine gut getarnte Fernkommunikation möglich sein. Für die nächste Mission ist dieser Zwischenstopp nicht wichtig und vor allem bricht Andreas Suchanek den Handlungsbogen mitten vor dem entscheidenden Gespräch ab. Angesichts des Chaos in der Galaxis und dem dringenden Kampf gegen die Alten wirkt diese Vorgehensweise übertrieben. Genauso seltsam erscheint es, dass insbesondere die charismatische Sjöberg mehr und mehr zerfällt. Da ärgert er sich wie ein kleiner ungezogener Junge über ein Sonnensystem, das er in seinem perfiden Plan sowieso opfern wollte. Er hat es an seine Konkurrenten verloren. Das Ergebnis ist im Grunde das Gleiche, nur wollte er es durch seine eigenen Truppen selbst erledigen. Da stellt sich unwillkürlich die Frage, wo der charismatische Pragmatiker geblieben ist, der auch „Ergebnisse“ andere Fraktionen einfach in seinen Plan einbezogen hat.

 Die Kampfszenen im „Indira“ System können aufgrund ihres Fatalismus überzeugen. Auch wenn es grausam klingt, lässt der Autor dreidimensional gestaltete Nebenfiguren in doppelter Hinsicht auf tragische Art und Weise sterben, so dass die Brutalität dieses Krieges dem Leser überdeutlich wird.

 Immer wenn sich der Autor auf diese persönliche Ebene zurück bewegt und vor allem die großen Pläne im Hintergrund zu ignorieren beginnt, leben die Bände der vierten Miniserie deutlich mehr auf. Es empfiehlt sich für Andreas Suchanek, einen neuen goldenen Mittelweg zwischen einem durchaus zufrieden stellenden wie komplexen Handlungsbogen und persönlichen Schicksalen zu finden, in dem er rücksichtslos und selbstkritisch die ganzen stereotypen Handlungsmuster streicht, die insbesondere in dieser Miniserie immer wieder hinter jeder Ecke nicht selten unheilsvoll wie überzogen im Nachwort angekündigt lauern. Es ist schade, dass die verschiedenen Themen so oberflächlich und nicht selten eher hektisch abgehandelt werden. Anstatt sich auf die Stärken seines Plots zu konzentrieren und diese konsequent auszubauen, wirkt Andreas Suchanek ein wenig ausgeschrieben und überarbeitet. Damit soll nicht gesagt werden, dass eine Einstellung von „Heliosphere 2265“ der Königsweg wäre, aber viel mehr sollte es sich vielleicht einige Zeit entweder Ruhe gönnen oder den Fokus nur auf einer der zahlreichen Serien in seinem Verlag legen, um die Potentiale wieder zu heben und die originelle Spannung wieder zu erzeugen, welche vor allem die erste Miniserie auf allen Handlungsebenen so ausgezeichnet hat.     

  • Format: Kindle Edition
  • Dateigröße: 1833 KB
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe: 116 Seiten
  • Verlag: Greenlight Press; Auflage: 1 (19. Januar 2017)
  • Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.
  • Sprache: Deutsch
  • ASIN: B01N2S2XXU