Perry Rhodan Planetenroman 83+ 84 "Das tödliche Paradies" /"Höllentanz der Marionetten"

Perry Rhodan Planetenroman 83+ 84, Titelbild, Rezension
Kurt Mahr und Hans Kneifel

Im ersten der beiden Nachworte erläutert Rainer Nagel wie es zu dieser ersten Kombination zweier unterschiedlicher Perry Rhodan Autoren in einem Zaubermond Doppelband gekommen ist.  Ein Leser hat gefragt,  ob man nicht die beiden auf dem Urlaubsplaneten Zirkon spielenden Romane zusammenfassen könnte. Rainer Nagel geht dabei nicht nur auf seinen Ansatz ein, sondern führt alle Auftritte dieser beliebte Urlaubswelt innerhalb der  „Perry Rhodan“ Serie anschließend auf.

Interessant ist, dass Hans Kneifel in seinem Buch „Höllentanz der Marionetten“ nicht nur ein wenig tiefer in die Geschichte Zirkons eindringt, sondern einen der  Charaktere von einem tödlichen Paradies in einem anderen Zusammenhang sprechen lässt. Es ist kein Zufall, dass Kurt Mahrs Roman genau diesen Titel trägt. 

Auch wenn in den beiden aus der Frühzeit der „Planetenromane“ stammenden Abenteuer eher universelle Gefahren von Zirkon ausgehen, zeigen Kurt Mahr und Hans Kneifel konträre Ansätze. Kurt Mahr ist deutlich mehr der Pragmatiker, der eine paranoide Verschwörungs- und Kriminalhandlung aufzieht, während  wie Rainer Nagel pointiert darstellt bei Hans Kneifel nicht unbedingt die kleinen  oder einfachen Menschen im Mittelpunkt der Geschichte und daraus resultierender nicht kontrollierbarer Ereignisse stehen, sondern eine Art aufstrebende Mittelschicht wie Mitglieder der Filmcrew in „der stumme Roboter“, ein Künstler  in einem anderen Roman oder wie in „Höllentanz der Marionetten“ schließlich eine qualitativ niedergehende Zeitung auf Zirkon, deren Titel dem populären  „stern“ nachempfunden worden ist.  Kurt Mahrs Protagonisten wirken immer ein wenig zu eindimensional, zu funktionell trotz aller Ecken und Kanten gezeichnet. In einem direkten Vergleich mit Hans Kneifel als Lebemann, der neben Kultur auch einen erlesenen, aber  niemals abgehobenen Geschmack für gute Speisen oder/und Weine in die Handlung  einfließen ließ, sowie dessen in dieser Hinsicht so dreidimensionalen Protagonisten zeigt sich diese Schwäche überdeutlich. 

Auf der positiven Seite ist Kurt  Mahr wahrscheinlich auch durch seinen stringenten Ansatz ein Autor, der kontinuierlich Spannung erzeugen und das Tempo wie bei einem Tempomat hochhalten kann. Hans Kneifel ist stellenweise improvisierender Opportunist, welcher  in einigen Rückblenden auch wichtige Aspekte der Vergangenheit Zirkons zusammenfassend erzählt.  In dieser Veröffentlichung als Doppelband besteht  die Möglichkeit, bei Kurt Mahr über die Kultur und einen sehr weiten Einblick in die Vergangenheit und außergewöhnliche Langzeitpläne zu erhaschen, während Hans Kneifel sich eher um die nähere Vergangenheit kümmert.

Kurz Mahr entsendet ein Trio mit den Agenten Ron Landry und Lofty Patterson, sowie dem Robot Sergeant Meech Hannigan nach Zirkon.  Obwohl der  Planet über eine auf dem Niveau der Bronzezeit stehende Eingeborenenkultur verfügt, denen terranisches Wissen und entsprechende Technik erst nach knapp einhundertfünfzig Jahren zur Verfügung gestellt werden sollen, ist Zirkon ist doppelter Hinsicht interessant. Es ist nicht nur ein Urlaubsplanet,  dessen Reize Kurt Mahr aber im Verlaufe der Geschichte eher ambivalent beschreibt, sondern verfügt über ein sehr seltenes Isotop, das dem Planeten auch seinen Namen geschenkt hat.

Kurt Mahr baut seinen Roman sehr gut auf.  Der Verdacht, Mischlinge vom Planeten zu schmuggeln, fällt auf Keliko Storm, der spektakulär angeblich in seiner eigenen im Haus eingebauten Blasterfalle Selbstmord begeht.

Die Agenten müssen relativ viel Fußarbeit leisten, was immer wieder zu Begegnungen mit der an einige Traditionen der Südsee erinnernden Eingeborenen führt.  Es ist erstaunlich, dass Kurt Mahr auf der einen Seite argumentiert, das die irdische Technik den Einheimischen erst nach Ablauf dieser einhundertfünfzig Jahre übergeben werden soll, im Grunde aber eine Vermischung der Einheimischen mit den Touristen in den verschiedenen Hotelanlagen, den Kreuzfahrtschiffen oder auch den natürlich schäbigen schmierigen Kneipen soweit stattgefunden hat, das von einer echten Trennung nicht mehr die Rede sein kann.

Unabhängig davon entwickelt der Autor eine sehr komplexe Geschichte mit dem schon angesprochenen Langzeitplan und vor allem einigen Querverbindungen zu den geheimnisvollen Identitäten des  Schmugglers.   Zusätzliche Spannung erzeugt der Autor, als  der entspannte Lebensmythos der Eingeborenen sich an ungewöhnlichen Stellen der Galaxis unter anderem auch durch die entsandten Klone ausbreitet. Um eine derartig ambitionierte Bedrohung überhaupt notwendig gewesen ist, steht auf einem anderen Blatt.  Hans Kneifel geht da ein wenig geschickter vor, in dem die Hintermänner hinter den Anschlägen mit einer fremdartigen Substanz ohne bisheriges Gegenmittel aus der Serie vertraut sind. 

Eine weitere  Grundidee des Hans Kneifel Romans wird interessanterweise später auch in dem Film „Futureworld“ aufgenommen. Der potentielle Austausch von wichtigen Persönlichkeiten. Im Umkehrschluss  ist das in der Chronologie der Serie auch eine Idee, die schon vorher während des „Meister der Insel“ Zyklus verwandt worden ist. Da gute Ideen nicht selten von den gleichen Antagonisten immer wieder eingesetzt werden, ist es auch keine Überraschung, wer hinter dem „Höllentanz der Marionetten“ steckt. 

Kurt Mahr hat seinen Roman mit Ideen förmlich überfrachtet und die Handlung springt hin und her. Hans Kneifels Buch ist stringenter, nicht unbedingt trotz einiger bekannter Ansätze weniger spannend, aber in einem Buch ragt das Abenteuer Kneifels deutlich heraus. 

Es ist die Geschichte des Wiederaufbaus einer Zeitung mit im Grunde einfachen, aber effektiven Stellschrauben.  Auch wenn die  Ausgabe nicht mehr auf Papier, sondern  auf Folio gedruckt, aber immer noch geklebt und nicht mittels Computer vertrieben wird, greift der Literat Kneifel auf die Grundzüge des Zeitungsmachens mit der Idee, einfache wie ehrliche Redaktionsarbeit umgeben von einer Fortsetzungsgeschichte, sekundärwissenschaftlichen Artikeln, einem gehörigen Anteil von Anzeigen und schließlich einer Anzahl von Schlagzeilen zu präsentieren, welche über das  Klatschniveau hinausgehen. 

Kneifels sich im Laufe der Handlung gerne abschließend auch gegen  alle Widerstände verliebenden Junggesellen sind im Grunde aus der Gegenwart des progressiven 20. Jahrhunderts in die Perry Rhodan Zukunft positiv gesprochen entführt, um dort ihren bekannten Mann zu stehen.  Vielleicht ist es diese wunderbar harmonisierende Mischung aus dem Leser aus seiner Umgebung bzw.  auch dem amerikanischen Fernsehen bekannten Elementen und actionorientierten Plots, welche Kneifels Romane zeitloser als zum Beispiel der ambitioniert und minutiös recherchierte Band Kurt Mahrs erscheinen lassen.

Unabhängig von den einzelnen Schwächen, aber auch sehr viel Stärken ist die vom Leser angeregte Idee, Hintergründe der Serie auch aus der Feder unterschiedlicher Autoren miteinander zu verbinden, im vorliegenden Doppelband sehr gut gelungen. Zirkon scheint von seiner tiefsten Vergangenheit bis in die Gegenwart sehr viel mehr zu sein als das klassische Urlaubsparadies, 4000 Lichtjahre von der Erde entfernt. 

  

www.zaubermond.de

Taschenbuch, 326 Seiten

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