Cherringham Band 5

Cherringham, Titelbild, Rezension
Matthew Costello & Neil Richards

Immer wieder betonen die beiden Autoren, dass Cherringham eine so kleine Gemeinde in der Nähe von London ist. Die Häufung von reinen Morden müsste theoretisch auffallen. Zumindest im fünften Abenteuer weichen Matthew Costello und Neil Richards ein wenig von dieser Fokussierung ab. Jack Brennan scheint insgesamt schon im dritten Jahr auf seinem Schiff am Fluss zu leben, da ein besonderes Fest während seines Aufenthalts schon zweimal statt gefunden hat. Ob in den nächsten Fällen die Zeit auch so schnell voranschreitet, muss sich noch zeigen.

 Zusätzlich ist „Letzter Zug nach London“ der erste Fall, in dem die Grenzen zwischen Recht und Ordnung, Tat und Strafe verschwinden. In dieser Hinsicht folgen die beiden Autoren Sherlock Holmes, denn Arthur Conan Doyle hat in einigen seiner Originaltexte darauf hingewiesen, dass Sherlock Holmes ein intellektuelles Vergnügen hat, schwere Fälle zu lösen, aber nicht immer unbedingt den oder die Täter zu bestrafen sucht. Vor allem wenn Elemente der Selbstjustiz eine wichtige Rolle spielen.

 Nach und nach lernt der Leser Cherringham und die Umgebung kennen. In „Letzter Zug nach London“ geht es um den plötzlich Tod des Uhrmachers und Betreibers des sommerlichen Kasperltheaters Otto Brendl. Während der Vorstellung auf dem Sommerfest erleidet er anscheinend einen Herzinfarkt. Nur sagt seine Freundin, dass einen Tag vorher versucht worden ist, in Brendls Haus einzubrechen und seine wertvolle Sammlung antiker Marionetten und Theaterfiguren zu stehlen. Sein Konkurrent betreibt im Ort eine moderne Version des Kasperltheaters, in dem es vor allem um Lichteffekte und brutale moderne Stücke geht. Hinzu kommt ein Spezialgeschäft für Erwachsene. Aber dieser Konkurrent weißt Jack und Sarah auch darauf hin, dass Brendl nicht aus Deutschland, sondern einem anderen osteuropäischen Land stammt.

 Der Fall ist wie alle „Cherringham“ Abenteuer sehr stringent aufgebaut. In diesem Fall dauert es einige Seiten, bis der schon auf der ersten Seite angekündigte Mord nicht mehr als Herzinfarkt erkannt wird. Bis dahin sind zwar die einzelnen Gespräche flüssig geschrieben, aber natürlich nicht plottechnisch fördernd. Nach und nach wird Otto Brendls Geheimnis beginnend mit seinem seltsamen Tatoo, dem Jack Brennan schon einmal während seiner Ermittlungen in New York begegnet ist, enthüllt, wobei der Leser den beiden Ermittlern schnell weit voraus ist. Es kommt nur eine Möglichkeit in Frage. Interessant ist, dass Arthru Conan Doyle in einigen seiner Sherlock Holmes Texte eine vergleichbare Prämisse als Ausgangsbasis gewählt hat und nicht selten die Vergangenheit der Schlüssel zur Gegenwart ist.

 Bis auf eine einzelne bedrohliche Situation – der Mörder versucht seine Spuren zu beseitigen – ist das Tempo des vorliegenden Abenteuers eher gemächlich und der Plot hätte auch mit einigen Seiten weniger packend erzählt werden können. Das Umfeld mit der kleinen Gemeinde und dem anscheinend so friedlichen dörflichen Leben ist ohne Frage auch positiv ein wichtiger Aspekt der ganzen Serie und vielleicht ein relevantes Unterscheidungsmerkmal, aber die beiden Autoren sollten auch Wert darauf legen, Fälle zu entwickeln, welche die Seitenzahl der ursprünglich als Ebook publizierten Serie ausreichend füllen.

 Auf der anderen positiven Seite erfährt der Leser nicht immer nur auf Augenhöhe von Jack Brennan mehr über diese ambivalente Gemeinde, die wie in einer phantastischen Serie immer von Fall zu Fall sich in die eine oder andere Richtung anpasst, so dass immer ausreichend Ermittlungsarbeit auf Sarah und Jack wartet.

 Die stimmungsvollen Titelbilder mit typischen britischen dörflichen Stillleben runden die solide Unterhaltungsserie ab, wobei sich der Leser in mancher Situation ein wenig mehr skurrilen britischen Humor wünschen würde.

Bastei Heftroman 64 Seiten

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