Rettungskreuzer Ikarus 71 "Added Value"

Dirk van den Boom

Dirk van den Boom präsentiert mit „Added Value“ und „Business Case“ einen weiteren „Rettungskreuzer Ikarus“ Doppelband. Noch besser als die Trilogie erlauben es die doppelten, ein wenig unterdurchschnittlich umfangreichen Romane, einen Handlungsfaden fokussierter und stringenter zu erzählen, wobei Dirk van den Boom durchaus zumindest an einer Stelle auch auf frühere Abenteuer des „Rettungskreuzers Ikarus“ zurückgreift.
Dabei spricht Dirk van den Boom ein Thema an, das fast in Vergessenheit geraten ist. Auch wenn private Firmen den Rettungskreuzer sponsern, gehört er weiterhin zum Raumcorps, was bei einigen Aufträgen auch in einem Interessenkonflikt gipfeln kann.
Der Auftakt ist brutal und erinnert eher an einen Agentenfilm. Ein Mann wird brutal gefoltert und verhört. Die Identität des Opfers hält Dirk van den Boom geheim.
Im nächsten Kapital erfährt der Leser, dass Kommandant Roderick Sentenza im Anschluss an einer Konferenz ihres größten Sponsors, einem gigantischen Pharmakonzern, in Begleitung einer hübschen Frau verschwunden ist. Seit Tagen gibt es keine Nachricht.
Sonja DiMersi macht sich auf die Suche nach ihrem Mann. Dabei stößt sie auf die anfänglich obligatorische, aber sehr geschmeidige Mauer des Schweigens, wobei ihr nahe gelegt wird, dass Sentenza auf einer geheimen Mission unterwegs ist.
Der Spannungsaufbau ist klassisch. Dirk van den Boom hat sehr viel Spaß, vor allem Sonja DiMersi immer am Rande des Nervenzusammenbruchs und des Klischees auf die Spur ihres Mannes zu setzen. Da wird ein Ablenkungsmanöver auf den Herrentoiletten des Konzerns gestartet, wobei der Wischmopp nicht unbedingt auf einen mutigen Mann trifft. Es ist eine der lustigsten Szenen des ganzen Romans.
Hinzu kommt, das mit dem Erscheinen einer jungen wie attraktiven Begleitung an seiner Seite der Eifersuchtsfaktor für einige bildliche Beschreibungen der härteren Art sorgt. Dass es sich dabei nur Ablenkungsmanöver handelt, steht auch von Beginn an fest.
An einer anderen Stelle ist das potentielle Ziel der Suche so verführerisch nahe und doch so weit weg, dass der Leser unwillkürlich auch ein wenig an den ersten James Bond Film „Dr. No“ und die besondere Insel denken muss.
Bis auf die Ikarus Crew ist keiner der anderen Protagonisten das, was er zu sein scheint. Rückblickend vom Paukenschlag am Ende des ersten Buches machen viele der von langer Hand im Hintergrund mindestens beobachteten Aktionen Sinn.
Am Ende bleiben sehr viele Fragen offen. Dirk van den Boom ist ein inzwischen so routinierter Autor, der immer wieder in einzelnen Szenen eine gewisse Erwartungshaltung aufbaut, um diese durch neue „Fakten“ zu unterminieren. Natürlich rechnet kein Leser auch nur eine Sekunde damit, dass Dirk van den Boom für die Serie wirklich relevante Figuren wie Sentenza oder seine Frau töten wird.
Unabhängig von diesem Seriengesetz gelingt es aber Dirk van den Boom mit einem positiv gesprochen relativ einfachen Auftakt, hinter dem sich – wie die ersten Seiten des zweiten Romans unterstreichen – ein gewagtes Komplott wieder um die ultimative Macht versteckt, sehr gut zu unterhalten. Das Tempo ist andere, bislang nicht selten im Hintergrund agierende Nebenfiguren werden ein wenig aus der Versenkung geholt und agieren teilweise in „Mission Impossible“ Manier.
Dazu zwei attraktive, wandlungsfähige und Dirk van den Boom folgend entschloss gefährliche Frauen, die buchstäblich vom schicken Abendkleid über den Blaumann bis zum Taucheranzug alles tragen können.
Es ist auch für die ganze Serie viel „Added Value“ in dem ersten Teil des Doppelbandes. Vor allem weil Dirk van den Boom auch einige Ideen aus der Frühzeit der Serie wieder aufnimmt und gut ohne zu belehren in die laufende Handlung einbaut.

Rettungskreuzer Ikarus 71: Added Value

www.atlantisverlag.de 

Din A 5 Format, 86 Seiten