PR Stardust Band 1 "Die neue Menschheit"

Uwe Anton

Mit „Die neue Menschheit“ beginnt eine zwölfteilige Miniserie, welche den Blick auf die in der Erstauflage ausgewanderten Menschen im Stardust System werfen soll. Anfänglich angeblich in Sicherheit gebracht standen sie plötzlich doch wieder im Mittelpunkt kosmischer Ereignisse. Entweder hat sich ES geirrt oder nur gelogen.

„Maddrax“ hat mit seiner ersten Miniserie eine ähnliche Idee publiziert. In drei Vierteilern wurde die Geschichte der Marsianer von der eher unfreiwilligen Besiedelung des Mars bis zur Rückkehr zur zerstörten Erde über eine Epoche von fast fünfhundert Jahren beschrieben. Wer jetzt hofft, dass Uwe Anton als Autor des ersten Romans und für die Exposes verantwortlich zusammen mit Klaus N. Frick einen ähnlichen Mut aufweisen könnte und tatsächlich eine Reihe ohne Perry Rhodan, aber dafür mit neuen zugänglichen Charakteren präsentieren könnte, sieht sich schon angesichts des schematischen Auftaktromans enttäuscht.

Während die Erstauflage die Idee einer Art ultimativen Bedrohung gleich im ersten jeweiligen Band vorgestellt inzwischen zum Exzess getrieben hat, geht es in den früher im Heyne- Verlag veröffentlichten sechsteiligen Minizyklen oder dem ebenfalls kurzlebigen Action Ableger in erster Linie darum, ein stereotypes Schema mit nur wenigen Variationen ablaufen zu lassen.  Entweder wird Perry Rhodan entführt oder gerät bei einem Staatsbesuch in eine bis dato unbekannte und schließlich den Frieden, die Zukunft des bekannten Universums bedrohende Situation.  Dabei ist der Auftakt viel versprechend. Im Stardust System sind immer noch nach der Ereignissen um die neue Identität TALIN Zellaktivatoren versteckt. Die TALIN Jäger sind Glücksritter, die nach den Hinterlassenschaften der Superintelligenz und ihres  unfreiwilligen Ablegers auf eigene Rechnung suchen.

Auf dem Planeten SEPURA 2 finden sie eine ortungsgeschützte Station und dasie den Autoritäten gegenüber Misstrauen hegen, verständen sich nicht die Behörden. Das Betreten der Station endet bislang tödlich. James Birungi sucht nicht wegen der Möglichkeit einer relativen Unsterblichkeit einen Zellaktivtor, sondern er erhofft sich Heilung von seiner Krankheit, die mittelbar zum Tode führen kann und wird. Im Camp begegnet er Jonas Wannercott, in dem er den Sohn der Admiralin Eritrea Kush wieder erkennt. Birungi tötet Wannercott, nachdem dieser einen Warnruf absetzen konnte. Birungi dringt in die Station ein und wird von riesigen wurmartigen Wesen überwältig. Der Generex sieht in ihm einen zukünftigen Diener und beginnt mit der Umwandlung inklusiv entsprechender Heilung.   Die Grundidee der Suche freier Prospektoren nach Artefakten ist in der Science Fiction nicht unbedingt neu.

Erst 2013 startete Sascha Vennemann mit seiner E- Book Serie „Eon“ ein auf einer ähnlichen Grundidee basierend Konzept, wobei er sich ausschließlich an die „Arbeiterklasse“ gehalten hat. Als Sprungbrett wäre diese Prämisse akzeptabel, zumal mit Joanes Wannercott aus in der Theorie ausbaufähiger Charakter präsentiert wird. Während seines Studiums hat er im langen Schatten seiner Mutter mit Drogen gehandelt und dabei anscheinend auch einen Menschen umgebracht. Er ist schließlich geflohen und hat den Kontakt zur Admiralin abgebrochen, die auf der anderen Seite nach der Umwälzungen im STARDUST System sich auf die Rettung der ihr anvertrauten Menschheit konzentriert hat und anschließend nicht den Mut oder die Muße gefunden hat, sich wieder um den Sohn zu kümmern. Der Vater ist ja während der Auseinandersetzungen ums Leben gekommen.

In der Jetztzeit der Serie bedauert sie ihre Fehlentscheidungen und würde gerne vieles rückgängig machen. Natürlich hat sie zumindest in der fortlaufenden „Stardust“ Miniserie an der Seite Pery Rhodans dazu auch Gelegenheit.   Hier schließt sich dann bedauerlicherweise der schwächere Part der Serie an. Perry Rhodan kehrt im Jahre 1513 NGZ in das Stardust System als Präfekt der Polyport Domäne – also ohne aktive Arbeit – zurück. Beim Anflug auf Aveda begegnen sie einem Netzweber, der von Erinnerungen der von ihm transportierten Wesen labt, während er auf der anderen Seite Visionen zurückgibt. Perry Rhodan wird mit einem an Jaranoc ähnelnden Wesen konfrontiert. Er nimmt an, dass der erste seit vielen Jahren auftauchende Netzweber ihn vor kommenden Ereignissen warnen wollte. Der Netzweber „entführt“ quasi das Shuttle und lässt es im Anflug eines Meteoritenschwarms zurück. In letzter Sekunde wird Rhodan zusammen mit seinem jungen, verletzten Piloten von seiner alten Freundin Eritrea Kush gerettet.  Keine Sekunde wird der Leser glauben, dass Rhodan es nicht überleben würde. Zwar versucht Uwe Anton eine an „Gravity“ erinnernde Situation heraufzubeschwören, aber die warnenden Zeichen – der erste Netzweber seit vielen Jahren als Damoklesschwert – sind zu offensichtlich. Der Autor versucht wahrscheinlich insbesondere Neuleser in ein potentiell dynamisches Geschehen einzubeziehen und bedient letztendlich einmal zu oft entsprechende Klischees.     

Es folgen die Repräsentationspflichten – das Stardust System soll für die Liga Freier Terraner interessant als Handelspartner interessant bleiben. Auch wird viel Potential verschenkt. Die Grundidee der Auswanderer war es gewesen, nichts mehr mit den Menschen und ihren ständigen galaktischen Konflikten zu tun zu haben. Die Realität sah anders aus. Jetzt herrscht seit einigen Jahren Frieden. Aber wie die Erstauflage beweist, könnte die Liga jederzeit wieder zum Zielobjekt galaktischer Mächte und damit das Stardust System miteinbezogen werden. Es wäre opportun gewesen, die Serie nicht mit der Abstimmung, sondern vielleicht deutlich vorher mit dem Wahlkampf beginnen zu lassen. Perry Rhodan hätte ohne Probleme im dritten oder vierten Band der Miniserie auftreten können. Viele Leser – alleine der Stamm der Erstauflage, welche die Entstehung dieser Kolonie verfolgt hat, würde ausreichen, um die Miniserie zu tragen – hätten sich wahrscheinlich über einen packenden, historischen Abriss durchaus mit persönlichen Schicksalen angefüllt eher gefreut als mitten in ein wieder galaktisches Geschehen gerissen zu werden.    

Aufgrund der Nachricht bittet Eritrea Kush anscheinend nach einer  freundschaftlichen Liebesnacht Perry Rhodan, mit ihr auf die Suche nach ihrem verschwunden Sohn zu gehen. Sie wollen quasi als private Mission nach SEPURA 2 fliegen. Auch diese Vorgehensweise erscheint unwahrscheinlich. Immerhin weiß die Admiralin, dass die TALIN Jäger dort etwas vorgefunden haben, was angesichts der Hinterlassenschaften der Superintelligenzen die Stardust Menschheit gefährden könnte. Warum also keine offizielle Mission darauf machen? Das sie einen Sohn hatte, der verschwunden ist, weiß wahrscheinlich jeder im System. Das sie dessen Verbrechen nicht deckt und auch nicht decken will, wird offensichtlich. Mütterliche Schuldgefühle hin und her, hier könnte sie den Schutz der ihr anvertrauten Menschen mit der Suche nach dem Sohn verbinden. Auch in Perry Rhodan wird plötzlich Abenteuerlust geweckt.

Es ist erstaunlich, dass dieser trotz seiner zahlreichen Erfahrungen immer noch auf die gleiche Hauruckmentalität setzt. Aus konzeptionellen Gründen ist diese Vorgehensweise vielleicht noch zu verstehen, aber kaum haben sie auf dem Planeten die seltsame Anlage gefunden, holen sie nicht etwa Verstärkung – was angesichts der Entfernungen innerhalb weniger Stunden inklusiv entsprechender Spezialisten möglich wäre -, sondern betreten die Anlage alleine, in der bisher alle TALIN Jäger spurlos verschwunden sind. Das grenzt nicht nur an Leichtsinn, sondern im Grunde an unverantwortliche Dummheit. Uwe Anton unterstellt, dass nicht nur die plötzlich wieder mütterliche Admiralin ihren Verstand an der Tür abgibt, sondern Perry Rhodan erscheint so passiv wie in der „Neo“ Reihe ohne Ratschläge oder aktives Eingreifen. Bedenkt man, was aus dieser Figur geworden ist, kann man nur den Kopf schütteln.

Auf der anderen Seite hätte Uwe Anton beim Einschleusen von Spezialisten keine packende Handlung. Wenn interessieren schon Archäologen, die beim Untersuchen der Höhlen/ der Station von Würmer angefallen werden. Aber die Klischees gehen weiter. Aufgrund seines Zellaktivators wird Rhodan als besonders geeignetes Objekt befunden und soll quasi dank der Würmer assimiliert und verändert werden. Auch das ist keine wirklich neue Idee und die zahlreichen, sich in der zweiten Hälfte anschließenden Actionszenen wirken behäbig geschrieben und könnten allerhöchstens Neueinsteiger ansprechen. Das Ende mit dem Cliffhangar wirkt abrupt und die Charakterisierung wichtiger Figuren ist insbesondere auf den letzten Seite nicht mehr vorhanden.

Generex erscheint wird einer der vielen Antagonisten, die immer bei abgeschlossenen Minizyklen am Ende durch ihre eigene Überheblichkeit besiegt werden. Dazu reicht Perry Rhodan im Alleingang. Anstatt eine solche Figur auch für die Neuleser vorzubreiten, zu entwickeln wird sie ins kalte Wasser bzw. in diesem Fall die dunklen Gänge geworfen und agiert auf eine vorhersehbare und im Grunde herrlich naive Art und Weise. Einige Szenen erinnern unfreiwillig an die B- Filme der fünfziger Jahre. Das Ganglabyrinth wirkt inklusiv der Würmer wie eine Hommage an H.P. Lovecraft, wird aber vom überfordert wirkenden Uwe Anton zu oberflächlich und zu schematisch beschrieben.   Positiv gesehen schafft es Uwe Anton, die Leser nebenbei in einem erfreulich lesbaren Stil noch einmal über die Geschehnisse im Stardust System zu informieren und präsentiert eine umfassende Grundlage, auf der hoffentlich in den nächsten Heften eine solide und vor allem inspirierte Handlung präsentiert wird.

     

Pabel Verlag, Heftroman, 64 Seiten

Erschienen im Juni 2014

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