Perry Rhodan "Stardust" 7 Die Pahl- Hegemonie

Rüdiger Schäfer

Rüdiger Schäfer schließt mit „Die Pahl- Hegemonie“ nicht nur seinen Doppelband ab, sondern läutet die zweite Hälfte des Zyklus ein. Noch stärker als in den letzten Heftromanen leidet das vorliegende Abenteuer unter einer immer ermüdender werdenden Struktur der ganzen „Perry Rhodan“ Serie. Anstatt wichtige Informationen verbal direkt und vor allem angesichts der zunehmenden Bedrohungen zeitnah zu kommunizieren, suchen die Autoren und Expokraten umständlich, natürlich auch die Seiten füllende, aber vor allem dadurch sehr viel gefährlichere Wege, um nicht immer wirklich notwendiges Wissen insbesondere Perry Rhodan stellvertretend für den Leser förmlich einzubläuen.

Ein frustrierendes Beispiel ist das Auftauchen Whistlers im sechsten „Stardust“ Roman, der erstens plötzlich zu einem Boten der Superintelligenz wird, aber zwanzig Jahre wartet und dann die Kontaktaufnahmen zu Rhodan auf Zufälligkeiten aufbaut und zweitens Rhodan auf eine im Grunde sinnlose, in der Zusammenfassung allenfalls bizarr zu nennende Blumenpflückaktion in Vergangenheit (!) schickt. Wie unsinnig das Vorgehen von Uwe Anton und Rüdiger Schäfer ist, zeigt deutlich die Reise in die Vergangenheit. Die Prämisse ist schon brüchig, der Ablauf aber frustrierend. Das diese Zeitreisen Veränderungen in der Vergangenheit auslösen könnten, wird immer wieder in der Serie über den langen Zeitraum von in diesem Fall 20.000 Jahren als irrelevant dargestellt. Whistler schickt aber Rhodan in die Vergangenheit, damit er seine Mission glauben kann. Anstatt aber aktiv in der Vergangenheit einzugreifen oder zu handeln, wird ihm dort passiv Wissen – Dar Toga springt für den unwilligen Whistler ein – vermittelt. Paradox ist der Umgang mit der Idee, die Vergangenheit durch ihre Anwesenheit zu verändern. Der Flügelschlag eines Schmetterlings würde der Legende nach ausreichen, die Zukunft zu verändern. Rhodan ist der Ansicht, ein aktives Eingreifen könnte die Gegenwart „überschreiben“, während passive Anwesenheit und damit Motivation der Rebellen oder das Mitbringen der wichtigen Blumen in seine relative Zukunft hätte keine Auswirkungen. Ambivalent wird mit den Vorgaben umgegangen. Frustrierend ist, dass hier wieder sehr viele, allerdings mechanisch erzählte Ereignisse durchaus einen packenden Handlungsarm ergeben hätten, wenn die Autoren sich mal trauten, diese Geschehnisse nicht in Form von Zusammenfassungen, die auch noch in den Datenbanken des Raumschiffs NEARBY liegen, zu erzählen.  

Viel schlimmer ist, dass in den Gegenwartsebenen nicht nur der „Stardust“ Serie, sondern auch „Neo“ oder der Erstauflage das vermittelte Gegenwartswissen unabhängig von der kryptischen Qualität als „Wahrheit“ nicht hinterfragt wird, während alle Informationen der Vergangenheit nicht nur von Beginn als wahr definiert werden, sondern entscheidenden ungeprüften Einfluss auf die Gegenwart haben könnten. Bedenkt der Leser zusätzlich, wie oft Perry Rhodan insbesondere in diversen Superintelligenzen an der Nase herum geführt worden ist, ist es erstaunlich, mit welcher dem Expose geschuldeten Naivität er plötzlich Informationen aus dritter Hand von ihm fremden Personen akzeptiert, die ihm Vergleich zu den eindimensionalen Schurken ein klein wenig netter erscheinen.

Rüdiger Schäfer geht nicht auf die Möglichkeit ein, dass Whistler ebenfalls in die Vergangenheit hätte reisen müssen, um erstens dieses Wissen zu haben und zweitens dabei die Blumen zu pflücken. Wie alle Aktionen Whistlers – auch die Kontaktaufnahme erfolgt nicht direkt, sondern unter der STARDUST Nadel durch einen gewaltigen Zufall, den die Autoren nicht als Bestandteil eines großen Plans bislang identifiziert haben – wirkt sein Vorgehen in dieser extrem wichtigen Situation nicht nur unschlüssig, sondern die Situation bei einem normalen Ablauf extrem verschlimmernd. Diese Sperrigkeit ist auch Bestandteil der „Neo“ Serie, während sich die Erstauflage immer wieder vor den schlimmsten Exkursionen dieser Art im letzt möglichen Heft retten kann. 

Wie die Autoren nicht nur mit Zeitparadoxa, sondern möglichen Viren umgehen, steht auf einem anderen Blatt. Es ist darüber hinaus erschreckend, wie oft inzwischen im Vergleich zu den ersten Bänden der Originalserie diese letzte Barriere der Zeitreise absichtlich durchbrochen wird. Mittels Transmitter reist man in die Vergangenheit, hier ist es Bestandteil einer sinnlosen Aktion. Wenn die Autoren diese Zeitreisen wenigstens als „Deus Ex Machina“ Lösungen der extrem langatmig konstruierten Handlangsverläufe angesehen hätten, dann wäre diese Vorgehensweise noch zu verstehen, aber die „Neo“ Minizyklen und jetzt „Stardust“ betrachtend handelt es sich nur noch um Seitenschinderei.

Mit dem Spinderschiff NEARBY verfügen Rhodan und Co. auch noch über eine Art Allzweckwaffe, die gleich zu Beginn des Romans die Amöbenraumer – waren das nicht bisher die Wunderwaffen, die nur unter persönlichen Opfern von innen heraus zerstört werden konnten? – vertreibt. Natürlich weckt das Raumschiff Begehrlichkeiten, wobei wechselnde Fronten in der ersten Hälfte des Romans keine Rolle spielen.

Stilistisch ist diese Ansammlung von Unstimmigkeiten, Klischees und vor allem in Bezug auf die gesamte Miniserie Längen von Rüdiger Schäfer solide geschrieben worden, aber bedenkt man, dass Rüdiger Schäfer als Fan zu den Profis gewechselt ist, fragt man sich inzwischen, ob er vor seinem Einstieg als Autor diese herzlose und kommerziell angelegte, inhaltlich einfach nur vorhersehbare und langweilige Miniserie nicht auch kritisiert hätte.

 

Pabel Verlag

Heftroman 64 Seiten

Erschienen 09/2014

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