Cotton Reloaded 34- Auge um Auge

Cotton Reloaded 34, Auge um Auge, Titelbild, Rezension
Arno Edler

Arno Edlers „Cotton Reloaded“ Roman greift ein altes, immer wieder benutztes Motiv der ersten „Cotton Reloaded“ Bände wieder auf. Eine erzkonservative Gruppe sucht sich mit Anschlägen von Minderheiten oder wie in den ersten Bänden vor allem einer politisch zu liberalen amerikanischen Regierung zu befreien. Gleich zu Beginn macht der Autor allerdings im Prolog klar, dass es sich um einen psychopathischen“ Einzeltäter“ handelt.

Mehrere Bombenanschläge insbesondere auf Schulen und Kindergärten verunsichern New York. Das FBI ermittelt, als ein Freund Jeremiah Cotton darauf hinweist, dass diese Kindergärten und Schulen vor allem, aber nicht ausschließlich nicht christliche Mitglieder und Schüler haben. Anscheinend ist diese Idee dem FBI noch nicht gekommen, da die Schulen/ Kindergärten zwar in Problemvierteln liegen, aber doch einigermaßen gut gemischt sind. Cotton nimmt aus dieser anderen Perspektive die Ermittlungen dank eines plötzlich auch auf das G- Team von Mr. High erweiterten Auftrags auf. Dieser Punkt wird vom Autoren nicht überzeugend genug herausgearbeitet, da bis auf die Mithilfe eines befreundeten Polizisten unmittelbar am Tatort es kein echtes Teambuilding gibt und Decker/ Cotton im Grunde weiter alleine ermitteln. Hinzu kommt, dass beim letzten Bombenanschlag, den Edler allerdings intensiv und ergreifend auch aus der Perspektive eines Opfers beschreibt, Spuren hinterlassen worden sind. Der Täter hat bislang immer mit zwei Bomben gearbeitet, von denen die erste mit einem Gemisch aus Nägeln und anderen gefährlichen Utensilien als Splitterbombe möglichst viele Opfer forderte, während die zweite Brandbombe die Spuren verwischt hat. Am Tatort fällt Cotton auf Lieferwagen eines Cateringservices auf. Anscheinend will der Doppelbomber seine Taktik erweitern. Ohne Frage baut Edler in diesen Passagen nicht nur ausreichend Spannung auf, er zeigt auf der anderen Seite die bittere Realität in die USA versetzt der zahllosen Bombenanschlägen vor allem in Syrien, der Türkei oder Afghanistan, die brutalen Überfälle in Paris oder sonst wo auf der Welt, wo plötzlich aus dem Nichts heraus die Träume und Wünsche von vielen Unschuldigen durch Fanatiker ausgelöscht werden. Es sind diese Sequenzen, welche diesen „Cotton Reloaded“ überdeutlich aus der Masse herausheben.

Kaum einen roten Faden gefunden entwickelt sich die Suche nach dem Täter routiniert, wobei auch hier der Autor der Idee des Doppels folgt und eine Erklärung hinter der Erklärung bereit hält. Wie schon angesprochen fokussiert sich der Roman abschließend wieder zu sehr auf Jeremiah Cotton und mit Einschränkungen auf Decker, die ungeduldig einen unwilligen Kollegen des Doppelbombers zu Boden streckt, um an Informationen zu kommen. Es ist ihre einzige herausragende Szene. Jeremiah Cotton konfrontiert im finalen Vorshowdown schließlich den Täter, nachdem ausreichend kleine Hinweise zusammengesetzt worden sind. Die Motive gibt es im Epilog, wobei der Autor in diesem Punkt nichts wirklich Originelles präsentieren kann. Es sind die alten bigotten Argumente von eindimensional gezeichneten Fanatikern, die anscheinend von Kleinauf manipuliert worden sind. Andere politische Klippen werden vorsichtshalber und effektiv umschifft, so dass abschließend nach der intensiven ersten Hälfte des Plot an Dampf, an Dynamik deutlich verliert. Cotton hilft wieder die Idee, das er ja selbst durch den Verlust seiner Verwandten am 11. September zu einer Art Opfer geworden ist. Diese Wunde wird immer wieder im Laufe der einzelnen Fälle angesprochen. Hier könnte sie passen, um den überforderten Bombenbauer zum Nachdenken zu bewegen, wobei sein Charakter beginnend mit seinem Lackschuhfetischismus nicht einheitlich genug gezeichnet worden ist.

„Auge um Auge“ – der Titel ist auch nicht gänzlich passend, da das biblische Motiv eher abschließend missbraucht als effektiv eingesetzt worden ist – ist ein solider „Cotton Reloaded“, der allerdings vor allem in seiner ersten Hälfte überzeugt, während die eigentlichen Ermittlungen ohne Frage dynamisch verlaufen, aber vielleicht auch ein wenig zu simpel, so dass sich der Leser fragt, warum das G- Team punktet und das FBI kurz nach dem Anfang im Grunde im ermittlungstechnischen Nichts verschwindet.     

  • Format: Kindle Edition
  • Dateigröße: 981 KB
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe: 116 Seiten
  • Verlag: Bastei Lübbe (Bastei Entertainment) (9. Juli 2015)
  • Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.
  • Sprache: Deutsch
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