The Sun Smasher

Edmond Hamilton
1959 veröffentlichte Edmond Hamilton mit "The Sun Smasher" einen für sein Werk so typischen Roman, der erst zwanzig Jahre später im Ullstein Verlag als "Die Macht der Valkan" gekürzt auf deutsch veröffentlicht worden ist. Der Originaltitel gibt das Geheimnis der Valkan, einer legendären seit unendlicher Zeit die bekannte Galaxis als Monarchie beherrschenden Familie preis. Eine Waffe von unglaublicher Wirkungskraft, welche das labile Gleichgewicht des Schreckens zerbricht und den Valkan Gott gleiche Mächte schenkt. Gegen diese Waffe haben sich verschiedene Rassen aufgelehnt und den Herrscher des Imperiums überworfen. Anstatt ihn zu töten, haben sie ihn mit einem gelöschten Gedächtnis und einer neuen Identität ins Exil auf die Erde geschickt.
 
Neil Banning ist dieser ehemals mächtigste Mann der Galaxis. Als Journalist ist er erfolgreich. Als er durch einen Zufall in die Nähe seiner Heimatstadt kommt, beschließt er, ihr einen Besuch abzustatten. Er findet die kleine Siedlung verändert vor. Das Haus seiner Großeltern, die ihn nach dem Tod seiner Eltern aufgenommen haben, wird seit Jahrzehnten von einem ihm unbekannten Mann bewohnt. Das Nachbargrundstück ist unbebaut und im Stadtarchiv finden sich keine Einträge über seine Familie oder ihn selbst. Als er aggressiv wird, verhaftet ihn der örtliche Sheriff und möchte einen Psychologen hinzuziehen. Ein ihm unbekannter Mann bezahlt die Kaution und erklärt ihm eine unglaubliche Geschichte. Neben seiner dem Leser auf Augenhöhe erzählten Vergangenheit entpuppt sich der Fremde als treuer Diener, der nicht nur dem Valkan wieder auf den Thron, sondern der vor allem die von ihm versteckte Superwaffe finden möchte. 
 
"The Sun Smasher" entstand in einer späten Schaffensperiode Hamilton, der Glanzt und die Originalität der "Captain Future" Romane ist verflogen. Die Geschichte ist eher als Novelle denn Roman konzipiert und wird mit einem unglaublichen Tempo erzählt, wobei die wichtigen Details teilweise auf der Strecken bleiben. 
 
Die Grundidee eines Mannes in einer fremden Welt haben Robert E. Howard oder Edghar Rice Burroughs mehrfach in ihren Werken durchgespielt. Hamilton geht einen Schritt weiter. Am Ende dieser Geschichte ist mit dem geläuterten Valkan durch seine auf der Erde gemachten Erfahrungen ein neuer reifer und weiser Herrscher "entstanden". Während sich Banning auf der Erde nicht zuletzt durch seine künstlich angelegte Persönlichkeit ohne Probleme Zurecht findet, muss er beim Überlebenskampf im All auf seine Instinkte vertrauten, die ihm wieder den Zugang zu den verschütteten Erinnerungen ermöglichen. Das geht alles problemlos und überraschend schnell. Mit dieser aufgesetzten, aber anfänglich effektiven Prämisse nähert sich Hamilton zu sehr der niederen Pulpliteratur. Im Vergleich zu anderen Autoren wie Erik Frank Russell oder Keith Laumer, welche diese sehr oft von unterschiedlichen Autoren benutzte Prämisse mit ironischen Seitenhieben auf die irdische von Banning in seiner Alter Ego Persönlichkeit vielleicht so goutierte Pulpliteratur angefüllt hätten, setzt Edmond Hamilton stoisch einen "Höhepunkt" neben den anderen. Banning muss sich seinen treuen Leuten als Valkan zu erkennen geben. Als er das Raumschiff das erste Mal fliegen muss, erwachen in ihm die Urinstinkte, welche durch die Bewusstseinslöschung oder besser - überschreibung nicht gänzlich eliminiert werden konnten. Diese Tendenz setzt sich fort, wenn Banning das mit einem Handstreich gekaperte modernste Raumschiff der Flotte als Köder nutzt, um die augenblickliche Herrscherin und den ihr treu ergebenen Wissenschaftler gefangen zu nehmen. Diese Aktion kann als Vorgriff auf die Befreiung Prinzessin Leias auf dem Todesstern verstanden werden. Sie läuft parallel ab und die Flucht gelingt auch nur durch eine Reihe von Bluffs. Dieser Abschnitt des kurzweiligen Romans ist ausgesprochen intensiv geschrieben, auch wenn die einzelnen Figuren eher eindimensional und klischeehaft charakterisiert worden sind. 
 
Mit dem Eindringen in die Wolke, welche das Versteck der ultimativen Waffe bedroht, kommt eine latent philosophische Komponente auf. Banning erkennt, dass ultimative Macht eine nicht zu kontrollierende Versuchung darstellt und das ein Herrscher durch seine Vorbildfunktion und nicht Unterdrückung regieren muss. Diese modernen, der amerikanischen Demokratie entlehnten Aspekte runden den Roman am Ende zufriedenstellend, wenn auch hinsichtlich der Dreieckskonstellation der Hauptfiguren eher mechanisch ab. Insbesondere der für die Gedächtnislöschung verantwortliche Wissenschaftler wird zu ambivalent dargestellt. Wie bei einigen anderen Figuren verzichtet Hamilton auch gegen Ende des Buches Hamilton auf eine Reihe von zwischenmenschlich möglichen Spannungskomponenten, wenn sich Neil Bannings Retter und Diener wirklich nur als Helfer und sich mit eigenen Machtansprüchen ausgestatteter Opportunist erweist. Genau wie die anfällig auf Aufständische gegen die realen Machtverhältnisse titulierten gegenwärtigen Herrscher auf dem Thron nicht die Tyrannen sind, welche alleine dem Valkan die Macht geraubt haben. Ihr Handeln stand eher im Zeichen einer friedlichen Zukunft für alle Völker der Galaxis, während der Machthungrige Vater des gegenwärtigen Valkans in ihr eine Art Todesstern dieser Pulpzukunft gesehen hat. Es ist ein interessantes Gleichgewicht der Machtkräfte, das Hamilton eher impliziert als zufriedenstellend ausarbeitet. In der Vergangenheit war die Opposition notwendig, um den Frieden zu bewahren. In der Gegenwart ist ein geläuterter Valkan unabdingbar, um die Geheimwaffe zu zerstören und darüber hinaus den verschiedenen Völkern eine ebenfalls friedliche, aber von einem charismatischen demokratisch orientierten "Führer" zu ermöglichen. Diese einzelnen Puzzlestücke fügen sich auf der Bühne des einzigen durch den Valkan zum Tode verurteilten Planeten sehr gut zusammen und runden diese im Mittelteil ohne Frage rasante, aber auch oberflächliche Geschichte zufriedenstellend ab.  
 
Zusammengefasst ist "The Sun Smasher" ein Spätwerk Hamilton, in dem er gegen seinen Ruf als Weltenzerstörer anschreibt. Neil Banning/ Valkan wirkt zu schnell als Oberanführer, als klassischer Pulpheld, dem alles trotz im Grunde unmöglicher Situationen zufällt und dem es immer in letzter Sekunde gelingt, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Die für diese Art von Geschichten notwendige Liebesgeschichte ist allerdings eine frustrierende Aneinanderreihung von Klischees. Für die späten fünfziger Jahre wirkt "The Sun Smasher" eher wie ein Kleinod aus den vierziger Jahren, in denen derartige Pulpgeschichten die Magazine übervölkert haben. Wer sich mit Edmond Hamiltons Werk auseinandersetzt, wird einige der plottechnischen Wendungen aus seinen zahlreichen Comicarbeiten wie die Idee, einer uralten intergalaktischen Monarchie aus seinen "Starkings" Serien wiedererkennen. Sie werden vielleicht ein wenig recycelt, aber zumindest in Würde niedergeschrieben. Die gekürzte und sperrig übersetzte deutsche Ausgabe sollte aber gemieden werden.