Wir waren Helden behandelt den Auftakt des Vietnamkrieges und damit auch eine der blutigsten Schlachten, die das US-Militär auf vietnamesischem Boden geschlagen hat. Auf einer Lichtung, die nach der Schlacht als "Tal des Todes" bekannt wurde, landet Colonel Moore mit nicht einmal vierhundert Soldaten – nicht ahnend, dass sie über zweitausend Nordvietnamesen gegenüber stehen werden, bevor die Sonne untergegangen ist...
Filmkritik:
von Andreas Koberstein (für SF-Radio.net)
Während das diesem Film zugrunde liegende Buch "We Were Soldiers Once... And Young" hieß, nannte man den Film in den Staaten triumphal und unzweideutig "We Were Soldiers". Diese miese George-W.-Bush-Wahlkampfplotte bedarf nun wirklich keiner weiteren Übertreibung, und dennoch gelingt es dem deutschen Verleih, noch einen draufzusetzen und den Film so konsequent, wie man es in Amerika sicher gern getan hätte, "Wir waren Helden" zu nennen.
Mad Mel zu engagieren, wenn es um ernsthafte Rollen geht, gehört eigentlich zu den weniger schlauen Ideen, auf die ein Casting-Agent kommen kann. Sei es Kopfgeld, sei es der Patriot, sei es Signs oder eben Wir waren Helden – er kanns einfach nicht. Wie üblich tut er nichts anderes, als sein Gesicht spazieren zu tragen, und es steht zu befürchten, er könnte es nur seiner sympathischen Art zu verdanken haben, dass er nicht mit dem Charaktermimen Steven Seagal in einem Atemzug genannt wird. Dankbar nimmt er jede Anstrengung des Drehbuchs wahr, uns zu zeigen, was ein aufrechter, gottesfürchtiger, grundanständiger Amerikaner ist – mit einem Stall voller Kinder, einer hingebungsvollen, ihn anbetenden Frau ohne weitere Hobbies (Madeleine Stowe ist mit ihren frisch aufgespritzten Melanie-Griffith-Lookalike-Lippen kaum wiederzuerkennen) und einer Truppe, die zu ihm wie zu einem Vater aufblickt. Hach ja, Soldat möchte man sein.
Wie es sich für einen ordentlichen amerikanischen Kriegsfilm gehört, werden auch hier alle Klischees, die wir schon tausendfach gesehen haben, plattgewalzt: Die einander tröstenden Ehefrauen, die jetzt alle ganz, ganz stark sein müssen, der junge, bei der weisen Vaterfigur Gibson Rat suchende Familienvater, von dem wir von der ersten Einstellung an wissen, dass er in Bälde ins Gras beißen wird, Männer, die sich füreinander aufopfern und gar Kugelfang spielen, kein Standard wird ausgelassen. Wie es sich für einen ordentlichen amerikanischen Kriegsfilm gehört, darf auch hier wieder jemand beteuern, dass er glücklich ist, für sein Vaterland sterben zu dürfen. Wie es sich für einen ordentlichen amerikanischen Kriegsfilm gehört, bleibt der Held im wildesten Kugelhagel eisern stehen, während sich alle anderen um ihn herum zu Boden werfen, denn Mel ist schließlich der Hauptdarsteller dieser *räusper* "wahren Geschichte", und da hat man sich nicht wie ein feiger Vietnamese in Deckung zu werfen, sondern standhaft wie ein aufrechter Amerikaner dem Feind die Stirn zu bieten, yes sir!
Unterm Strich stank selten ein Film dermaßen penetrant nach prätenziösen Darstellungen – viel Spaß bei der Suche nach einen Hauch von "Anti" in diesem so genannten Antikriegsfilm. Vielmehr geilt sich Wir Waren Helden förmlich am Krieg auf, ohne eine deutliche Position zu beziehen. Weder ist er ein vernünftiger Kriegsfilm geworden, in dem man klare Strategien und Taktiken nachvollziehen könnte (sh. z.B. die großartige HBO-Miniserie Band of Brothers), noch ein Antikriegsfilm, der eine Aussage zu machen versucht. Dass das sogar einem Übelkeit erregend kitschigen Hollywood-Schinken wie Saving Private Ryan eher gelungen ist als diesem Schmarrn, mag für sich sprechen. Gekürzt wurde mit der Kettensäge (bei zwölf Minuten scheint man wohl kaum der Versuchung widerstanden zu haben, die Kamera noch ein bisschen länger draufzuhalten), und zurück bleibt viel Krachbummpeng ohne nennenswerte Handlung, null Charakterzeichnung oder gar -entwicklung, ein paar halbherzig eingefügte "Die Vietcong waren auch nur Menschen und Soldaten"-Alibiszenen mit dem Holzhammer und amerikanische Vorbildfiguren, bei deren Makellosigkeit man kotzen könnte. Daran ändert auch ein guter Barry Pepper nichts, der gegen Ende des Films aus dem Nirgendwo auftaucht (während Greg Kinnear lang und breit eingeführt und dann einfach vergessen wurde) und in seiner vorletzten Szene zeigt, wie aufgesetzt der jammervolle Ausdruck in Mel Gibsons schauspielerisch stark eingeschränktem Gesicht neben ihm wirkt, wenn der Film versucht, nach zwei Stunden noch mal eben á la "Haben wir nicht etwas vergessen?" das erste Antikriegsstatement loszuwerden.
Fazit: Überflüssiger Schrott mit unerträglicher Propagandapolitur.