1.02 Planet außer Kurs

Regie:
Michael Braun
Drehbuch:
Rolf Honold, W.G. Larsen

Hauptdarsteller:
Dietmar Schönherr (Major Cliff McLane)
Eva Pflug (Leutnant Tamara Jagellovsk)
Claus Holm (Leutnant Hasso Sigbjörnson)
Wolfgang Völz (Leutnant Mario de Monti)
F. G. Beckhaus (Leutnant Atan Shubashi)
Ursula Lillig (Leutnant Helga Legrelle)
Benno Sterzenbach (General Wamsler)
Friedrich Joloff (Oberst Villa)

Darsteller:
Charlotte Kerr (General Lydia van Dyke)
Franz Schafheitlin (Sir Arthur)
Hans Cossy (Marschall Kublai Krim)
Thomas Reiner (M. Spring-Brauner)
Herbert Fleischmann (Dr. Schiller)
Emil Stöhr (von Wennerstein)
Heinz Beck (GSD-Beamter)
Gerhard Jentsch (Astrogator der Hydra)
Norbert Gastell (Offizier der Hydra)

Kurzinhalt

McLanes ehemalige Vorgesetzte General van Dyke, Kommandantin des Raumschiffs HYDRA, entdeckt einen aus seiner Bahn geworfenen Planeten, der die Merkmale einer Supernova aufweist. In einen dadurch ausgelösten Energiesturm geraten, kann sie TRAV gerade noch unterrichten, dass die Supernova von den Frogs von einer geheimen Basis aus Richtung Erde gelenkt wird.

In einem Krisenstab von ORB, GSD und Erdregierung wird nun diskutiert, was zu tun ist. Als erstes soll McLane, als Kommandant des schnellsten Raumkreuzers, mit der ORION VII in das Gebiet der Jagdhunde fliegen, wo die HYDRA die Supernova gesichtet hat und versuchen, etwas zu unternehmen.

Inhalt

General Lydia van Dyke ist mit ihrem Raumkreuzer HYDRA in einen Magnetsturm geraten. Die HYDRA ist schwer beschädigt und manövrierunfähig, so dass sie einen Notlichtspruch absetzt. Im Gebiet der Jagdhunde, lässt sie TRAV wissen, sei ein Planet aus seiner Bahn geworfen worden, der die physikalischen Eigenschaften einer Sonne aufweise und auf die Erde zurase. Der Schnelläufer werde von den Frogs von einer geheimen Basis aus gesteuert. Van Dyke hat Funksignale der Exoterristen aufgefangen. Schließlich bricht nach zahlreichen Störungen die Verbindung ab.

McLane, der es sich in seiner Freizeit bequem gemacht hat und seinem mit einer Spielzeug-Orion spielenden Neffen zuschaut, wird von zwei Beamten des Galaktischen Sicherheitsdienstes aufgesucht und zu Oberst Villa gebracht. Auch Tamara Jagellovsk wurde bereits dort hin beordert. Man erklärt ihnen die Situation und spielt eine Aufzeichnung des Notrufs ab.

Vom Führungsstab der ORB werden zwei Möglichkeiten diskutiert. Die Debatten, in denen reichlich das Für und Wider der Alternative erörtert wird, drehen sich um Evakuierung der Erde oder Angriff auf die Frogs. Der Oberste Rat hat sich indessen bereits auf die Marsmonde und die Heeresleitung auf die Marsaußenbasis zurückgezogen. Von der gesamten Erdbevölkerung könne man jedoch allenfalls 0,25 Promille evakuieren, da nicht genügend Raumschiffe zur Verfügung stehen um innerhalb der kurzen Zeit mehr Menschen zu transportieren. Das Problem dabei: wer wollte bestimmen, wer überlebt und wer nicht?

200 von den verfügbaren Schiffen sollen versuchen, die Leitstelle der Frogs, von der aus die Supernova gelenkt wird, zu finden und zu zerstören. Die ORION VII als schnellstes Schiff der Flotte, nimmt an dieser Aktion teil.

Als sie in die Nähe der Vesta-Gruppe kommen, gelingt es der ORION Funkkontakt zur HYDRA herzustellen. McLane will seine ehemalige Vorgesetzte als allererstes retten, sie jedoch verbietet ihm, mit dieser Aktion das Überleben der Menschheit aufs Spiel zu setzen. Seine unbedachte Spontanität wird jedoch erst endgültig gedämpft durch Lt. Jagelovsk, die damit droht, den Leitstand der ORION zusammenzuschmelzen. Natürlich ist ihr bewusst, dass sie dadurch auch ihr eigenes Leben riskiert, doch ihr sei es letzlich egal, wie sie sterben werde, wenn McLane nicht alle Möglichkeiten nutze, die er habe würde das ohnehin geschehen. Mit Hilfe der HYDRA gelingt es allerdings, durch eine zweite Peilung den Standort der Frogs-Leitstelle zu ermitteln und sie zu zerstören.

Die gewünschte Wirkung wird allerdings nicht erzielt, der Schnellläufer behält seinen Kurs bei. Die Enttäuschung und Ratlosigkeit bei der ORB ist groß, es wird festgestellt, dass nun nur noch ein Wunder helfen könne, worauf General Wamsler feststellt, das könne nur McLane heißen.

Jener hat dann auch noch eine - allerdings gewissermaßen endgültige - Idee. Er will die ORION mit Energie aufladen und selbst mit der Supernova kollidieren lassen, in der Hoffnung, dass das deren Zerstörung bedeutet. Das Leben seiner Crew soll allerdings nicht unmittelbar auf's Spiel gesetzt werden, denn er will sie in die Lancets umsteigen lassen und versuchen, damit die HYDRA zu erreichen. Eine geringe Chance nur, aber in jedem anderen Fall würden sie ohnehin sterben.

Die Crew begibt sich also in zwei Lancets und verlässt die ORION, die daraufhin auf Kollisionskurs geschickt wird. Der Clou gelingt, die Supernova wird tatsächlich zerstört. Auf der Erde erfährt der Krisenstab, dass die Gefahr für die Erde gebannt ist. Kublai-Krim gratuliert Wamsler mit den Worten: "Ihr McLane hat es geschafft!" Wamsler schaut jedoch nicht sehr glücklich aus, er ahnt, dass diese Botschaft bezüglich dr Orion-Besatzung nichts gutes bedeuten kann.

Die ORION-Crew erreicht unterdessen in den Lancets die HYDRA, die abgeschnitten von jeglicher Kontaktmöglichkeit im All dümpelt. Hasso steigt nun aus dem Lancet aus und auf die HYDRA um, um die Lage zu sichten und die Landeautomatik für die Lancets einzuschalten, die nach der Landung mit ihrer Energie einen Absorberschirm aufbauen werden um die Hitze abzuleiten.

Hasso schafft es, die Landeautomatik einzuschalten und ruft die Lancets rein. Dann meldet er sich aber nicht mehr, um die Luftschleusen zu öffnen. McLane hangelt sich nun ohne Schutzanzug durch die HYDRA, denn seinen trägt Hasso, dessen eigener auf der ORION gebleiben ist. Mit letzter Kraft gelangt er in den Kampfstand, wo er Hasso bewusstlos vorfindet, und kann die Luftschleusen öffnen. Jetzt können die Lancets mit Absorberschirmen und Kältepressluft dafür sorgen, dass sozusagen in letzter Sekunde wieder menschliche Verhältnisse hergestellt werden. Die HYDRA-Besatzung wird aus den Kälteschlafkammern geholt und die HYDRA soweit wieder flott gemacht, dass man "nach Hause zuckeln" kann.

Zwar hat McLane jetzt die siebte ORION zu Klumpen geflogen, doch diesesmal wird es ihm keiner übelnehmen. Und da auf der Erde keiner von der überstandenen Gefahr wissen soll, muss McLane, als er die Verlustmeldung in 10-facher Ausführung unterschreiben soll, schmunzelnd zugeben, dass es sich wiedermal um "einen seiner Streiche" gehandelt habe.

Kritik

von Gisa von Delft

Als erstes muss ich mich an dieser Stelle "outen" als Raumpatrouille-Fan der ersten Stunde. Ich war 10 Jahre alt, als das Unvorstellbare Einzug in das Wohnzimmer meiner Eltern hielt: eine SF-Serie am Samstagabend in der Primetime (die wir freilich damals noch gar nicht kannten ;)). Unglaublich! Spannend! Witzig! Fantastisch! Man kriegte den Mund vor lauter Staunen gar nicht wieder zu. Von dem Moment an sehnte ich ungeduldig die Samstagabende herbei um die nächsten Folgen zu verschlingen - leider viel zu wenige...

In der Tat war der Eindruck, den diese Serie auch optisch hinterlies in der damaligen Zeit gewaltig. Wenn ich heute auch über die Knöpfchen und Hebelchen schmunzeln muss, die mein Kindheitsheld McLane da bediente, damals habe ich ihm jeden Griff abgekauft. Und überhaupt: ich hatte (im Gegensatz zu Robert Vogel) nicht eine Sekunde Angst vor den Frogs, denn eines war mir unerschütterlich klar: McLane wird die Erde retten, komme was da wolle.

Commander McLane hat mir die Welt der Sience Fiction eröffnet, nicht etwa Captain Kirk. Und dafür liebe ich ihn bis heute. (An dieser Stelle herzlichste Grüße an Dietmar Schönherr, der das hier zwar vermutlich niemals lesen wird, den ich aber nach wie vor für seine Commander McLane nicht unähnliche Art sehr schätze.)

Noch immer bin ich der Ansicht, Raumpatrouille, das ist gut gemachte Scifi, mit allem was dieses Genre braucht. Neben allem anderen schätze ich den Humor und auch die Gesellschafts-Kritik, die in diese Serie immer wieder eingeflossen ist.

Besonders wenn man die Serie im Zeitkontext beachtet ist es wahrlich erstaunlich, dass eine Frau, General Lydia van Dyke, den Chefsessel der Schnellen Raumverbände für sich verbuchen konnte. Auch wenn das Geschlechterbild in vielen Szenen durchaus auch den Zeitgeist wiederspiegelt, hat man doch im großen Rahmen eine visionäre Darstellung gut umgesetzt.

Auch mit der Multinationalität ist das gelungen. Zwar hat Atan Shubashi wahrlich nichts Asiatisches in seinem Aussehen, doch die Intention ist klar.

Was den kritischen Unterton der Serie angeht, ist das in dieser Episode besonders schön umgesetzt in den Debatten der Verantwortlichen auf der Erde. Da muss man gar nicht viel dazu sagen, dass muss man sich einfach mal mit Verstand anhören. Dann wird man sich ein gewisses - zugegebenermaßen auch etwas verzweifeltes - Schmunzeln ob der Zeitlosigkeit dieser Dialoge nicht aus dem Gesicht wischen können. Sehr nett ist, was die humorvoll eingebaute Kritik angeht, die 10-fache Ausführung der Verlustmeldung.

Bei dem Charakter McLane wird auch hier wieder nicht nur sein Draufgängertum und seine Risikobereitschaft, sondern auch sein bedingungsloses Einstehen für Menschen die ihm etwas bedeuten in Szene gesetzt. Zweifellos ist McLane ganz klar als (rel. klassische) Heldenfigur in diese Serie eingebracht. Doch dabei wird dann auch nicht ein völlig unrealistisches Heldenbild aufrecht gehalten, sondern der Commander muss in Bezug auf General van Dyke von seiner Crew deutlich daran erinnert werden, dass es in diesem Fall nicht um einzelne Personen, wie wichtig sie einem auch sein mögen, gehen darf. Hier muss der Held es sich gefallenlassen, seinen Dickschädel ein wenig zurechtgerückt zu bekommen. Doch das macht die Figur dann auch wieder zutiefst menschlich.

Überhaupt menschlich: nach wie vor gefällt mir der humorvoll-menschliche Umgang der Crew miteinander. Viele der Dialoge geben der Serie eine ganz besondere Würze, die ich ungemein schätze und selten so irgendwo wiedergefunden habe.

Notizen am Rande...

In dieser Folge taucht noch ein weiteres Raumschiff auf: die HYDRA, das Flaggschiff der 'Schnellen Raumverbände'.

Der Bordcomputer hat in dieser Episode ein völlig anderes Aussehen als in Folge 1 und 3. In der Produktionsreihenfolge wurde nämlich diese Folge als 3. produziert. Warum das Design geändert wurde ist nicht mehr bekannt.

20% der Serienfolgen bestehen aus Tricks mit deren Ausarbeitung 30 Leute beschäftigt waren. Hier ein Blick in die Trickkiste der 60ger: der Planet Gordon, der von McLane zerstört wird, bestand in Wirklichkeit aus Reis, Bohnen und Kaffee. Sie wurde mit Druckluft auseinandergepustet und in Zeitlupe mit 120 Aufnahmen pro Sekunge gefilmt. Der Lichtsturm wurde hervorgerufen durch geworfene Reiskörner, im Highspeed-Verfahren aufgenommen und mit normaler Filmgeschwindigkeit wiedergegeben. Bei der Unterwasserbasis, von der die Orion startet, handelt es sich um den Königsplatz in München. Die Bebauung wurde abgedeckt und wo vorher Himmel zu sehen war, wurde die ORION hineinkopiert.

Auch bei der zukunfts-technischen Ausstattung griff man hier und da auf Utensilien aus Küche und Bad zurück. Legendär wurde das Bügeleisen (damals noch ohne Dampf), das zu den Bedienelementen - wofür auch immer - des Maschinenraums gehörte. (Auf den nächsten Seiten stellen wir weitere Utensilien aus dem normalen Bundesdeutschen Haushalt vor.)

Den Schnellen Raumkreuzer ORION gab es in drei Ausführungen. Sie hatten Größen zwischen 30 und 160 cm Durchmesser. Als Materialien wurden Aluminium, Holz, Gips und Plexiglas verwendet.

Der Aufbau der futuristischen Kulissen dauerte mehr als 100.000 Arbeitsstunden, alleine mit der Herstellung des Casino-Sets wurden 8 Tagen benötigt, an denen 4 Arbeiter damit beschäftigt waren.