10.03 Mulder and Scully Meet the Were-Monster / Mulder und Scully gegen das Wer-Monster

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Akte X Episode 10.03 \"Mulder and Scully Meet the Were-Monster"

Kritik

von Claudia Kern. Spoilerfreie Kurzkritik: "Mulder & Scully Meet the Were-Monster" ist Akte X in Höchstform - eine witzige, intelligente und schräge Geschichte, die mit den Klischees der Serie spielt, ohne ihre Figuren bloßzustellen.

Ab jetzt wird gespoilert.

Chris Carter scheint in den sechs Folgen seiner Ministaffel alle Aspekte der Serie abdecken zu wollen. Nach Regierungsverschwörung und der Aufarbeitung von Altlasten wechselt er mit "Mulder & Scully Meet the Were-Monster"  den Tonfall und beweist, wie viel Spaß Akte X machen kann.

Besser gesagt beweist das Autor und Regisseur Darin Morgan, der schon in der alten Serie für einige der schrägsten und beliebtesten Folgen - zum Beispiel "Der Hellseher" und "Andere Wahrheiten" - verantwortlich war. Sein Thema sind die urbanen Legenden und Monstergeschichten, die Mulder so besessen verfolgt und deren Existenz er nie richtig beweisen konnte. Zu Beginn der Folge hadert Mulder dann auch mit sich und fragt sich, ob er sein Leben vielleicht verschwendet hat und besser erwachsenere Dinge verfolgen sollte. Diese Sinnkrise begleitet ihn durch einen Großteil der Geschichte, in der es um rätselhafte Morde geht, die laut (nicht gerade verlässlichen Zeugenaussagen) von einem Echsenwesen begangen wurden. In einer schönen Umkehr ihrer normalen Rollen beharrt Mulder auf den wissenschaftlichen Fakten, während Scully Zweifel an ihnen sät, um ihn zu motivieren.

In der Folge treten neben Mulder und Scully nur wenige Figuren auf, aber die sind perfekt besetzt. Tyler Labine und Nicole Parker, die man aus alten Folgen kennt, als Farbe schnüffelndes Pärchen, Alex Diakun, den man auch aus Akte X und Millennium kennt, Kumail Nanjiani als Klischee-Serienkiller und vor allem Rhys Darby als "Echsenwesen", das nach einem Biss des Serienkillers zum Wermenschen wird. Sein Ringen mit der Frage, was es eigentlich bedeutet, ein Mensch zu sein, spiegelt Mulders Selbstzweifel wider und räumt sie schließlich aus. Es ist kein Zufall, dass der Wermensch seinem Hund den Namen Daggoo gibt - nach einem Harpunier aus Moby Dick. Monster sind Mulders weißer Wal, doch im Gegensatz zu Ahab zerbricht er nicht an der besessenen Jagd nach ihnen, sondern gibt "Guy Mann", wie der Wermensch sich etwas hilflos nennt, am Ende die Hand und freut sich, dass er ihn kennenlernen durfte.

Darin Morgan spart nicht mit Anspielungen und Verbeugungen. In der Friedhofsszene legt Mulder Blumen am Grab von Kim Manners nieder, der bei 52 Folgen der alten Serie Regie führte, während Guy Mann an dem von Jack Hardy steht, Carters verstorbenem Regieassistenten, mit dem er bei Millennium und The Lone Gunmen zusammenarbeitete. Guy Mann trägt die gleiche Kleidung wie Darren McGavin in Kolchak: The Night Stalker, einer Serie, die Carter zu Akte X inspirierte. Mulders rote Badehose aus "Duane Barry" feiert ein Comeback und er wirft auch wieder mit Bleistiften, dieses Mal allerdings nicht auf die Decke, sondern auf das "I Want to Believe"-Poster, das Scully ihr Poster nennt. Und da ist natürlich noch Mulders Klingelton.

"Mulder & Scully Meet the Were-Monster" steckt voller exzentrischer Figuren und Ideen und parodiert fast jedes Akte-X-Klischee. In einer der typischen Diskussionen zwischen Mulder und Scully übernimmt Mulder gleich beide Rollen, während Scully ihm resigniert zuhört. Es gibt unmotivierte Alleingänge und eine Autopsieszene, die Mulder konstant sabotiert, um Scully seine völlig verwackelten Monsterfotos zu zeigen. Scully sagt schließlich den Satz, der die Folge auf den Punkt bringt:

I forgot how much fun these cases could be.

Nicht nur sie.