Während in vielen der frühen Andreas Brandhorst alias in diesem Fall Andreas Werning Romanen die Protagonisten zwar unruhig ob ihrer eigenen Existenz eher in kosmopolitische Geschehen absichtlich gewandert sind, um eine Veränderung in ihrem Leben herbeizuführen, hat „Pfad ins Nichts“ eine andere Ausgangsbasis.
In einer ferneren, aufgrund der Handlungen der Protagonisten aber auch näheren Zukunft arbeiten die beiden Detektiv Pierre Laforet und Hector Hastings an einem gemeinsamen Fall. Sie sind Privatdetektive. Durch einen Zufall erhalten sie von einem Sterbenden eine Psi Kapsel, die versiegelt ist. Prompt werden die Beiden zur Zielscheibe verschiedener Interessengruppen.
Andreas Brandhorst hat in den achtziger Jahren eine Reihe von Science Fantasy Abenteuern geschrieben, in denen der technologische Hintergrund durchaus vorhanden gewesen, aber nicht systemrelevant ist. Nicht selten haben exotische Kreaturen mit ihren Kräften Vorteile gegenüber der reinen Technik, die pragmatisch genutzt wird und „abgenutzt“ erscheint. Es sind nicht die strahlenden Utopien anderer Science Fiction Autoren. „Pfad ins Nichts“ etabliert erst einmal eine technologisch eher ausgerichtete Welt, die mit den bekannten Berufen wie den beiden Schnüfflern oder den verkommenen Raumschiffkneipen dem Leser vertrauter erscheint. Future Film Noir wäre als Begriff zu stark, kommt Andreas Brandhorsts Intention aber sehr nahe.
Der mit den späteren kosmopolitischen Ereignissen nicht in einem Zusammenhang stehende, aber als Auslöser dienende Fall nimmt für einen Heftroman einen erstaunlich breiten Raum dadurch. Dadurch gerät der Autor trotz des leicht größeren Umfangs dieses TERRA ASTRA Heftes in Platznot und muss die Handlung eher symbolisch verklausuliert als bodenständig abschließen.
Dazwischen liegen eine Reihe von gut geschriebenen Actionszenen. Wie in fast alle Werken Brandhorsts baut der Autor auf mehrere Handlungsebenen, die abschließend zusammenlaufen. Das erhöht die Spannung. Der Leser ist den beiden solide gezeichneten, aber auch nicht unbedingt herausragenden „Helden“ lange Zeit einen kleinen Schritt voraus. Niemand weiß wirklich das Geheimnis der PSI Kapsel und die Folgen einer unautorisierten Öffnung. Da bei Andreas Brandhorst alles möglich ist und er sich nicht scheut, etablierte und mühselig aufgebaute Universen mindestens zu erschüttern ist die Spannungskurve inklusiv des kontinuierlich ab der Mitte des Buches anziehenden Tempos sehr hoch.
Viele Informationen erhalten die Protagonisten stellvertretend für die Leser durch die Psionikerin Murna. Nicht selten vertraut Andreas Brandhorst wichtige Informationen Frauen in seinen Büchern an. Die Männer werden stellenweise buchstäblich von deren Visionen getrieben, wobei es nicht alle weiblichen „Propheten“ ehrlich mit ihnen meinen. Die Zeichnung weiblicher Protagonistin ist bei dem Autoren nicht immer schlüssig. Negativ sei „Schatten des Ichs“ erwähnt, in dem Andreas Brandhorst eine gefürchtete Amazone und Kriegerin auf eine Art Heimchem am Herd an der Seite des unsympathischen Freundes reduziert. Diesen Fehler macht er in den unter dem Pseudonym Andreas Werning verfassten Heftromanen und dem Terra Taschenbuch nicht.
„Pfad ins Nichts“ ist ein kurzweilig zu lesender früher Andreas Brandhorst, in dem er sich mehr als reiner Science Fiction Autor zeigt und solide einen lange Zeit sehr spannenden, aber am Ende leider auch ein wenig konfusen Plot entwickelt und beendet.
Pabel Verlag
Terra Astra 507
64 Seiten