Wie Star Wars das Universum eroberte

Wie Star Wars das Universum eroberte, Chris Taylor, Rezension
Chris Taylor

Angesichts der umfangreichen Recherche, die Chris Taylor beginnend mit der Suche nach einem Menschen, der mit STAR WARS oder Begriffen aus George Lucas Universum nichts anfangen konnte für diese umfangreiche Studie angestellt hat, kann der Titel kein Zufall sein. George Lucas hat sich Zeit seines bisherigen Lebens als „Flash Gordon“ Fan entpuppt, der ursprünglich auch weniger STAR WARS denn Flash Gordon inszenieren wollte. Der Titel könnte sich auf das dritte Serial beziehen, in dem Flash Gordon sein bekanntes Universum eroberte. Hinzu kommt, dass die Serials zu George Lucas Jugendzeit wegen einer neuen STAR WARS Fernsehserie kurzzeitig umbenannt werden mussten. Natürlich nimmt ein großer Teil der Recherche auch die Suche nach Inspirationen ein. Das Lichtschwert stammt von Edmond Hamilton, bei den Kämpfen hat sich Lucas von zahllosen Kriegsfilmen aus dem Zweiten Weltkrieg inspirieren lassen und die Uniformen der Stormtrooper könnten in zahllosen Zeichenstunden gegen den Willen der Lehrer aus verschiedenen Pulps zusammengesetzt worden sein. Es sind aber nicht die zahllosen Fakten, die den grenzenlosen Erfolg von STAR WARS mit im Vorwort zusammengefassten unglaublichen Zahlen ausmachen. Es ist eine Mischung aus Zufall- George Lucas war anscheinend in der Lage, nach dem Erfolg seines zweiten Films „American Graffiti“ zumindest sich mit Millionen zu beteiligen – und Entschlossenheit, seinen Traum nicht nur einmal, sondern mehrfach zu verwirklichen, der schließlich in einer Zeit, in welcher Hollywood dem Science Fiction Film abgeschworen hat, diesen Mythos heraufzubeschwören und Legenden zu erschaffen. Chris Taylor greift dabei auf ein Sujet zurück, das inzwischen nicht nur in Buchform, sondern vor allem im Internet Millionenfach recherchiert, analysiert und kritisiert worden ist. Hinzu kommt, dass der Autor im Grunde für zwei Zielgruppen schreiben muss. Die STAR WARS Fanatiker, zu deren Fandom der Autor gleich zu Beginn etwas Kritisches zu sagen hat und die wenigen Unbedarften, die eine neutrale Zusammenfassung ausgerechnet aus den Händen eines ursprünglichen Fans und inzwischen Autoren erwarten.

Chris Taylor geht dabei von Beginn an geschickt vor. Im Grunde wie bei den beiden Trilogien versucht der Autor nicht chronologisch zu erzählen, sondern vermischt mehr oder minder direkt Lucas Biographie mit bekannten Fakten. Während er auf der einen Seite einen scheuen, introvertierten Mann beschreibt, der in erster Linie aus sich herausgeht, wenn er in privaten Gesprächen frei sprechen kann, muss der Autor auch auf das geschäftstüchtige Lucas Imperium zurückgreifen, das über all seine Finger drin hat und anscheinend ordentlich Tantiemen einstreicht. Wie konträr es ist, zeigt, dass bei der Legion 501 sich aus Freiwilligen eine Legion gebildet hat, die inzwischen auf allen STAR WARS Veranstaltungen kostenlos – die Belohnung gab es in Form einer Begegnung mit dem Schöpfer -   für Sicherheit sorgen und immer wieder Spenden sammeln, auf der anderen Seite aber gegen den Gestalter der Stormtrooper Uniformen gerichtlich vorgegangen worden ist, weil George Lucas und seine Firmen den Schöpfungsprozess schließlich zentralisiert haben und die Menschen teilweise vergasen, die in London am ersten STAR WARS Film mit gearbeitet haben. Amüsant sind die Unterrichtsstunden in der Schwertführung der Jedis gegen Spenden, während die Berechnungen um den Todesstern – wie viel Stahl braucht man, um ihn zu bauen und wie viel Zeit, um ihn innen zu putzen ? – sogar die humorvolle Reaktion eines amerikanischen Präsidenten heraufbeschwören haben. Das Springen in der „Zeit“ irritiert aber in den Nebenhandlungen auch deutlich. Da werden reihenweise Parodien bzw. die vernichtende Wirkung des Internets zitiert und beispielhaft vorgestellt, während die inzwischen vom richtigen Leben eingeholte Hommage „Fanboys“ in diesem Zusammenhang noch nicht erwähnt worden ist. Wer „Spaceballs“ schreibt, sollte auch „Fanboys“ meinen. Mit dem beginnenden Merchandising wie den Figuren von Kenner – die Firma musste zu diesem Deal fast gezwungen werden – greift der Autor die Sammelwut der Fans auf, die zu absurden Sammlungen – ein Museum verfügt über 300.000 Teile aus aller Welt mit einem Obama als Jedi Ritter – geführt hat. Ohne Frage hat „Star Wars“ diesen Bereich gänzlich verändert. Interessant ist, dass nicht nur mit Fernsehserien und Filmen, sondern auch aus Amerika kommend im Sport mehr und mehr Merchandising der teilweise sinnfreien Art Einzug gehalten hat. Kindlich wird es, wenn der Autor selbst im Boba Fett Kostüm auftritt und die „Macht“ der Uniform spürt. Je weiter allerdings das Merchandising vor allem mit den Fortsetzungen  voranschreitet, desto anonymer, distanzierter und vor allem auch seelenloser wird das inzwischen zu einer Milliarden Firma ausgebaute Imperium mit George Lucas, der eher ambivalenter und pragmatischer, aber auch deutlich entspannter als bei der ersten Trilogie an die Sache herangeht. Mit der zweiten Trilogie schließt sich der Kreis der beiden Handlungsbögen und Chris Taylor springt nicht mehr zwischen lustigen, nachdenklich stimmenden Anekdoten aus dem Dunstkreis von STAR WARS, sowie dem immer politischer konservativer werdenden biographischen Teil dieses Buches hin und her.   

Alleine George Lucas Lebensweg aus einer fast langweiligen Familie der Mittelklasse – der Vater hat ein Geschäft für Schreibwaren übernommen und es sukzessive unter anderem mit Spielzeug ausgebaut -, die alle zwei Jahre von Beginn der Eröffnung des Disneyparks an in das Mekka der Unterhaltung gepilgert sind, ist schwierig zu beschreiben. Chris Taylor kann ihn nicht direkt angreifen, aber eine reine Huldigung ist auch schwer. Bei seinen Klassenkameraden galt George Lucas eher als Nerd. Er liebte Comics und zeichnete sehr viel. Später hat er sich als sogar als Amateurrennfahrer einen regionalen Namen gemacht. Vielleicht stammen daher die rasanten Verfolgungsjagden in den meisten seiner Produktionen. Erst ein Unfall – der allerdings weniger auf Geschwindigkeit denn falschem Verhalten im Straßenverkehr basiert – hat dieser möglichen Karriere ein Ende gesetzt. In der Jugend war ein Freund von George Lucas immer mit einer Kamera unterwegs. Vielleicht hat sich deswegen spät die Liebe zum Film entwickelt. Auffällig ist, dass Lucas in erster Linie aktiv schnell Auto gefahren ist und das Lesen von Comics geliebt hat. Ansonsten wirkt er wie eine Art Symbiont, der aus dem Zusammenleben mit seiner ganzen Umwelt wichtige Ideen aufgenommen, durchaus verfeinert und verfremdet wieder „ausgeschieden“ hat. Damit wird man George Lucas vielleicht nicht ganz gerecht, aber betrachtet der Zuschauer und damit auch der Leser dieses Buches die einzelnen Fakten, dann liegt man nicht unbedingt neben dem Ziel. Da kann  Chris Taylor George Lucas Geschäftssinn genauso oft herausstellen wie die fundamentale Bedeutung vor allem seiner Trickfilmfirma „Industrial Light & Magic“.  Je weiter Chris Taylor voranschreitet und schließlich in der schwierigen Phase der Entstehung von „Star Wars“ gipfelt, desto mehr Vorbilder, Inspirationen, Ideen, Hinweise unterschiedlichster Art hat der Leser erhalten. Vielleicht geht dabei manche Interpretation deutlich zu weit. Die Idee, dass Lucas wie Hubbard eine Religion gründen wollte, erscheint falsch. Wenn Chris Taylor auch noch davon schreibt, dass Hubbard zwar im Jahre 1978 noch nicht den durchschlagenden Erfolg mit Scientolgy verbuchen konnte, muss aber der Hinweis kommen, dass wie die STAR WARS Saga diese in der Nähe der Science Fiction gegründete Sekte schließlich zu einem manipulierenden Milliardenkonzern mit zweifelhaften Geschäftsmethoden geworden ist. Ein Schelm, der nicht gleich in diesem Zusammenhang an STAR WARS und inzwischen auch Walt Disney denken muss.  Wie andere Biographen hat es Chris Taylor trotz oder vielleicht auch wegen der vielen Fakten nicht leicht, den wirklichen Menschen George Lucas zu finden und einzuordnen. Vieles bleibt wie der Schöpfer von STAR WARS distanziert, im Dunkeln und es ist erstaunlich, wie stark das nicht unbedingt negativ gemeint naive Weltraummärchen Amerika aus den dunklen Tagen des Vietnamkrieges herausgeführt hat. Das George Lucas immer wieder mit seiner kleinen Gruppe von durchaus revolutionären Filmemachern ein Außenseiterdasein geführt hat, ist unbestritten. Interessant ist, dass Lucas aufgrund von Diabetes nicht viel Alkohol trinken konnte, keine Drogen nahm und vor allem Zucker mied. Vielleicht ist deswegen STAR WARS so zuckersüß geworden. Unrichtig erscheint aber der Vergleich, dass George Lucas spätestens ab seinem zweiten Film als unabhängiger Produzent – Hollywood hat ihn während der Lehrzeit eher abgestoßen als angezogen – nur deswegen STAR WARS machen konnte, weil er im Gegensatz zu Coppola oder Scorsese mit ihren Drogensüchten einen klaren Klopf behalten hat.  Hier argumentiert Chris Taylor nicht selten unentschlossen und greift Ereignissen vor, die in dieser Konstellation und vor allem auch hinsichtlich mancher logistischen Herausforderung wie „Apocalypse Now“ von einem echten Biographen auch bewiesen werden müssen. Vielleicht sucht der Autor verzweifelt nach einer Angriffsflanke in diesem Übermenschen George Lucas.  Ebenfalls nicht ganz schlüssig ist, warum George Lucas mit welchem vertraglichen Kniff plötzlich nach dem überraschenden Erfolg von „American Graffiti“ reich geworden ist. Sein Debüt wollte das Studio nicht und mit einer zweiten Regiearbeit immerhin eine Beteiligung nach Kosten von zehn Prozent der Erlöse zu erhalten, ist nicht nur bemerkenswert, sondern sollte erklärt werden. Das George Lucas bei „Star Wars“ sowohl Rechte an dem Müll – Fortsetzungen und Merchandising -  erhalten hat sowie eine 40 prozentige Umsatzbeteiligung ist bekannt und nach dem Erfolg von „American Graffiti“ vielleicht auch gerechtfertigt. Ebenfalls interessant ist, dass Lucas insbesondere von den Studios eher als unterdurchschnittlich talentierter Regisseur gesehen worden ist, während er als Drehbuchautor immer auf das Papier bluten musste. Chris Taylor zeigt immer wieder auf, wie ihm andere Freunde/ Bekannte bei den verschiedenen Entwürfen geholfen haben. Letzt endlich musste er sie widerwillig selbst verfassen. Zwar räumt Chris Taylor auch mit einigen Mythen um den von den Studios gehuldigten Exzentriker Coppola auf, aber den Drehbuchautor George Lucas lernt der Leser nicht kennen.

Während „THX 1138“ und „American Graffiti“ teilweise angesichts des noch zu bewältigenden Programms oberflächlich behandelt werden, geht der Autor bei „Star Wars“ in die Vollen. Natürlich hat sich Lucas von verschiedenen teilweise obskuren Quellen inspirieren lassen, aber mit einigen Legenden wie Kurosawas „Hidden Fortress“ räumt er auf. Chris Taylor erschlägt eine Reihe von ihnen. Mit jedem der verschiedenen Drehbuchentwürfe hat sich George Lucas weiter von „Flash Gordon“ entfernt. Interessant ist, wie sehr Taylor plötzlich auch an Lucas indirekt herankommt. Ausschließlich visuell orientiert spricht der Regisseur/ Drehbuchautor die Kinder vor allem an und kann den komplexen Plot mündlich sehr viel besser zerlegen als zum Beispiel schriftlich.  Die extrem schwierigen Dreharbeiten beginnend mit Pleiten, Pech und Pannen in Tunesien über das schwierige Arbeiten mit einer britischen Crew sowie den Spannungen im Team – inklusiv dem Hinweis auf eine Affäre zwischen Harrison Ford und Carrie Fisher - ; die Schwierigkeiten, eine neue Kameraführung zu entwickeln und schließlich der sich hinziehende Rohschnitt sind alles Punkte, die in verschiedenen Büchern und Biographien schon angesprochen worden sind. Neben den unterschiedlichen Entwürfen muss Taylor diese Punkte quasi abarbeiten, während erst mit dem Marketing aufgezeigt wird, wie plötzlich anders dank eines einzigen genialen Mannes, der den überforderten Lucas rettete, sich alles ändere. Mit vor dem Start veröffentlichten Comics, der Romanadaption von Alan Dean Foster sechs Monate vor dem Kinostart als Buch schnell ausverkauft und dem Besuch von Science Fiction Cons sowie einem Vorläufer des Comicsalons in San Diego begann eine interessante, gänzlich andere, die großen Studios überfordernde Marketing Kampagne, die auch heute noch archaisch faszinierend erscheint. Das sie zum Erfolg von „Star Wars“ beitrug, ist dabei eher ein positiver Nebeneffekt.

In wenigen Kinos gestartet entwickelte sich STAR WARS zum bekannten Gassenhauer und Phänomen, das in einem der wenigen Exkurse natürlich viele Epigonen nach sich zog. Es ist vielleicht das am wenigsten interessante Kapitel des ganzen Buches, denn Chris Taylor listet unzählige Fakten auf. George Lucas wollte sich mit der obligatorischen Fortsetzung – das peinliche Weihnachtsspecial muss auch erwähnt werden – endgültig befreien und finanzierte den Film anfänglich alleine aus dem von STAR WARS eingenommenen Geld. Dabei musste Lucas schließlich doch wieder das Drehbuch verfeinern. Interessant ist, dass Lucas bei STAR WARS mit den britischen Mitarbeitern einen ständigen Konflikt ausgetragen hat, bei „The Empire strikes back“ musste er teilweise zusammen mit seinem Produzenten Kurtz dem Regisseur trotz einer gewissen Verliebtheit in seine Bilder die Sporen geben, um die Kosten nicht komplett aus dem Ruder laufen zu lassen. In diesem Abschnitt streut Taylor eher beiläufig einzelne unbekannte Fakten ein, während der Fokus auf einer Mischung aus George Lucas weiterhin bescheidenen persönlichen Lebensstil, der immer stärkeren rechtlichen Bindung der Franchise und schließlich dem Bau seiner Ranch mit besonderen Arbeitsbedingungen liegt. Interessant ist, dass nicht zum letzten Mal die Trickfilmtochter „Industrial Light and Magic“ mit ihrem Einfluss nicht nur auf STAR WARS ein wenig stiefmütterlich behandelt wird.   Das ändert sich mit den Fortsetzungen. Chris Taylor geht durchaus kritisch nicht nur mit „Rückkehr der Jedi- Ritter“, sondern vor allem auch „The Phantom Menace“, dem aller ersten Film der Serie um. Er vergleicht die verschiedenen Drehbuchentwürfe und zeigt auf, das Lucas vor allem in „Rückkehr der Jedi- Ritter“ teilweise gegen alle Logik unbedingt alle Löcher schließen wollte.  Dabei geht Taylor ambivalent vor. Er zeigt Lucas Schwächen auf, versucht aber auf der anderen Seite auch herauszuarbeiten, was Lucas dazu bewegt hat, diesen Weg zu gehen. Das Lucas nicht zuletzt aufgrund der technischen Entwicklung und den CGI Quantensprüngen erst auf die Idee gekommen ist, die ersten drei Filme zu drehen, wirkt wie der Kompromiss eines verspielten Kindes. Nicht erst von seiner Scheidung an – die Rolle seiner Ehefrau als Cutterin der ersten Filme ist wie vieles bei Abtrünnigen später von Lucasfilm negativ relativiert worden -    scheint Lucas mit selbstbewussten, vielleicht auch ein wenig zickigen und selbstverliebten Frauen Probleme zu haben. Sowohl Carrie Fisher als auch Natalie Portmann werden ausdrücklich erwähnt. Als penetranter Detailfanatiker stetig im Wettstreit mit Spielberg um den erfolgreichsten Film, bevor ihn mit dem ehemaligen Lastwagenfahrer James Cameron – inspiriert durch STAR WARS seinen Job zu kündigen und zu Roger Corman zu gehen – jemand rechts überholte wird das Bild von George Lucas im Verlaufe des Buches nicht nur dreidimensionaler, aber auch negativer. Auch wenn er weiterhin „bescheiden“ gelebt und sein Geld immer wieder in die eigenen Firmen mit hohem Risiko investiert hat, sieht sich Lucas in der Rolle des STAR WARS Schöpfers – mehr und mehr alleine – einem Gott gleich. Mit allen Chancen und Risiken. Zwar sucht er bei „The Phantom Menace“ kurz vor Drehbeginn Hilfe bei seinem Drehbuch, aber im Grunde interessiert ihn weniger der Gehalt der Filme, als die Technik, sowie die Tatsache, dass inzwischen erweiterte Universum – Bücher, Spiele oder Comics -  im Notfall aus dem Stehgreif umzugestalten. Interessant ist auch, dass er jeden Abschnitt kontrollieren will und den zumindest in der Theorie ersten Tag des Drehbuchschreibens mittels eines Kameramanns festhalten lässt. Bei der ursprünglichen Trilogie ein undenkbarer Vorgang. Chris Taylor bemüht sich, seine Enttäuschung mit der Prequel Trilogie nicht zu offen zu zeigen und geht den Umweg über die Fans, die gut versorgt über dreißig Tage vor dem Kino gezettelt hatten. Einen Heiratsantrag inbegriffen. Dadurch verliert aber seine umfangreiche Studie auch an Gehalt. Es ist immer schwer, einen Kassenschlager zu kritisieren, aber eine kritischere Auseinandersetzung zwischen Inhalt und tricktechnischem Aussehen hätte gut getan.   Auch die Behandlung von Schauspielern mit einer gewissen Gleichgültigkeit und weniger Improvisation  wäre ein Punkt gewesen, der unbedingt mit jedem weiteren STAR WARS Film tiefergehend hätte besprochen/ analysiert und kritisch hinterfragt werden müssen. Zumindest hat Lucas am Ende mit einem Schauspielcoach auf seine eigene Schwäche reagiert, aber das reicht als Endanalyse natürlich nicht aus. 

Chris Taylor ist aber dem Leser und weniger George Lucas und seinem Imperium gegenüber so fair, dass er auch immer wieder Menschen befragt,  die mit Lucas mehr oder minder gebrochen haben und das auch offen sagen. Von David Prowse – Darth Vader -, der in mehrfacher Hinsicht enttäuscht und gleichzeitig als schwarzes Schaf unabsichtlich gebrandmarkt worden ist bis zum Mitproduzenten Kurtz, den Lucas fast als Befreiungsschlag für die eigenen Fehler oder Unentschlossenheit entlassen hat. Dadurch ergibt sich ein breiteres Bild vom Aufbau des „Star Wars“ Universums. Wie schwierig, aber auch  vielleicht gleichzeitig befreiend es für Lucas geworden ist, zeigt die Stabübergabe von ihm an Kathleen Kennedy, die Spielbergs Amblin Entertainment zu einem gigantischen Konkurrenten gemacht hat.  Hinzu kommt der anschließende  Verkauf an Walt Disney. Entgegen seiner Aussagen, persönlich und seine Nachfolger mittels Vertrag bindend keine weiteren STAR WARS Filme mehr zu produzieren, hat sich George Lucas schon vor dem Verkauf entschlossen, die letzte Trilogie in Angriff zu nehmen. Wahrscheinlich auch, um seinen eigenen Verkaufserlös zu optimieren.  Geschrieben hat er nichts und enttäuscht ist er auch gewesen, dass die neuen Herren im Stall nicht auf seine Ideen zurückgegriffen haben. Er wurde nicht nur von Walt Disney kalt gestellt, auch sein Museum im Presidio konnte er nicht realisieren.- Damit setzt sich nach oben und unten eine Kette fort. Schon Frau Kennedy hat die eher vor sich hin dümpelnden Subfirmen gestrafft und einige Produktionsbereiche geschlossen. Disney ist noch einen Schritt weiter gegangen. Mit dieser Herausforderung, in dem aus mehr als siebentausend Charakteren bestehenden Universum nicht nur nicht immer fair aufzuräumen, sondern es für eine von Walt Disney als 4 Milliarden Dollar Investment mit Gewinnchancen bezeichnete Investition schlank zu machen, endet Chris Taylors umfangreiche Studie mit einigen Vermutungen und vor allem Ängsten der alten Fans. 

  Zusammenfassend spricht der Autor vor allem dank der Details auch STAR WARS Fanatiker an. Selten sind alle Fakten – welche Ideen aus den ursprünglichen Teilen plötzlich in der neuen Trilogie stecken ist faszinierend – so konzentriert präsentiert worden. Natürlich finden sich auch kleinere Fehler. So ignoriert Chris Taylor unter anderem die Tatsache, dass die alte von Lucas zurück gezogene Trilogie tatsächlich als Laserdisc – mit der Möglichkeit, sich jedes Bild einzeln anzuschauen – einmal digitalisiert aufgelegt worden ist und nicht nur als alte VHS Cassette. Oder das in Deutschland „The Phantom Menace“ natürlich nicht mit Untertiteln, sondern professionell synchronisiert im Kino gelaufen ist.   Wer Einblick in das STAR WARS Universum sucht, wird vielleicht wie mancher Zuschauer von den zahllosen Begriffen überrannt, aber nicht immer ganz die Balance findend bemüht sich Chris Taylor am Vorabend der neuen wahrscheinlich letzten Trilogie ein umfassendes Bild zu zeichnen, das Fans und Fanatiker zu gleich anspricht.  

Originaltitel: How Star Wars Conquered the Universe - The Past, Present and Future of a Multibillion Dollar Franchise
Originalverlag: Head of Zeus
Aus dem Amerikanischen von Michael Nagula

Deutsche Erstausgabe

Paperback, Broschur, 768 Seiten, 13,5 x 20,6 cm, 30 s/w Abbildungen
ISBN: 978-3-453-31709-3

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