Kritik zu Outside the Wire: Anthony Mackie macht coolen Shit bei Netflix

Im Jahr 2035 befinden sich große Teile der Ukraine in einem Bürgerkrieg. Um die Situation unter Kontrolle zu bekommen, wurde in dem Land eine entmilitarisierte Zone eingerichtet, von der aus amerikanische Truppen für Frieden sorgen sollen. So wirklich erfolgreich war das US-Militär dabei allerdings nicht, sodass man mittlerweile auch Roboter an der Seite der US-Soldaten ins Feld schickt.

Nachdem der Drohnen-Pilot Thomas Harp (Damson Idris) eine folgenschwere Entscheidung getroffen hat, die zwei US-Soldaten das Leben kostete, wird er von seinem ruhigen Arbeitsplatz in den USA in das Krisengebiet versetzt. Hier untersteht er fortan dem Offizier Leo (Anthony Mackie). Wie sich allerdings bald herausstellt, ist Leo kein Mensch, sondern eine künstliche Intelligenz, und zwar die erste ihrer Art. Gemeinsam mit Harp operiert Leo hinter den Kampflinien und versucht, den Terroristen Victor Koval zu finden. Dieser hat es auf ein Netzwerk alter sowjetischer Atomwaffen abgesehen, die immer noch in der Ukraine gelagert werden sollen.

Mit schnell inszenierten Action-Filmen konnte Netflix im vergangenen Jahr einige Erfolge feiern, und 2021 scheint man dem Konzept weiter treu zu bleiben. Outside the Wire erweist sich dabei als typischer Vertreter aus dem Netflix-Portfolio. Oft handelt es sich um Produktionen, die früher vergleichsweise günstig für das DVD-Regal in der Videothek produziert worden wären. Heute bekommen diese Filme von Netflix das zehnfache Budget, erfüllen aber immer noch den gleichen Zweck der eher leichten Unterhaltung auf dem heimischen Sofa.

Im Falle von Outside the Wire kann man dem Film aber zumindest zugute halten, dass man versucht, etwas differenzierter an die Sache heranzugehen. Themen wie der Einsatz von Drohnen, die oft dubiosen Interessen an einem bewaffneten Konflikt Beteiligter und die zivilen Opfer werden angeschnitten. Allerdings passiert das meist mit dem Holzhammer, wirklich tiefgreifend beschäftigt sich das Drehbuch mit dieser Materie nicht.

Im Grunde genommen muss Outside the Wire dies auch nicht, schließlich handelt es sich vornehmlich um einen Action-Film mit leichtem Sci-Fi-Setting. Die Action an sich fällt aber auch nur in die Kategorie nett und nicht viel mehr. Viele Dinge hat man in anderen Filmen schon deutlich besser gesehen, was auch die Optik und das Setting an sich betrifft. Die besten Szenen sind die, in denen Anthony Mackies Leo von der Leine gelassen wird. Da Mackie aber auch selbst als Produzent am Film beteiligt war, drängt sich irgendwann aber auch der Gedanke auf, dass die Daseinsberechtigung für Outside the Wire vor allem "Anthony Mackie macht coolen Shit" war.

Mackie spielt dabei wieder gewohnt sympathisch, auch wenn er sich darstellerisch kein Bein ausreißt. Irgendwie wird man das Gefühl nicht los, als könne Mackie Figuren wie Leo mittlerweile im Schlaf spielen. An seiner Seite ist Damson Idris zu sehen, der bisher vor allem durch Episoden in The Twilight Zone und Black Mirror auf sich aufmerksam machen konnte. Auch Idris macht seine Sache sehr gut und spielt den Soldaten, der unverhofft mitten in einem Krisengebiet landet, durchaus glaubwürdig. Allerdings kann auch die darstellerische Leistung das letzte Drittel des Films nicht mehr retten.

Auch wenn man Outside the Wire über zwei Drittel einen gewissen Unterhaltungswert nicht absprechen kann, am Ende fällt der Film leider vollkommen auseinander. Dabei hilft es auch nicht, dass gewisse Entwicklungen bereits im Trailer vorweggenommen wurden. Aber auch ohne diesen Spoiler entwickelt sich die Geschichte in eine erwartbare und gleichzeitig aber auch wenig nachvollziehbare Richtung. Vor allem vor dem Hintergrund, dass im ersten Drittel eine Menge Zeit für Exposition aufgewendet wird, wundert es, dass das Drehbuch vollkommen vergisst, gewisse Motivationen für spätere Entwicklungen aufzubauen. So werden bestimmte Pläne erst am Ende in einem eher langweiligen Gespräch enthüllt und selbst dann bleiben die Dialoge ziemlich nebulös.

Hinzu kommt, dass dem Film auch actiontechnisch zum Schluss die Puste ausgeht. So setzten die Macher im Finale eher auf Spannung, aber so wirklich will dies ebenfalls nicht funktionieren. Viele Action-Filme können ihre schwache Geschichte oft zumindest mit einem actionreichen und explosiven Finale kaschieren. Outside the Wire gelingt weder ein inhaltlich rundes noch ein actionreich eindrucksvolles Ende.

Fazit

Outside the Wire ist ein weiterer Netflix-Film, der nicht wehtut, wenn man an einem Samstagabend Lust auf etwas Action hat. Wirklich viel Neues oder Innovatives sollten die Zuschauer aber nicht erwarten. Vor allem zum Ende hin macht sich leider das extrem schwache Drehbuch bemerkbar, was die Macher dann auch nicht mehr mit einer guten Action-Szene verdecken können.

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