Mit dem zweiten Roman des Zyklus „Die Posbis“ kehrt schon die große Langeweile ein. Susan Schwartz konzentriert sich in erster Linie auf die wenigen Actionszenen, fügt in Form der Befragung des natürlich im ersten Band als Helfer in der Not entdeckten „Posbis“ einige Hintergrundinformationen hinzu, zwei Expeditionen laufen werden bzw. werden neu gestartet und am Ende bietet die Autorin nahtlose Übergänge zum nächsten „Neo“ Roman an. Alles stilistisch solide herausgearbeitet, aber inhaltlich positiv gesprochen bieder.
Die Leyden Expedition kommt in den Zwischenkapiteln zwar voran und kämpft sich durch ein weiteres eher intuitiv lösbares Rätsel. Am Ende steht ein Wasserkugelraumschiff und ein weiterer Notstart. Anfänglich waren Leydens „Indiana Jones“ Exkurse noch interessant, aber durch die Struktur der Taschenhefte und das phlegmatische Tempo zieht sich dieser Handlungsbogen viel zu lange hin. Der Leser verliert das Interesse an der Entdeckung der Woche. Wahrscheinlich wäre es sinnvoller gewesen, auf die Struktur der Erstauflage zurückzugreifen und diese Nebenhandlungen in ein/ zwei Taschenheften packend und vor allem kompakt zu erzählen, um den Handlungsstrang wieder in die Haupthandlung einzubauen. Um diesen Strang auszubauen, müssen sich Leyden und sein Team dieses Mal mit Flughunden auseinandersetzen. Die Beschreibungen ziehen sich über ganze Seiten dahin. Dazu fehlt es Susan Schwartz an Motivation, eine vernünftige Atmosphäre aufzubauen. Der Handlungsbogen wird mit einem Rätsel abgeschlossen, das nur noch Kopfschütteln verursacht. Wenn die Autorin keine Lust hat, entsprechende Herausforderungen zu entwickeln, dann sollte sie im Vorwege es mit der Exposeredaktion abstimmen und einen entsprechenden Spezialisten zu Rate ziehen. So entwertet sie die anfänglichen Erfolge von Leyden und macht den ganzen Handlungsbogen lächerlich. Da dieser auch noch einen ordentlichen Abschnitt des ganzen Romans einnimmt, wirkt „Ozean der Dunkelheit“ noch langweiliger und vor allem oberflächlicher als in den schlimmsten Alpträumen ausgemalt.
Auf der wichtigen Perry Rhodan Handlungsebene kämpft die Autorin mit der Beschreibung des 8 Jahre alten Thomas Cardiff. Auf der einen Seite versucht Susan Schwartz die kindliche Psyche mittels des Briefkontakts darzustellen und kann sich zu wenig in die Ideenwelt eines Kindes einarbeiten. Bedenkt der Leser, dass mit der Einführung von Thomas Cardiff immer wieder darauf hingewiesen worden ist, dass er möglichst „normal“ aufwachsen sollte, erscheinen diese Exkurse wie die ersten Ansätze eines Supersohnes. Die Wissenschaftler an Bord des Raumschiffs scheitern dabei, dem Backman Robotoer Kavari auf den Zahn zu fühlen. Es handelt sich teilweise um Psychologen. Natürlich lässt sich über die intuitive Kompetenz von Psychologen herzlich streiten, aber anstatt deren Vorgehensweise zumindest ein wenig zu parodieren oder humorvoller darzustellen, pflückt die Autorin unterstützt von einem der inhaltsärmsten Exposes der beiden anscheinend schon ausgeschriebenen Autoren humorlos und vor allem sehr stringent auf ihr Ziel zu. Thomas Cardiff soll Kontakt mit Kavari aufnehmen und aus der nicht vorhandenen unschuldigen subjektiven Position eines Kindes die Brücke schlagen. Es überrascht wenig, das diese Vorgehensweise nicht nur gelingt, sondern in einem weiteren Informationsrückblick gipfelt, welcher den Handlungsbogen endgültig zum Erliegen bringt. Thomas Cardiff wäre auch für die Schöpfung des Begriffes „Posbis“ zuständig, wenn Rüdiger Schäfer und Michael Buchholz nicht auch noch die unnötige Idee hätten, in Zeiten der nicht vorhandenen politischen Korrektheit diesen beliebten Wesen einen weiteren Namen zu geben. Warum dieser Hang zur Übertreibung? Wenn ich die Ideen der Erstauflage in einer atemberaubenden Geschwindigkeit plündere und naiv hilflos neu interpretiere, dann sollten die Exposeautoren inhaltlich neue Wege gehen und nicht mit dem Bekannten/ Markanten unnötig die Seiten spielend theoretisierend spielen.
Selbst die anschließende Begegnung mit einem Katzenwesen an Bord des Schiffes baut keine Spannung auf. Plötzlich ist Thomas Cardiff wieder ein achtjährige Junge, der in einem Beiboot Pilot spielen und die entsprechenden Geräusche simulieren will und kann. Natürlich wird ihm eingeschärft, er darf nichts von dieser Begegnung erzählen. Nach den gemachten Erfahrungen beginnend mit der Entführung muss ein Kind herzlich dumm sein, um nicht zumindest die Mutter zu informieren. Anstatt eine subtile Spannung aufzubauen, füllt Susan Schwartz Seite um Seite mit Belanglosigkeiten.
Die Posbis als eine der beliebtesten Schöpfungen beginnen mehr und mehr den Borgs zu ähneln. Natürlich ist es in der heutigen Science Fiction schwer, im Fahrwasser der Posbis und der Borgs eine neue Maschinenzivilisation zu entwickeln. Aber Rüdiger Schäfer und Michael Buchholz geben sich nicht einmal richtig Mühe. Nur die alten Ideen der Serie aufzunehmen, ergäbe keinen echten Sinn. Also müssen die Vorlagen verfeinert werden. Aber dazu benötigt der Autor auch ein entsprechendes Know How und das fehlt den Beiden. Es ist schade, dass vor allem ein langjähriger aktiver und die Serie kritisch begleitender Fan derartig wenig Überraschendes produzieren kann. Warum so eng an der Originalserie kleben und deren Ideen im wahrsten Sinne des Wortes zu entweihen? Inzwischen liegen mehr als einhundert Taschenhefte vor. Die Exposeautoren greifen wie Frank Borsch immer wieder zu Versatzstücken und sind der Meinung, das diese mechanisch eingebaut werden müssen, ohne wirklich eine einzige Idee zu haben. Sowohl die Miniserie um die Methans als auch die ersten beiden Bände des „Posbis“ Zyklus zeigen, dass mit zehn teilweise langweiligen Taschenheften das Potential nicht ausgereizt worden ist, sondern die beiden Exposeautoren wie auch Marc A. Herren in der zweiten Hälfte der „Arkon“ Serie das Gefühl verloren haben, Handlungsbögen überraschend zu entwickeln. Die „Methans“ hätten noch ausreichend Potential geboten, zumal die Bedrohung des arkonidischen Reiches –siehe die Frank Borsch Ära – ja überhaupt nicht vorbei ist.
Ärgerlich wird es zusätzlich, wenn sich kein Autor um die Rahmenhandlungen kümmert und der Lektor anscheinend keine Lust hat, die Taschenhefte wirklich zu kontrollieren. Susan Schwartz hat sich offensichtlich mit den Möglichkeiten des Posbis aus dem ersten Band der Miniserie nicht vertraut gemacht. Im Verlaufe ihres Plots häufen sich derartig die Widersprüche, dass der Leser das Gefühl hat, als wenn sie schnell aus Geldgründen einen Roman herunter geschrieben hat, um sich neuen Projekten zu widmen. Vor allem hat sie auch kein Gefühl für die Möglichkeiten der Posbis. Menschen reagieren schneller als diese biologischen Positroniken? Mündliche Anweisungen erreichen die Männer eher als der tödliche Schuss? Das wirkt wie aus einem B- Film kopiert. Mit sehr wenig Herz und vor allem keinen logischen Verstand. Es ist erstaunlich, dass eine erfahrene Autorin wie Susan Schwartz so viele Fehler machen kann. Da helfen auch keine Ausreden, das ist ein liebloses Geschreibsel, über das die Autorin nicht nachdenken wollte.
„Ozean der Dunkelheit“ ist ein auf allen Handlungsebenen enttäuschender Roman. Wie auch Susan Schwartz Roman in der letzten Miniserie wirkt die Autorin wie ein Fremdgänger in der sowieso nicht homogen erscheinenden „Neo“ Serie. Frank Borsch hat sich über seine einhundert Taschenhefte als durchschnittlicher Exposeautor mit einem Hang zum langsamen Erzählen und vor allem unglücklichen Strukturen herausgestellt. Rüdiger Schäfer und Michael Buchholz haben in den vorhandenen Taschenheften nach einem soliden zwei Ausgaben umfassenden Auftakt bewiesen, dass die Schuhe ihnen deutlich zu groß sind. Es ist schade, dass die Erwartung an die Beiden so schnell verflogen ist. In dieser Form, ist „Neo“ ein kümmerlicher langweiliger und vor allem nicht origineller Abklatsch der Serie, der mit wenig Liebe, aber erkennbaren Bemühen verzweifelt versucht, den Blitz ein zweites Mal an der gleichen Stelle einschlagen zu lassen. Und handwerklich haben die Widersprüche zwischen den ersten beiden Taschenhefte bewiesen, dass auch strukturell sehr viel momentan im Argen liegt.
Pabel Verlag
160 Seiten, Taschenheft