Mit “Im Bann des Kometen” und “Geiseln der Sterne” fasst Rainer Nagel die einzigen beiden direkten Perry Rhodan Veröffentlichungen von Falk Ingo Klee in diesem Doppelband zusammen. Im Nachwort zu „Im Bann des Kometen“ wird der Autor ausführlich, aber ein wenig fragmentiert vorgestellt. Nicht klar wird, dass Falk Ingo Klee gerne für die Atlan Serie unter der Exposeredaktion von Peter Griese geschrieben hat, da die "Abenteuer der SOL" mehr Action boten als die Hauptserie.
Im zweiten Nachwort zu „Geiseln der Sterne“ geht Rainer Nagel ein wenig mehr auf die Spätzeit des Solaren Imperiums ein. Perry Rhodan muss sich immer wieder zur Wahl stellen, die abgesplitterten Kolonialwelten wollen nicht so recht wieder zurück ins Sternenbündnis und in der laufenden Serie hinter den Kulissen spielte der Übergang von K.H. Scheer zu Willy Voltz eine sehr wichtige Rolle. Die beiden hier zusammengefassten Planetenromane fassen diese Zeit des Übergangs erstaunlich gut zusammen. Im zweite Band „Geiseln der Sterne“ wird Perry Rhodan auf einer abgelegenen Welt irgendwo zwischen interplanetarem Wahlkampf und schweren Verhandlungen zusammen mit zwei Sicherheitsleuten und Gucky entführt. Der Entführer ist – wie der Leser durch verschiedene Perspektiven weiß – ein im Grunde intelligenter wie bornierter Wissenschaftler, der neben ordentlichen Forschungsgeldern in Form einer direkten Überweisung den von ihm entdeckten Planeten vor aller Kolonialisierung schützen möchte, um die Hinterlassenschaften einer uralten Zivilisation alleine zu erforschen.
Falk Ingo Klee versucht durch wechselnde Ich- Erzählerperspektiven Spannung aufzubauen. Rainer Nagel stellt in seinem Nachwort klar, dass es sehr selten ist, wenn eine Geschichte aus Perry Rhodans intimer Perspektive erzählt wird. Noch seltener kommt es vor, wenn ein Autor für zwei unterschiedliche Figuren die Ich- Erzählerperspektive, sowie für eine dritten wichtigen Protagonisten wie den Entführer die entfernte dritte Person wählt. Der Vorteil dieser rein technischen Vorgehensweise ist, dass der Leser allumfassend im Vergleich zu den einzelnen handelnden Figuren informiert ist. Der Nachteil ist, dass es zu Verwirrungen kommen kann. Aber wenn Reginald Bull aus Wut davon spricht, dass er mehr als eintausendfünfhundert Jahre mit Perry Rhodan befreundet ist und ihm deswegen sein Schicksal besonders nahe geht, dann verschmelzen diese beiden Handlungsebenen. Reginald Bull in Aktion ist ein seltenes Gut, auch wenn Falk Ingo Klee im ersten der beiden Planetenromane „Im Bann des Kometen“ Bully immer nur an Bord der MARCO POLO als eine Art Wachhund zurücklässt, während er im zweiten Taschenbuch vor allem das politische Chaos nach Rhodans Entführung ein wenig ordnen und geschickt mit dem Entführer verhandeln darf. Grundsätzlich baut eine Entführung eines wichtigen Unsterblichen genauso wenig Spannung auf wie die potentielle Ermordung einer solchen Figur außerhalb der Leitplanken der Erstauflage. Der Leser weiß, dass Perry Rhodan nicht viel passieren wird. Daher muss Falk Ingo Klee auf eine andere Art und Weise Spannung erzeugen. Dabei geht er ein wenig ambivalent vor. Guckys PSI Fähigkeiten werden bis auf den finalen Augenblick ausgeschaltet, so dass der teilweise sich selbst bemitleidende Mausbiber eher Ballast ist. Der erdähnliche Planet mit dem Hinterlassenschaften der fremden Zivilisation ist ausgesprochen ambivalent beschrieben worden. Die hilfreichen, aber geknechteten Ureinwohner erinnern ein wenig an Indianer aus Karl May; das Verließ könnte aus einem Mittelalterfilm stammen und die Technik beginnend mit dem Aufzeichnungs- und Übertragungsgerät auf der Erde und bei den verschiedenen Robotern endend wirkt wir eine futuristische Hommage an „Kobra, übernehmen Sie“. Aber mit der gut beschriebenen Entführung macht Falk Ingo Klee klar, dass er vor allem einen sehr geradlinigen spannenden Actionroman erzählen möchte, in dem es weniger um das Grobe geht, sondern die einzelnen Szenen nicht selten mit einem pointierten doppeldeutigen Humor für sich alleine stehen. Auch wenn das Ende der Entführung genau wie die pathetisch kitschige Rückkehr des Großadministrators zu abrupt von statten gehen, hat Flak Ingo Klee mit der Flucht durch den herausfordernden Dschungel sowie die anfänglich sehr gute und für den Leser nachvollziehbare Zeichnung des hochintelligenten Entführers einige Ausrufezeichen in dieser kurzweilig zu lesenden Geschichte gesetzt.
Beginnend mit dem tragischen Ende einer Explorerbesatzung - aufgrund anfänglichen Materialsversagens blind in eine Raumschlacht geführt - ist „Im Bann des Kometen“ der ambitioniertere Roman. Es ist Falk Ingo Klees erster Beitrag zur Perry Rhodan Serie direkt gewesen. Ganz sicher ist sich der Autor hinsichtlich der Handlungsführung nicht gewesen, denn spätestens nach dem ersten Drittel des Buches hat man das unbestimmte Gefühl, möglicherweise eine von den alten klassischen „Star Trek“ Folgen lesen zu können, in denen natürlich auf das Perry Rhodan Universum zugeschnitten die Helden mit dem Großadministrator voran in einen Konflikt zwischen zwei nur oberflächlich unterschiedlichen Völkern gezogen werden, für den es erstens keine richtigen Lösungen gibt und zweitens eine im Hintergrund agierende Kraft ambitionierte, im Grunde in einer Art Epilog weiter erläuterte Interessen vertritt.
Durch den Verlust des Forschungskreuzers wird Perry Rhodan an Bord der MARCO POLO ins Geschehen mit einbezogen. Falk Ingo Klee zeichnet dabei auf den ersten Seiten ein so überzeugendes Portrait der mutigen Explorer, das der Leser ihren Verlust kaum glauben mag und auf eine verquere Rettung in letzter Sekunde hofft. Perry Rhodan folgt anschließend den Spuren und versucht mit eher typischen frühen Mitteln aus der Expansionszeit an Informationen zu kommen. Während Gucky in „Geiseln der Sterne“ bis auf die eine angesprochene Szene relativ hilflos ist, nutzt Perry Rhodan Gucky und Ras Tschubai im vorliegenden Band offensiv, um Mitglieder der beiden verfeindeten Gruppen zu isolieren und so an weitere Informationen zu kommen. Dabei nimmt sich Falk Ingo Klee sehr viel Zeit, um auf der einen Seite die brutale Sinnlosigkeit dieser Konflikte herauszuarbeiten, auf der anderen Seite aber auch zu zeigen, dass diese Wesen rücksichtslos manipuliert werden. Viele Handlungsmuster sind nicht unbedingt im Groben originell, sondern nur konsequent entwickelt, so dass aus heutiger Sicht mit einer Distanz von über vierzig Jahren seit der Erstveröffentlichung manche Schlussfolgerung bemüht und nicht mehr so originell wie damals erscheint, aber Falk Ingo Klee bemüht sich, andere Wege zu gehen und Perry Rhodan als unfreiwilligen Mittler und gleichzeitig Wissenssuchenden darzustellen. Wie bei „Geiseln der Sterne“ ist das Ende des Romans ein wenig zu hektisch angesichts der Exposition und viele Antworten werden im vorübergehen angeboten. Interessant ist, dass noch stärker als in seinem zweiten Planetenroman Flak Ingo Klee im ersten Band auf die Allwissenheit der erklärenden Forscher setzt, die eine Art Mittler zwischen dem Leser und Reginald Bull/ Perry Rhodan darstellen könnten. Dabei ist es erstaunlich, dass der Autor auf der einen Seite technisches Wissen und evolutionäre Vermutungen sehr pragmatisch darstellen kann, auf der anderen Seite einige dieser Nebenfiguren eckiger/ kantiger und damit eindrucksvoller als zum Beispiel die agierenden Hauptfiguren erscheinen. In beiden Planetenromanen folgt Falk Ingo Klee aber der Idee, dass die Führungsriege des Solaren Imperiums immer an der vordersten Front agieren soll. Zumindest hat er sich mit dem zufälligen Auffangen des Notrufs und der gut organisierten wie rücksichtslos umgesetzten Entführung Perry Rhodans Mühe gegeben, die wichtigen Persönlichkeiten unfreiwillig in die erste Position zu schieben und nicht irgendwelche Kommandounternehmen wie aus den ersten Heften der Serie zu konzipieren.
Auch wenn Perry Rhodan noch mehr als der unter der erzwungenen Passivität leidende Reginald Bull ein Mann der Tat, der frühen Perry Rhodan Schule ist, wirkt er doch deutlich gereifter und ist bereit, einen meinungstechnischen Konsens auszuarbeiten, bevor er sich in die Aktionen stürzt.
Unabhängig von den Grundidee, dass der Komet nicht nur künstlichen Ursprungs ist, sondern auch mit den kriegerischen Auseinandersetzungen und indirekt der manipulierten Evolution der Völker bis hin zu ihrer modernen waffentechnischen Ausstattung zu tun hat, baut Falk Ingo Klee in seinem ersten Planetenroman den Spannungsbogen deutlich besser aus, so dass rückblickend „Im Bann des Kometen“ auf den ersten Blick als der bessere Roman erscheint, während sich der Autor in seiner zweiten Arbeit „Geiseln der Sterne“ intensiver, auch intimer mit den Herausforderungen der Macht genauso auseinandersetzt wie der Ohnmacht der Mächtigen in diesen Extremsituationen.
Zusammengefasst stellen diese beiden einzigen Arbeiten Falk Ingo Klees ein gutes Zeugnis seines Potentials als Schriftsteller dar, der das Schreiben immer nebenberuflich betrieben hat. Wie seine TERRA ASTRA Romane überzeugten auch viele seiner ATLAN Hefte als mindest solide Teamarbeit.
Zaubermond Verlag, Taschenbuch, 360 Seiten