Nicht selten ist sowohl bei den Zyklen der Erstauflage als auch den diversen Miniserien egal ob als Heftroman oder Taschenbuch der vorletzte Band immer dem Rückblick gewidmet, in dem vor allem alle relevanten Informationen stellvertretend für den Leser einem wichtigen Protagonisten mitgeteilt werden. Auch „Perry Rhodan Trivid“ geht diesen Weg. Handlungstechnisch gibt es nur eine einzige Information, einen Momentum auf den letzten Seiten, das den Plot aus dem Band vier auf Augenhöhe fortführt. Perry Rhodan erhält die Möglichkeit, zu einem Raumschiff in der Nähe des Saturns zu fliegen, wo sich der bislang abschließend doch eher namenlose Hintermann mit seinen Geiseln, aber vor allem auch Lian Taupin aufhalten soll.
Wenn die Rückblicke packend und vor allem auch originell überraschend sind, dann ist diese Vorgehensweise opportun, auch wenn sie den eigentlichen Lesefluss deutlich hemmt. Wer die bisherigen vier Bände sehr genau verfolgt hat, wird einige der Aspekte schon erkannt haben. Negativ ist grundlegend weiterhin, dass die Autoren mit Zeitangaben hinsichtlich der Rückblicken sehr oberflächlich umgehen und der Lektor sie nicht ausreichend kontrolliert. Dieses Mal handelt es sich um die Geisel, die je nach Band entweder drei Tage nach Projektende verschwunden ist oder noch einen ganzen Monat in ihrer Luxuswohnung sich aufgehalten hat. Ein grundsätzliches Problem dieses Bandes ist vor allem, dass Christian Montillon und Oliver Fröhlich sehr bemüht, aber nicht gänzlich überzeugend versuchen, die komplizierte Suche nach Lian Taupin unter Einschaltung Perry Rhodans als informativen Katalysator glaubhaft darzustellen. Bedenkt der Leser erstens, dass die Projektleiter den verschiedenen Klons immerhin verschiedene erste oberflächliche Kontrolle überstehende Identitäten gegeben haben und zweitens ein guter Hacker vielleicht mehr ausrichten kann als ein durch zahllose Aufgaben gebundener Perry Rhodan, wäre es zweckmäßiger, aber natürlich nicht so plakativ gewesen, auf den ehemaligen Großadministrator zu verzichten und die Serie mit durchaus dreidimensionalen und bekannten, aber nicht berühmten Figuren des Perry Rhodan Kosmos zu erzählen. Der Versuch der Erklärung wirkt eher bemüht als wirklich fließend.
Der Rückblick besteht aus der Zeit nach dem TRAFO Projekt, als nicht zuletzt dank eines potenten Hintermannes einige der Wissenschaftler auf den schon von Perry Rhodan besuchten Basen weitermachten. Aufmerksame Leser haben sich die verschiedenen Komponenten schon in den vorangegangenen vier Romanen zusammenbauen können und das Lian Taupin als sehr wichtige Bedeutung hat, ist von Beginn an offensichtlich geworden. Die Rolle der „Geißel“ wird relativiert und die Ideale der an moderne Frankensteins erinnernden Forscher eher plakativ beschrieben. Im Grunde bietet dieser lange Rückblick genretechnisch wenig neues und manche Leser werden angesichts der eher personalisierten als universellen Bedeutung der Forschung enttäuscht sein. Wer sich intensiver mit dem Perry Rhodan Kosmos beschäftigt, wird feststellen, dass „Trivid“ eher in einer Art Paralleluniversum angesiedelt worden ist, da wie mehrfach erwähnt vor allem die „Meister der Insel“ mit ihren „Duplos“ – hier erfolgte allerdings die Duplizierung maschinell und natürlich pragmatischer, es geht weniger um das Züchten von Individuen – schon Pionierarbeit geleistet haben. Angesichts des bisherigen medizinischen Fortschritts stellt sich auch eher die Frage, ob weniger das Erschaffen von Klonen als die Suche nach ihrer „Seele“ im Mittelpunkt der Handlung stehen sollte.
Am Ende ist es aber wieder reines Profitstreben, das die Hintermänner antreibt, während der langsam wie der auf dem Merkur gefundene Klon sterbende Dano Zherkova eher ein Bauernopfern ist. In einer der eher pragmatischen, spannungstechnisch aus dem Nichts hervor gezauberten Wendungen der Handlung kann wie eingangs erwähnt Lian Taupin zumindest für einen Moment ihre Gefangenenwärter – sie ist ja mehr oder minder freiwillig mitgegangen – täuschen und als Übergang zum abschließenden Roman um Rettung rufen.
Der Rückblick ist durch die Nutzung verschiedener Ebenen – neben der klassischen Ich- Erzählung findet sich auch noch ein distanzierter Exkurs in der dritten Person – zumindest lesenswert und kurzweilig, auch wenn er den zugrundeliegenden gegenwärtigen Spannungsbogen angesichts der eher vordergründigen, aber nicht in Details ausgeplanten Komplexität zum Erliegen bringt. Bislang ist „Experiment“ leider der schwächste „Trivid“ Roman der Miniserie, inhaltlich aber einer der Notwendigsten.
- Format: Kindle Edition
- Dateigröße: 2085 KB
- Seitenzahl der Print-Ausgabe: 76 Seiten
- Verlag: Perry Rhodan digital (24. November 2016)
- Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.
- Sprache: Deutsch
- ASIN: B01LYQUZEF