The Nixon Recession Caper

The Nixon Recession Caper, Titelbild, Rezension
Ralph Maloney

Ralph Maloneys 1972 erschienener Banküberfall Roman ist in doppelter Hinsicht interessant. Auch wenn aus Sicht der Amerikaner immer wieder die  Rezession wie im Titel beschworen und Nixon als einer der Schuldigen impliziert wird,  zeichnet  der Autor ein ausgesprochen ambivalentes und sogar sozial selbstkritisches Bild  der wirtschaftlichen Zusammenhänge.  Beschrieben wird eine Zeit wie während der großen Depression der dreißiger Jahre,  aber das wirkt nicht nur übertrieben, sondern auch fast surrealistisch unrealistisch, denn den vier Antihelden geht es nicht wirklich ganz schlecht, sie müssten nur ihre überdurchschnittlichen Lebensverhältnisse der Realität anpassen.  Stephen King hat in „Mr. Mercdes“ über vierzig Jahre später ein ähnlich ambivalentes Bild der  amerikanischen Wirtschaft nach der Finanzkrise gezogen und absichtlich einige der Folgen übertriebener beschrieben, um zusätzliche Spannung zu erzeugen.  Aber irgendwie erscheinen diese siebziger Jahre eher einer Fernsehshow mit Anspielungen auf die verzehrenden Präsentationen im amerikanischen Fernsehen entnommen als das sie der Realität entsprechen. 

In Deutschland ist das Buch aus zwei anderen Gründen bekannt geworden.    Wolfgang Petersen hat  den Stoff zweimal 1976 bzw.  2016 verfilmt.  Das Drehbuch von Menge für die erste Adaption als Fernsehfilm folgt dabei eher der literarischen Vorlage,  während Tripper Clancy die Idee eines vom Direktor der Bank organisierten Anlagebetruges als Katalysator des folgenden Überfalls  hinzufügte und damit automatisch die Bank zum Schuldigen der Entwicklungen macht.  Sowohl in Maloneys Roman als auch Menges Adaption sind es mehr oder minder reale wirtschaftliche Zwänge, welche die vier Amateure dazu zwingen, in anderer  Leute Taschen zu  greifen.

Der eigentliche Überfall nimmt nur wenige Seiten ein und steht  in der Mitte des Buches. Der Weg bis zu diesen Augenblick ist vielleicht ein  wenig amüsanter als  die Nachwehen. Zieht der Leser den Roman vom Ende her auf, stellen sich einige Fragen.  So wird wegen der Nähe zur Bundesstaatengrenze das FBI hinzu gezogen. Deren Computer berechnet die Wahrscheinlichkeit, dass die Gruppe in welchem Zeitraum und vor allem bei welcher Bank noch einmal zuschlagen wird.

Auch die Einladung an den Filialleiter der überfallenen Bank zu einem Meeting  im exklusiven Golfclub mit den entsprechenden Folgen ist ein klassisches Spannungselement. Der Leichtsinn im Zuge der Euphorie nach dem erfolgreichen Überfall könnte der Bande die Freiheit kosten.

Aus beiden Spannungsbögen macht der Autor in mehrfacher Hinsicht zu wenig. Sie verlaufen im Nichts,  während der  Small Talk, die Gesellschafterversammlung der extra für den Überfall  gegründeten Scheinfirma und das plötzlich wieder interessante soziale Leben unabhängig von den schwierigen Nachwehen des Überfalls im Mittelpunkt der Handlung stehen.

Der Weg zum Überfall ist interessanter. Gleich zu Beginn schreibt der Autor die „schwierige“ Lebenssituation der vier Bandenmitglieder wider  Willen. Der Kopf ist Sandy Campbell, ein eher mittelprächtiger Regisseur und Drehbuchautor, der von seinen Koproduzenten angeblich um ein vermögen gebracht worden ist.  Er ist arbeitslos und schämt sich in seiner Gegend den entsprechenden Scheck einzulösen. 

Durch einen Zufall findet er eine Bankfiliale in einer neu eröffneten Einkaufsmall, in welche niemand geht.  Aus heutiger Sicht wirkt diese Idee fast befremdlich, aber in den USA sterben die vor den Städten befindlichen Einkaufspaläste aus. Auch in den siebziger Jahren dauerte es einige Zeit, bis die Amerikaner diese Ladenpassagen zu akzeptieren begannen. Und Ralph Maloney kann sich einige saftige bissige Kommentare zum  Konsumdenken seiner Mitmenschen nicht verkneifen. Da der Roman nicht nur in dieser Zeit spielt, sondern vielmehr in dieser wilden Epoche Amerikas auch geschrieben worden ist, erscheint er wie ein perfektes Stillleben. 

Campbell kommt der Gedanke, das ein Überfall auf diese Bank ihn zwar nicht finanziell  wieder auf die Beine bringen kann, aber er verfügt dann über ausreichend Geld,  um gegen seinen Koproduzenten und dessen räuberische Box Office Abrechnung des gemeinsamen Filmes  vorzugehen. Unter den Mitgliedern seines Golfclubs sucht er sich drei passende Komplizen. Alle haben finanzielle Probleme.  Sowohl Menge als auch  Maloney machen das an einem einzigen Fakt fest: sie sind mit ihren Mitgliedsbeiträgen im Rückstand. 

Es ist erstaunlich, wie schnell diese durchschnittlichen Dreißiger die Idee eines Banküberfalls akzeptieren. In einem ausgesprochen lockeren Tonfall mit sympathischen Figuren, aber auch einigen Anspielungen auf das  langweilige Leben der amerikanischen Mittelklasse beschreibt der Autor die Planung, wobei beginnend mit dem Kleptomanen als Sohn sowie den Handfeuerwaffen, die gegen Erlaubnis einfach aus dem Lager der Army entliehen werden können,  alle Versatzstücke viel zu schnell und zu effektiv zusammenfallen, als das eine wirkliche Spannung aufgebaut wird. 

Dabei ist die Planung und Ausführung des Überfalls im Gegensatz zu dem leicht ironischen Stil des ganzen Romans durchaus realistisch.  Auch wenn die Umsetzung  ein wenig anders verläuft als geplant verfolgt der  Leser das Geschehen ausschließlich auf Augenhöhe der Protagonisten. 

Keine der Figuren ist wirklich nachhaltig unsympathisch beschrieben worden, obwohl auf der anderen Seite weder die vier Bankräuber noch ihre Frauen zugänglich erscheinen. Die implizierten Sexszenen – so wird die Libido eines der Täter erst durch die Tatsache wieder angeregt, dass er nicht nur schnell unredlich Geld verdient hat, sondern vor  allem  dass er sich wieder seiner Frau gleichwertig fühlt -  scheinen eher für  ein Massenpublikum geschrieben worden zu sein, während die Sorgen der aus ihrer eigenen Sicht höheren Mittelklasse insbesondere für Arbeiter aufgesetzt und affektiert erscheinen. 

Wie eingangs erwähnt  geht es den Tätern auch  nicht um die Abwendung existentieller Sorgen, sondern ausschließlich den Erhalt ihres elitären Status Quo.  Das wiegt hinsichtlich des kriminellen Aktes wahrscheinlich noch schwerwiegender. Auf der anderen Seite scheinen sie den Autoren an ihrer Seite zu haben, welcher die unfähige Politik eines Nixon noch krimineller sieht als seine Bankräuber.

Der getragene, selbst ironische Stil  lässt das Buch im Gegensatz zu einigen Hard Boiled  Krimis dieser Zeit deutlich älter erscheinen als es sowohl die frisch flotte Verfilmung von Wolfgang Menge als auch das zu sehr auf den plumpen Massengeschmack ausgerichtete Remake von Wolfgang Petersen vermuten lassen, aber es Ausgangsquelle zweier sehr unterschiedlicher in Deutschland produzierter und spielender Streifen ist „The Nixon Recession Caper“ immer noch an einem verregneten Nachmittag sehr gut lesenswert.   

  • Gebundene Ausgabe: 192 pages
  • Publisher: W. W. Norton & Company, Inc. (1 Jan 1972)
  • Language: Englisch
  • ISBN-10: 0393086666
  • ISBN-13: 978-0393086669
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