Earl Warrens „Die Voodoo Königin“ ist einer dieser Gespenster Krimi Romane, der mit dem Flair der siebziger Jahre auch heute noch überzeugen kann. Ein cooler Held im Grunde bis auf seine attraktive Freundin auf sich alleine gestellt. Ein exotischer Hintergrund. Eine globale Bedrohung, die auch James Bond stolz machen würde und vor allem Actionszenen gegen alle Logik, die dank des Tempos und die Originalität kurzweilig überzeugen. Von einem Atom U- Boot mit scharfen Atombomben an Bord anscheinend wie Söldner von einer Verbrecherorganisation leih- und benutzbar ganz zu schweigen.
Nike Blake erhält in der Nacht einen Anruf von seinem Freund Doktor Oren Marshall. Dieser will mit einer Maschine von New York nach Port-au-Prince zurückkehren. Er warnt seinen Freund, dass wenn ihm etwas passieren sollte, er unbedingt eine Gruppe elitärer reicher Leute auf Haiti aufsuchen soll. Im Gegensatz zu Nike Blake erfährt der Leser die seltsamen Umstände mit einem für die Insel so typischen lebenden Toten, die zum Absturz der Maschine führen.
So beginnt der Held Nike Blake beginnt mit seiner Suche bei der angesprochenen Caribic Commission, die sich zur Aufgabe gemacht haben, die Verhältnisse in der Region im Allgemeinen und auf Haiti im Besonderen zu verbessern. Anscheinend ist sogar der militärische Sturz des herrschenden Diktators eine Option. Aus der Gruppe werden aber einzelne Mitglieder zu Zombies und Nike Blake sieht sich plötzlich zusammen mit seiner attraktiven Freundin als Gejagte.
Earl Warren ist ein routinierter Autor, der einen Plot sehr rasant erzählen kann. In diesem Fall ist der Leser immer einen Schritt schneller als Nike Blake. Er verfolgt das Geschehen aus der Perspektive der „Voodoo Königin“, die wie die europäische Vampirin Camille immer wieder junge Frauen assimilieren muss – das Ritual wird mehrmals auf der einen Seiten ausführlich, in den Detail dann aber wieder andeutend beschrieben -, um jung und mächtig zu bleiben. Dabei scheut sich der Autor auch nicht, den potentiellen Opfern wie dem Kommandanten des U-Boots einzelne Kapitel zu schenken. Am Ende fließen die meisten dieser roten Fäden in einem furiosen Finale zusammen, in dem Earl Warren den Machomantel abstreift und dem schwachen Geschlecht die letzte Silbernadel gegen alle Wahrscheinlichkeiten überlässt.
Auf der anderen Seite verfolgt der Leser die Ermittlungen Nike Blakes, der schnell herausfindet, das die unterwanderte Elite sich nicht so schnell trotz ihres Reichtums, ihrer dekadenten Partys und dem vordergründigen Interesse an einer neuen oligarchischen Struktur die Butter vom Brot nehmen lässt. Da potentielle Freunde über Nacht durch den Voodoo Zauber inklusiv der entsprechenden Puppe umgedreht werden können, verändert sich Nike Blakes von Beginn an brüchige Basis sehr schnell. Auf sich alleine gestellt muss er mit seiner Freundin im Grunde immer nur reagieren. Vielleicht findet eine Entführung im mittleren Abschnitt zu viel statt und an einigen Stellen fragt sich der Leser, warum Nike Blake sich zu diesem Zeitpunkt unnötig alleine in gefährliche Situationen bringt, aber der ganze Plot wird mit einem derartigen Tempo, einer actionorientierten Verspieltheit vor dem Hintergrund einer exotischen, stetig bedrohlichen Atmosphäre an einem vor allem noch in den siebziger Jahren auch dank James Bonds „Leben und sterben lassen“ gefährlichen Platz voller Aberglaube und Legenden erzählt, das man nicht unbedingt über die kleinen Ungereimtheiten nachdenken möchte.
Nike Blake ist als Charakter einfach siebziger Jahre mäßig cool. Eine sehr hübsche, sogar teilweise intelligent Zusammenhänge selbstständig ermittelnde Freundin immer an seiner Seite. Er hat einen militärischen Hintergrund, ist aber inzwischen eine Art Freelancer. Nicht unbedingt in Hinsicht auf die Weltrettung, aber er kann sich seiner Haut wehren. Auf der Insel ist er immer noch auf sich alleine gestellt, aber einem inzwischen toten Freund erweist er selbstverständlich die Ehre und lässt alles andere liegen.
„Die Voodoo- Königin“ ist großes Pulpkino mit den richtigen Komponenten aus der auf dem Cover immer wieder angesprochenen Spannung und der Gänsehaut. Mit dem Flair der siebziger Jahre werden alte Legenden nicht nur neu erweckt, sondern ausgesprochen pragmatisch modernisiert, so dass man zeitlos kurzweilig und mit einem Hauch der Nostalgie der Erstveröffentlichung ausgesprochen gut unterhalten wird.
64 Seiten
Bastei Heftroman