Perry Rhodan - Schwarze Ernte

Madeleine Puljic

Madeleine Puljic präsentiert den abschließenden Band der „Dunkelwelten“ Trilogie. Wie bei den Arbeiten von Michael Marcus Thurner und Robert Corvus ist der Spannungsbogen lange Zeit eigenständig. Erst gegen Ende fließen einige Aspekte aus den ersten beiden Büchern in die Handlung ein.

Während Perry Rhodan vor allem im ersten Buch offensiv und im zweiten Band eher hinter den Kulissen mit langem Arm agierend auftrat, steht in ihrem Buch „Schwarze Ernte“ Lordadmiral Monkey der USO im Mittelpunkt.

Die Dunkelwelt Istark unterscheidet sich aber noch in einer anderen Hinsicht von den beiden vorher vorgestellten Dunkelwelten. Istark ist wie die Schweiz. Die von Menschen abstammende Bevölkerung hat sich dem Laden auf diesem exotischen Planeten angepasst und versucht, sich aus den verschiedenen Konflikten in dem Sektor herauszuhalten.

Allerdings entwickeln plötzlich Kinder und Jugendliche PSI Fähigkeiten. So können sie Gedanken lesen oder verfügen über die Telekinese. Realtiv schnell stellt sich heraus, dass das Erwachsen der Parafähigkeiten mit der Annäherung einer unbeachtet gebliebenen Dunkelwelt an den Planeten in einem Zusammenhang stehen könnte.

Eher aus dem Nichts heraus vermutet Perry Rhodan einen Zusammenhang mit den anderen Dunkelwelten, auf denen die Kerouten Spuren hinterlassen haben.  Da jeder Roman einen anderen grundsätzlich roten Handlungsfaden in sich trägt, basieren die Vermutungen eher auf den Instinkten Jahrzehnte langer Erfahrung als das sie einen realen Hintergrund haben.

Die USO interessiert sich auch für die Dunkelwelt und Lordamiral Money reist mit einem Spezialistenteam inklusiv einer jungen Mutanten zu dieser Welt. Natürlich geraten sie schnell in Gefahr.

Im Grunde ist der letzte Band einer Trilogie eine dankenswertere Aufgabe als den Mittelteil zu schreiben, in dem das Ende vorbereitet wird. Die Autorin hat auch in mehreren Interviews erklärt, dass sie relativ freie Hand gehabt hat. Anscheinend bestand niemals die Absicht, die Trilogie wirklich abzuschließen und die vor allem in den ersten beiden Büchern aufgeworfenen Fragen abschließend zu klären.   

   In dieser Hinsicht ist „Schwarze Ernte“ eher enttäuschend. Auch wenn schon Michael Marcus Thurner und Robert Corvus vor allem im Groben und weniger den durchaus gelungenen Teils nicht unbedingt mit originellen Ideen glänzen konnten, wirkt das Ende des vorliegenden Buches eher wie ein Brückenschlag zu einem potentiell vierten Band. Wahrscheinlich wäre es sogar sinnvoller, bei entsprechenden Verkaufserlösen die „Dunkelwelten“ zu einer Serie auszubauen, da diese faszinierenden Planeten sehr viel Potential bieten.

In Bezug auf Worldbuilding ragt Michael Marcus Thurners Buch heraus. Der Österreicher ist inzwischen ein sehr guter Entwickler faszinierender und exotischer Welten geworden, auf denen sich fremdartige oder fremdartig gewordene Menschen tummeln. Dabei legt der Autor auf die Details wert, mit denen der Hintergrund lebendig gemacht werden kann.

Robert Corvus hat für seinen Planeten weniger viele Ideen übernommen. Stattdessen hat es ihn in die Tiefe gezogen, auch wenn Tauchen in der Dunkelheit bei einer Dunkelwelt einen weniger starker Kontrast bildet  als auf der von der Sonne bestrahlten Erde.

Bei Madeleine Puljic bildet der sich annähernde Dunkelplanet erst spät eine „Bedrohung“. Die Vorbereitung der Expedition, die verschiedenen politischen Vorstellungen und Ränkespiele selbst zwischen Perry Rhodan und Lordamiral Money nehmen zu Beginn einen sehr breiten Raum ein.  

Hier wird auch eine Erwartungshaltung geschürt, welcher die Autorin anscheinend nicht gerecht werden will. Michael Marcus Thurner hat unterirdisch in den Resten einer unbekannten Zivilisation geforscht, Robert Corvus hat die Frage aufgeworfen, in wie weit das Auffinden von einer Parasiten ähnlichen, auf dem  Dunkelplaneten gestrandeten Rasse die vorbevorstehende Abstimmung über den Beitritt zur Liga freier Terraner beeinflussen kann.

Die Autorin konzentriert sich positiv und über weite Strecken auch sehr nachdenklich stimmend wie unterhaltsam auf die Gefahr, die der kleinen menschlichen Kolonie durch ihre Kinder erwächst. Keine neue Idee, wie John Wyndham in dem mehrfach verfilmten Buch „The Village of the Damned“ auch die Beeinflussung von außen, durch Fremde dargestellt hat. Während Wyndhams Roman aber in einer kleinen Gemeinde in England spielt und  die Bedrohung bewusst sich auf Einzelne konzentriert, zeigt die Autorin die brüchigen Mauern des Vertrauens fallen. Die Kinder werden isoliert und eingesperrt. Allerdings handelt es sich nicht nur um paranoide Reaktionen, die Fähigkeiten der Kinder sind für die Erwachsenen und sich selbst gefährlich. Daher wirken einige Szenen plakativ, aber der Leser muss immer berücksichtigen, dass vor allem die telekinetisch begabten Kinder in kurzer Zeit alle Erwachsenen töten könnten.

Auf der anderen Seite agiert Monkey wieder autark. Die Autorin hat aber keinen richtigen Zugriff auf diese wichtige und gewichtige Persönlichkeit. Sie versucht die USO im Allgemeinen und den Lordamiral im Besonderen als möglicherwiese leicht außer Kontrolle zu beschreiben. Bedenkt der Leser, in welcher Zeit nicht nur die Geschichte spielt, sondern wieviel die USO entweder unter Atlan oder Monkey für den Frieden, aber vor allem auch im Untergrund für die Terraner gemacht hat, wirken einige der anfänglich beschriebenen Argumente eher wie Füllmaterial.

Nach etwa einem Viertel des Buches hat sie alle wichtigen Punkte vorbereitet; die Gefahrenlage ist erkannt und die Expedition ausgeschickt. Hier beginnt sich die Autorin aber zu Verzetteln. Die Ausgangslage hätte ausgereicht, um das ganze Taschenbuch zu füllen. Stattdessen reihen sich Actionszene an Verfolgungsjagd und umkehrt. Die sind für sich alleine genommen durchaus dynamisch geschrieben und bieten ein wenig Spannung an, aber spätestens in der Mitte des Buches zeigt sich der berühmte Abnutzungseffekt. Das wäre nicht einmal so schlimm, wenn anschließend wie schon erwähnt die ganze Trilogie zufriedenstellend abgeschlossen worden wäre. Das ist leider nicht der Fall.

Bei den Nebenfiguren zeigt sich aber eine weitere Stärke der Autorin. Bis auf Lordadmiral Money und den eher Floskeln dreschenden Perry Rhodan hat sie vor allem die Nebenfiguren gut im Begriff. Sie erschafft mit wenigen Zügen glaubwürdige Charaktere, auch wenn insbesondere auf der Reise zur Dunkelwelt die Diskussionen um den Teenager an Bord fast despektierlich erscheinen. Das mussten Perry Rhodan Mutantenkoprsmitglieder vor vielen Jahrtausenden in der Serie nicht so ertragen.

„Schwarze Ernte“ ist leider der schwächste Roman der Trilogie, obwohl er inhaltlich das meiste Potential in sich getragen hat. Es bleibt abzuwarten, ob sich die Autoren vielleicht doch entschließen, die Serie noch fortzusetzen.  Zusammengefasst machen die drei Autoren aus der interessanten Prämisse zu wenig. Das Leben auf den Dunkelwelten ist herausfordernd. Das zeigt sich aber vor allem in Michael Marcus Thurners Band, während Robert Corvus die Besonderheiten eher oberflächlich abhandelt und Madeleine Puljic auf ihr Taschenbuch bezogen viel zu spät kommen.

Alle drei Bücher weisen zusammenfassend noch eine andere markante Schwäche auf. Ihre Enden sind nicht unbedingt überraschend, sondern pragmatisch gestaltet, was vor allem in Kombination mit den teilweise spürbaren Längen die Geduld der Leser doch strapaziert.

 Die „Dunkelwelten“ Trilogie ist aber auf der anderen Seite ein interessanter Versuch, die zu starren Grenzen der Erstauflage und der letzten Miniserien ein wenig aufzubrechen und eine Wege zu gehen. Und dieser Versuch ist schon viel wert.       

   

Perry Rhodan: Schwarze Ernte: Roman (Dunkelwelten, Band 3)

  • Taschenbuch: 400 Seiten
  • Verlag: Lübbe; Auflage: 1. Aufl. 2019 (30. August 2019)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3404209443
  • ISBN-13: 978-3404209446
Kategorie: