Das Blei der Zeit

Wolfgang Jeschke (Hrsg.)

“Das Blei der Zeit” ist eine weitere Anthologie mit nationalen und internationalen Geschichten, liebevoll und sehr routiniert zusammengestellt von Wolfgang Jeschke. Alle Geschichten sind von den Künstlern Manfred Lafrentz, Klaus Porschka, Klaus D. Schiemann und Jakob Teltschik illustriert worden. Die Themen reichen von klassischen Horrorgeschichten über abenteuerliche Science Fiction bis an die Grenzen des Cyberpunks. 

Wie bei den meisten internationalen Anthologien stammt der Schwerpunkt der Geschichten aus den USA. Michael Blumleins “Interview mit C.W.” eröffnet die Geschichte. C.W. ist ein exzentrischer einsam lebender Schriftsteller, der von einem anonymen Journalisten interviewt wird. Es gibt keinen echten Plot und die Geschichte bricht auch seltsam offen ab.

Leigh Kennedys “Russell” ist eine der schönsten, unerklärlichsten Geschichten dieser Sammlung. Wie ihr Ehemann Christopher Priest erschafft sie ein im Grunde absurd erscheinendes Szenario - die Familie beginnt sich nach und nach einzubilden, daß sie ein drittes Kind Russell hat -, das nicht nur die betroffenen Protagonisten, sondern bis zum tragischen Ende auch die Leser in ihren Bann zieht. Es gibt keinen griffigen Beweis für die Existenz Russells und doch erscheint er allgegenwärtig mit seinen Zeugnissen, seinen Büchern, dem abgegriffenen Teddy. 

Auch Kristine Kathrin Ruschs “Der Mond ist ein Loch am Himmel” gehört in die Kategorie von Science Fiction Geschichten mit einem legendären mystischen Kern. Es bleibt offen, ob ein Außerirdischer oder vielleicht doch ein Engel durch das Loch am Himmel auf die Erde gestiegen ist und verzweifelt zurück möchte. In diesen Nächten geschehen wunderliche Dinge, wie die Besitzerin eines Hundes, aber auch eine Tierärztin mit fast magischen Händen herausfindet. Stimmungsvoll, mit liebevoll  gezeichneten Protagonisten und einem nicht kitschigen, aber dunklen Ende ragt “Der Mond ist ein Loch am Himmel” nicht nur wegen des auffälligen  Titels aus der Masse heraus.      

Lucius Shepards “Unterwerfung” ist die Abschlussgeschichte dieser Anthologie. In den achtziger Jahren gehörte Shepard nicht nur zu den aufsehenerregenden jungen Autoren an der Seite eines George R.R. Martin und vor allem John Varley, seine semirealistischen Geschichten blickten hinter die dunklen Kulissen der Machenschaften amerikanischer Geheimdienste vor allem in der dritten Welt. Dazu die unangenehm direkte “Ich” Erzählerperspektive wie in der vorliegenden Geschichte. Ein Journalist kommt bei seinen eher zufällig angestoßenen Recherchen in einem von der  ungezählten Revolution erschütterten lateinamerikanischen Provinz einem Pharmakonzern auf die Spur, der an Menschen Experimente durchführt. Ob es sich abschließend um eine neue Waffe basierend auf der Zombietradition handelt oder die Nebenwirkungen unterschätzt worden sind, bleibt offen. Zynisch, brutal, voyeuristisch beschreibt Lucius Shepard die Untaten auch mit Billigung der amerikanischen Geheimdienste oder Regierung in der typischen Bananenrepublik. Fast fünfzig Jahre später muss der Leser erkennen, es hat sich nichts verändert. Wie viele Texte Shepards wirken die phantastischen Elemente nicht unbedingt notwendig, sie dienen anscheinend nur dazu, einen Markt für die Story zu finden. 

Kim Stanley Robinsons “Unser Stadt” beschreibt den Konkurrenzkampf zwischen Künstlern in einer Stadt, die irgendwie eher an das alte Griechenland denn die Zukunft erinnert. Dabei überschreitet einer der Künstler die moralischen Grenzen, in dem er Kunstwesen in seine Statuen integriert. Solide geschrieben, stilistisch ansprechend mit einem konsequenten Ende bleibt hintergrundtechnisch allerdings zu vieles unausgesprochen, was der Kurzgeschichte den Reiz nimmt.   

“Trauma” von Eric Vinicoff steht stellvertretend für die Geschichten, die “Analog Science Fiction” seit Jahrzehnten veröffentlicht. Technisch orientiert mit einer humanistischen Basis. Der Protagonist wollte Arzt werden. Er hat es aber nicht geschafft. Er hat aber ein Gespür für Technik und entwickelt Maschinen, welche das Leben für die Menschen simplifizieren. Als er einen im Grunde automatisierten Arzt in der Tradition der Star Trek Diagnostik entwickelt, legt er sich nicht nur mit der FDA, sondern auch seine Geschäftspartnerin und Geliebten an. Sein Trauma scheint ihm den Blick zu vernebeln. Die Pointe ist wahrscheinlich zuckersüß und der Protagonist erkennt zwar die Folgen seines Handelns, sieht aber wie der Leser zumindest kurzzeitig auch das Gute in der aus dem Nichts entwickelten, aber überzeugend pragmatischen Idee. Natürlich stellt sich die Frage, ob eine Firma innerhalb von vier Jahren den Markt mit den weitreichenden Folgen durchdringen kann, aber diese Beugung der Glaubwürdigkeit ist der emotionalen Ebene der Story geschuldet.   

Richard Paul Russos “Städte im Staub” nimmt einzelne Aspekte Eric Vinicoffs auf. Ein Mann und eine Frau treffen sich zufällig in einer Bar. Sie finden sich attraktiv und wollen in einem nahe gelegenen Hotel Sex haben. Die ganze Prozedur vom Kennenlernen über die Hygiene Verordnungen bis letztendlich zum klinisch reinen, aber auch nicht erfüllenden Sex werden ausführlich, in einem eher dem Film Noir entsprechenden Stil erzählt.       

Vance Aandahls brutalere Brennballversion “Aus dem Spiel” ist wahrscheinlich den meisten Lesern aus der Schule noch bekannt. Eher feige versucht sich Ernest aus dem Geschehen zu stehlen. Das Ende wirkt eher metaphorisch, der Hintergrund eher pragmatisch skizziert.  

“Charleys Schwester” von Ron Montana ist eine seltsame Geschichte. Der Protagonist plant von seinem zehnten Lebensjahr an den weiteren Verlauf des seines Lebens minutiös, fast stoisch. Geologie studieren, auf einen fremden Planeten auswandern, eine Frau heiraten und viele kräfte Söhne für den neuen Planeten haben. Allerdings kommt ihm eine Nonne in die Quere. Das Ende ist in viele Richtungen interpretierbar. Ron Montana könnte Religion und die Verklärung von göttlicher Empfängnis parodieren. Der religiöse Kontext könnte aber auch ernst gemeint sein. Es bleibt abschließend dem Leser überlassen, was er von den Exkursionen des Protagonisten an der Seite der Nonne in die Wälder auf dem neuen Planeten hält oder auch nicht. 

Andere Kurzgeschichten überzeugen weniger durch die pragmatischen Pointen als die wirklich guten Grundidee. Martha Soukups “Mit seinen eigenen Händen” zeigt das Schicksal eines Mannes, der unbedingt den uramerikanischen Traum vom Haus, das mit den eigenen Händen wie beim Vater und Großvater errichtet  worden ist. Und das in einer Zukunft, in welcher die Häuser nur mittels Dünger gezüchtet und gewachsen sind. “Der Gott der Büchermenschen”  von John Maclay wird nicht nur viele Leser ansprechen, sondern folgt Charles Dickins Geist der Weihnacht. Nur mit einem etwas anderen Gott, welcher dem Protagonisten im Moment der Verzweiflung erscheint. Die Wandlung des Büchermenschen vom  klassischen Leser bis zum getriebenen Sammler wird gut beschrieben. Während John Macly im Titel auf die Pointe der Story hinweist, lässt sich das Finale bei Marthy Soukup sehr gut im voraus erkennen.   

Auch Ray Aldridges “Ihre Vorzüge” ist die Geschichte einer krankhaften Obsession. Ein  Angestellter meint die Frau seines Chefs in ihrer häuslichen Isolationen kennen- und natürlich liebenzulernen. Aber die Hintergründe sind ganz anders und der Chef nicht der egozentrische Narzisst. Im Laufe der stimmungsvollen, aber inhaltlich auch zu stark fokussierten Geschichte ahnt der Leser schneller als der Protagonist die Zusammenhänge. James Patrick Kellys “Der schrecklichste Monat” verzichtet auf die Science Fiction Elemente, die sich bei Ray Aldridge noch zu finden lassen. Eine Frau kämpft gegen ein familiäres Trauma an. Sie hat eine eher pragmatisch lieblose Beziehung zu ihrem Psychiater und quält sich einsam im eigenen Haus. Wie angesprochen verzichtet James Patrick Kelly auf phantastische Elemente und seine dreidimensionalen Protagonisten überzeugen hinsichtlich ihrer Handlungen, aber der Funke will angesichts der markanten  wie bekannten Schemata nicht wirklich überspringen. 

Auch Michael Iwoleits “Die Duplikate” leidet unter der Vorhersehbarkeit der ganzen Geschichte. Prospektoren auf den Saturnmonden suchen nach Rohstoffenquellen, mit denen die Konzerne im Sonnensystem noch reicher werden können. Durch einen Zufall entdecken sie eine Art Lebensform, welche die Menschen duplizieren kann. Dazu müssen die Menschen allerdings ausreichend lange schlafen. Die Geschichte ist solide geschrieben. Michael Iwoleit beschreibt den Hintergrund ausführlich. Aber wie bei James Patrick Kelly oder einigen anderen hier gesammelten Autoren hat der Leser das unbestimmte Gefühl eines Deja Vus. Zu vieles ist bekannt; die finale Konfrontation mit der Suche nach dem Original ist seit John W. Campbells “Who Goes There?” keine wirkliche Überraschung mehr. Der Leser hat das unbestimmte Gefühl, als wollte Michael Iwoleit eine kommerzielle Art der Geschichte schreiben und scheitert angesichts eines Philip K. Dick würdigen Prämisse an den einfachsten inhaltlichen Dingen.     

  

Die Titelgeschichte “Das Blei der Zeit” stammt aus der Feder Horst Pukallus. Er erzählt im Kern eine recht simple Geschichte mit einer ironischen Pointe. Ein Mann kehrt auf die Erde zurück, um den Tod  seiner Freundin/ Bekanntin/ Geliebten als Mord zu deklarieren und die Schuldigen vor Gericht stellen  zu lassen. Stilistisch herausfordernd bis expressiv mit zahlreichen Bandwurmsätzen und den Leser fast erschlagenden Beschreibungen spannt Horst Pukallus den Bogen von einer neuen Droge bis zur ökologischen Katastrophe, die aber positiv für die Science Fiction der achtziger und neunziger Jahre auch technisch noch kontrollierbar erscheint. Die Charaktere agieren distanziert, gestelzt. Horst Pukallus gibt sich Mühe, die Geschichte nicht klassisch mit einem Spannungsbogen zu erzählen, sondern er springt in der subjektiven Zeit hin und her. 

Florian F. Marzins “Zensur” wirkt heute wie die typisch schwerfällige deutsche Science fiction Geschichte der achtziger Jahre. Auf den Pointenpunkt gebracht beschreibt der Autor als Ausgangsbasis eine komplett langweilige Mission im All. Auch die Charakterisierung der Protagonisten ist eher eindimensional. Die Pointe muss sich der Leser quasi selbst erarbeiten, wenn er sich die entsprechende Mühe gibt. 

Egon Eis “Das letzte Signal” wirkt wie eine klassischer utopisch technische Geschichte aus der DDR. 3 Raumschiffe sind gegen alle technischen Wahrscheinlichkeiten ohne einen Notruf verschwunden. Ein greiser Professor gibt eine mögliche Erklärung. Dessen Tochter fliegt mit einem Astronauten in den Sektor. Aber die große Mauer will ihr Geheimnis nicht so einfach Preisgeben. Die Geschichte wirkt statisch, die Charaktere sind eher eindimensional charakterisiert und das Erzähltempo viel zu gleichmäßig. Das Ende ist  offen und der Titel ist im Grunde Programm. 

Stefan Cyrpics “Gedanken über ein Grab” überzeugt durch die nihilistische Stimmung innerhalb der Bunkeranlage. Ein Makler will unbedingt für einen wichtigen Geschäftsabschluss nach Antarctica, wo viele Menschen nach der ökologischen Katastrophe leben. Er strandet in einem anderen Bunker, wo eine Handvoll Männer auf den Tod warten. Die Sinnlosigkeit seiner Mission wird dem Vertreter deutlich vor Augen geführt. Das Ende ist zwar offen, stimmt aber nachdenklich. 



“Das sanfte Tröpfeln der Zeit” aus der Feder Giorgio Ginellis ist eine von zwei italienischen Beiträgen. Ein junges Mädchen wird sechzig Jahre von ihrem Vater im eigenen Haus gefangen gehalten. Der junge Erzähler erinnert sich noch an den Moment, in dem der Vater vor vielen Jahren auf seine Tochter geschossen hat. Nach dem Tod des Vaters lebt sie bei ihm, aber sie wirkt irgendwie nicht menschlich. Stimmungsvoll, ein wenig vorhersehbar und abschließend auf einige Klischees des Genres zurückgreifend erscheint “Das sanfte Tröpfeln der Zeit” wie ein surrealistischer Alptraum eher in der Tradition Lovecraft als eine moderne Science Fiction Geschichte.   

“Venedig mal zwei” (Carlo Della Corte) ist die zweite Geschichte eines Italieners in dieser Sammlung und auch die zweite Story, in welcher die Lagunenstadt eine Hauptrolle spielt. Eine Gruppe reicher Venezianer haben sich in den Orbit abgesetzt und  dort Venedig II gegründet. Die Welt steht vor einem Krieg zwischen den beiden inzwischen verfeindeten Städten. Die Auflösung ist pragmatisch, erscheint aber auch angesichts des ursprünglichen Plans nicht überzeugend. Carlo Della Corte positioniert sich als distanzierter Erzähler. Er verzichtet auf die Handlung treibende Dialoge, die wenigen Protagonisten wirken absichtlich überzeichnet und das Ende ist eine Art italienisches Märchen, in grellbunten Farben übertrieben an die ehrwürdigen Wände der beiden Venedigs gemalt. 

Cherry Wilders “Kein Tod in Venedig” ist eine moderne Geistergeschichte. Die kleine Schwester muss ihren Bruder und dessen Braut auf ihrer Hochzeitsreise nach Venedig begleiten. Sie beginnt die alten Wände des Hotels zu untersuchen und dringt in eine Parallelwelt ein, die eng mit der Geschichte, aber auch den Geschichten Venedigs verbunden ist. Stimmungsvoll, mit liebevoll gezeichneten Protagonisten und keiner wirklich nachvollziehbaren Erklärungen präsentiert Cherry Wilder ein überzeugendes Bild der dekadenten, vom Ruhm der Vergangenheit lebenden Lagunenstadt. 



Wolfgang Jeschke präsentiert in seinen Anthologien nicht nur Geschichten der Gegenwart. Immer wieder lässt der Herausgeber Story aus der frühen, aber auch näheren Vergangenheit des Genres übersetzen. David L. Masson ist in erster Linie den New Wave Fans ein Begriff. Der Ullstein Verlag legt seiner einzige Storysammlung im Rahmen der von Ronald M. Hahn betreuten Science Fiction Reihe auf deutsch vor. Mit “Doktor Fausta” publiziert Wolfgang Jeschke eine weitere Novelle aus der Feder des schottischen Exzentrikers. Der Übersetzer Michael Iwoleit geht in seinem Nachwort auf den Versuch ein, die überdrehten  so typisch britischen Ereignisse aus den frühen siebziger Jahren in Abstimmung mit dem Autoren modernisiert und vor allem internationalisiert zu haben, um den  Text zugänglicher zu machen.

David L. Masson beschreibt die Möglichkeit, das sich Menschen in anderen Universen neu drucken lassen können. Ganz abgeschlossen ist der Prozess nicht, denn die Kopie  verfügt nicht nur über das Wissen des Originals, da der Druck in der näheren Zukunft stattfindet, haben die Kopien auch einen kleinen Wissensvorsprung. Der Leser begleitet die Reise eines durchschnittlichen Mannes in ein solches Paralleluniversum. Mit dem angesprochen nicht immer gänzlich schwarzen Humor,  aber vielen Wortspielen und vor allem politischen Verdrehungen präsentiert David L. Masson auf der kleinsten, persönlichen Ebene die Verzweiflung, welche den überforderten Protagonisten rasch befällt. Nicht selten erdrücken die Beschreibungen und Wortspiele die fortlaufende Handlung und wie in seinen anderen Storys  ist David L. Masson nicht unbedingt willig, wissenschaftlich genau einen entsprechenden Hintergrund zu entwickeln, sondern konzentriert sich auf die anarchistische Improvisation. Die Anspielungen auf den Pakt, den Goethes Faust geschlossen hat, sind eher oberflächlich, aber David L. Masson/ Michael Iwoleit beenden die Geschichte mit einer interessanten literarischen  Anspielung. Der Leser darf David L. Massons Storys nicht unbedingt bierernst nehmen. Der Autoren treibt gerne seinen stilistisch expressiven Schabernack mit den “Goldenen” Regeln des Genres und damit auch seinem Publikum. Dabei baut er auf klassischen Ideen auf. Deswegen hebt sich Massons sehr schmales Werk im Allgemeinen wie auch “Doktor Fausta” im besonderen aus der Masse anderer Autoren oder in diesem Fall der umfangreichen Anthologie ein bißchen schräg positiv heraus.      

Nancy Etchemendy und Pat Murphy präsentieren klassischen psychologische Horrorgeschichten. “Die Glaskatze” der ersten Autorin fasst den Inhalt schon sehr gut zusammen. Im Haushalt der Erzählerin befindet sich eine Glaskatze, das letzte Kunstwerk eines anschließend in die Irrenanstalt eingelieferten Künstlers. Die Katze ist anscheinend verflucht und bringt Unglück. Niemand weiß, ob die Ereignisse “wahr” sind oder der immer psychotischer werdenden Phantasie der Ich- Erzählerin entsprungen sind. Auch Pat Murphys “Frauen in den Bäumen” ist eine derartige Reise in den seelischen Abgrund. Eine junge Frau wird von ihrem Mann misshandelt. Der Sadist und Tyrann gibt ihr an allem die Schuld. Sie meint aber, in den Bäumen auf ihrem neuen Grundstück Frauen gesehen zu haben, welche sie schließlich befreien. Ebenfalls aus der intimen Ich- Perspektive erzählt überzeugt Pat Murphys Geschichte noch mehr durch das überzeugende Portrait einer unsicheren Frau, die von ihrem dominierenden Mann förmlich emotional demontiert wird.   

In “Die an die Wand geschriebene Nachricht” von Lubomir Machacek verbinden sich Science Fiction Elemente - ein Roboter als Wächter - mit einem klassischen geistigem Verfall. Der “Protagonist” schreibt seiner Geliebten aus der Einzelhaft Briefe. Nach und nach erfährt der Leser, aber auch sein Wächter von seiner Vergangenheit. Lubomir Machacek mischt eine Reihe von Ideen wie eine globale Epidemie in den Plot hinein, die abschließend nicht ausreichend für den Leser verständlich extrapoliert werden. Aber die in Briefform geschriebene Geschichte rundet den Block von klassischen Gruselstorys dieser Anthologie zufriedenstellend ab. 

Wie die Vorgänger oder Nachfolger präsentiert “Das Blei der Zeit” sehr viel Lesestoff. Die Bücher sind heutzutage antiquarisch ausgesprochen billig zu erhalten. Wolfgang Jeschke hat neben einem halben Dutzend deutscher Autoren auf eine Reihe von bekannten internationalen Namen als Phalanx zurückgegriffen, der Storys qualitativ vielleicht einen Hauch besser sind als die meisten europäischen Geschichten. Aber generell bietet die Storys mindestens eine befriedigende, teilweise eine überzeugend nachdenklich stimmende Lektüre an.  

  • Herausgeber ‏ : ‎ Heyne Verlag (1. Januar 1993)
  • Sprache ‏ : ‎ Englisch
  • Umfang: 560 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3453049969
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3453049963