Heliosphere 2265- Band 21 "Ohne Ausweg"

Andreas Suchanek

Mit dem neuen Band "Ohne Ausweg" beginnt der Countdown des zweiten Zyklus. Andreas Suchanek wiederholt sich zwar mehrfach und versucht verschiedene Ereignisse mit dem gleichen Ergebnis aus einer anderen Perspektive zu erzählen, aber diese Rekapitulierung der Handlung ist auch notwendig, da es sich nur um eine Zeitlinie handelt, die überschrieben zu werden droht. Der nihilistische Grundton, mit dem der letzte Roman geendet hat, setzt sich auf einer der beiden Handlungsebenen fort. Die Besatzung der HYPERION verbringt seine letzten Tage im Universum, das durch eine Veränderung der Zeitlinien überschrieben zu werden droht. Eine Versetzung des Schiffes in ein anderes Sonnensystem schafft ihnen eine Atempause von zwei Tagen. Die Grundidee, dass die Zeitreisen nur ein Teil der Manipulationen sind und der Leser die Erschaffung inklusiv der Zerstörung eines Universums miterlebt, ist faszinierend. Sind die Milliarden von Wesen wirklich tot oder erhalten sie eine neue Inkarnation, wenn eine Zeitlinie erlischt. Auf diese Fakten kann und will Andreas Suchanek in Einzelschicksalen nicht eingehen. Er zeigt es großes Bild des Szenarios. Das Problem ist nur, dass er im Grunde aus dem Nichts heraus eine etwas konstruiert erscheinende Lösung präsentiert. Nicht nur kann diese wandernde, überschreibende Zeitlinie übersprungen werden, es gibt plötzlich sogar die Möglichkeit, einige Monate in die neue alte Vergangenheit zu reisen und an einem wichtigen Punkt aufzutauchen. Als die außerirdischen Maschinen nicht mehr hundertprozentig funktionieren und eine neue künstliche Intelligenz benötigt wird, ist diese auch an Bord der HYPERION präsent. Kritisch gesprochen wirken diese Passagen vor allem im vorliegenden Roman ausgesprochen konstruiert und mechanisch initiiert. Auf der anderen Seite hat der Autor mehrfach im ersten Zwölfteiler bewiesen, dass diese Konstruktionen sich am Ende als Teil eines gewaltigen Plans herausstellten, dessen Auswirkungen der Leser auch nach mehr als zwanzig Romanen noch nicht erfassen kann. Die zweite Hälfte des Romans weist nicht nur ein gewaltiges Tempo auf, die Emotionen gehen förmlich verloren. Die melancholisch nihilistische Atmosphäre verschwindet und die einzelnen, leider auch wie Versatzstücke wirkenden Elemente werden passend gemacht. Angesichts der bisherigen Dramaturgie insbesondere der Zukunftshandlung ist der Leser fast enttäuscht, wie schnell und relativ einfach sich die HYPERION und ihre Crew aus dieser unmöglichen Situation befreien kann.

Relativ zeitnah auf den letzten Seiten ohne frustrierende Cliffhanger laufen die beiden Spannungsbögen am Ende des Buches zusammen. Interessanter ist das Rebellen „Alzir“ System, das sich nicht richtig von dem Angriff Sjöbergs und seiner normalerweise ultimativen Waffe erholt hat. Die Präsidentin Jessica Shaw versucht die brüchigen politischen Allianzen genauso zu stabilisieren wie eine Schadensbegrenzung durchzuführen. Dazu muss sie ein neues Kabinett bilden. Die politischen Ränkespiele gehörten bislang schon zu den überdurchschnittlich spannenden Episoden der Serie. Die Revolution, die Etablierung einer neuen gegen Sjöberg agierenden Demokratie, die Vernichtung der Infrastruktur durch die vielleicht letzte ultimative Waffe  und jetzt ein erneuter Aufbau.  Im Vergleich zum langen Wahlkampf, der den Hintergrund der neuen politischen Zweckgemeinschaft sehr gut erhellte, wirkt die Bildung des neuen Kabinetts ein wenig eindimensional. Aber auch hier hält der Autor eine Art Joker in der Hand, der weit in die Vergangenheit einer der reichsten Familien zurückführt. 

Während die beiden Haupthandlungsebenen deutlich zusammengeführt und auf die finale, aber eher auf die dritte Staffel hinweisende Konfrontation quasi vorbereitet werden, sind es die Nebenkriegsschauplätze, die erhebliches, in diesem Fall aber auch teilweise klischeehaftes Potential bieten.  Nach den Verlusten der letzten Romane erweitert der Autor sein Protagonisten Spektrum weiter, wobei nur einer der fünf Geheimnisträger bislang bekannt ist. Die Suche nach den anderen Namen wird wahrscheinlich in den folgenden Abenteuern Thema sein.    Obwohl deutlicher kürzer als die HYPERION Handlungsebene im vorliegenden Roman faszinieren die politischen Ränkespiele durch ihre ambivalente Vielschichtigkeit mehr. Manchmal bleibt ambivalent, zumal von "außen" ja immer noch Ungemach droht. Mit dem Einflug der HYPERION am Ende des Romans wird zumindest ein wenig Hoffnung gesät. 

Der Titel "Ohne Ausweg" ist vielleicht zu übertrieben und manipulierend gewählt, denn auf beiden Handlungsebenen gibt es einen Ausweg, wie Cross vielleicht zu schnell herausfindet. Es bleibt abzuwarten, ob alle Ereignisse wieder nur Teil eines schwer zu durchschauenden Plans - hoffentlich nicht - sind. Zusammengefasst hinterlässt allerdings "Ohne Ausweg" ein Gefühl der Leere und gehört zu den schwächsten Romanen der zweiten Miniserie. Zu einfach in einem allerdings komplizierten, vielleicht stellenweise sogar überdurchschnittlich komplexen Plot ist die Auflösung einer unmöglichen Situation. In der Gegenwart hat die ultimative Wafffe Sjöbergs schließlich doch keine finale Vernichtung der Rebellen hinterlassen, in der Zukunft können zumindest die HYPERION und viele, aber nicht alle intelligente Wesen in ihren Systemen der Zeiutüberschreibung entkommen. Dadurch wird die dunkle, nihilistische depressive Atmosphäre der letzten Romane - ein deutlicher Pluspunkt dieser Serie - negiert. Auf den ersten Blick wirkt "Ohne Ausweg" weniger dynamisch als die letzten Bände. Das relativiert sich auf den zweiten Blick, da Andreas Suchanek immer einen Luftholer zwischendurch hat und viele Nebeninformationen unauffällig, durch Dialoge getrieben präsentiert werden, die bei dem finalen, wahrscheinlich schon im nächsten Roman startenden Showdown elementar wichtig sind.    

 

 

 

 

  • Format: Kindle Edition
  • Dateigröße: 6097 KB
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe: 116 Seiten
  • Verlag: Greenlight Press; Auflage: 1 (15. August 2014)
  • Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.
  • Sprache: Deutsch