Rettungskreuzer Ikarus 60 "Thaki Thai"

Sylke Brandt, Rettungskreuzer Ikarus 60, Thomas Harbach, Rezension
Sylke Brandt

Mit “Thaki Thai” beginnt Sylke Brandt eine weitere “Rettungskreuzer Ikarus“  Trilogie. Dabei konzentriert sie sich im ersten Band vor allem auf die Söldnerin der schwarzen Flamme Skyta bzw. Simone Vermeer, die in den Wanderlust Romanen eine wichtige, wenn nicht sogar entscheidende Rolle gespielt hat.  Sylke Brandt schickt sie mit einem Killer im Gefolge auf eine gefährliche Mission. Über der Dschungelwelt Thaki Thai wird ihr kleines Raumschiff abgeschossen und sie muss notlanden. Sie wird von einem einheimischen Wesen in einer Art Kokon gesund gepflegt. Zu den besten Passagen des ganzen Romans gehören die inneren Monologe, in denen Skyta ihr Schicksal weniger beklagt, als positiv ein wenig flapsig kommentiert. Ein Großteil des Roman konzentriert sich ausschließlich auf ihre Ankunft, die Begegnung mit dem süßen, aber ein wenig eindimensionalen Fremden, ihre Heilung und schließlich den Marsch durch den Dschungel bis zu ihrem Ziel. Ohne Frage hat Sylke Brandt mit dieser Dschungelwelt, ihrer Mischung aus Flora und Fauna sowie der Idee, dass jedes ankommende Raumschiff quasi die zweite Hülle beschädigt und Licht in das „Dunkel“ strahlen lässt, einen exotischen und interessanten Hintergrund erschaffen. Vielen Autoren fällt es nicht leicht, sich auf wenige Charaktere konzentrieren und trotzdem eine packende Handlung zu erschaffen. Das gelingt Sylke Brandt mühelos.

Die Begegnung mit dem Killer wirkt wie die Öffnung eines weiteren Tores.  Es ist der Bruder eines ihrer ersten Opfer, wobei sie die Mission persönlicher und damit vielleicht auch effektiver, aber weniger abschreckend ausgeführt hat, als es ihr Vater eigentlich wollte.  Das vorläufige Ende dieser Auseinandersetzung wirkt ein wenig abrupt und angesichts der langen, aber zufriedenstellenden Extrapolation auch hektisch. Mit dem Auftreffen am Einsatzort beginnt im Grunde ein weiterer Handlungsbogen, wobei die Autorin hier nicht unbedingt neue Ideen nutzt, diese Variationen bekannter Szenarien allerdings effektiv einsetzt.  Das offene Ende lässt absichtlich viele Fragen offen.

Natürlich ist es zu früh, beim Auftaktband einer neuen Trilogie ein abschließendes Urteil zu bilden. Positiv ist, dass sie im Vergleich zu ihren bisherigen Mitstreitern wie Irene Salzmann, Dirk van den Boom oder Holger M. Pohl einen gänzlich anderen Ansatz zeigt. Die Handlung entwickelt sich in einem soliden, sehr fokussierten Tempo. Während die Leser die ersten drei Trilogien nicht selten ungewöhnlich viele Informationen im ersten Taschenheft erhielten, während der Mittelteil eher zwischen den Stühlen hing und die Handlung rasant, vielleicht teilweise auch abrupt im abschließenden Abenteuer abgeschlossen worden ist, konzentriert sich die Autorin unabhängig von der absichtlich zu Beginn subjektiv und ambivalent beschriebenen Mission auf eine der interessanten Nebenfiguren der „Rettungskreuzer Ikarus“ Serie.  Skyta ist kein unbeschriebenes Blatt. Auch wenn sie ausreichend und für einen Söldner der schwarzen Flamme vielleicht sogar zu viele Emotionen und Schwächen zeigt, kann sie rücksichtslos morden bzw. ihre Ziele auch durchsetzen. Sie hat einen dunklen Humor und fühlt sich auf dem Dschungelplaneten deutlich unwohler. Wie angesprochen bekommt sie einen exotischen Helfer an ihre Seite, der sie auf den ersten Schritten begleitet und es dem Leser damit ermöglicht, diese fremdartige Welt auf Augenhöhe kennenzulernen. Der Killer mit einer Rachemission – hier hat die Söldnerin erstaunlich pragmatisch auch die passenden Worte im Köcher – wirkt eher eindimensional und scheint aus spannungstechnischen Gründen eher an dieser Stelle der Handlung platziert worden zu sein. Am Ende des ersten Abenteuerabschnitts ist sie ein Fisch aus dem Wasser, der sich in einer gänzlich fremden, erfahrenen Science Fiction Lesern aber nicht unbekannten Situation wiederfindet. 

Aus solide zusammengestellten Versatzstücken bestehend stilistisch ansprechend mit einer guten Prise Humor geschrieben ist „Thaki Thai“ ein lesenswerter, im Vergleich zu den anderen Trilogien bislang ausgesprochen fokussierter Auftakt und bietet hoffentlich die bekannten Muster nur als Sprungbrettnutzung  viel Potential.        

Atlantis Verlag

Titelbild: Lothar Bauer
Paperback, ca. 96 Seiten, ISBN 978-3-86502-261-6