Heliosphere 2265 Band 31 "In das Licht"

Heliosphere 2265, Band 31, in das Licht, Andreas Suchanek
Andreas Suchanek

In seinem Nachwort macht Andreas Suchanek seine Position klar deutlich. Er sieht den Weg, den nicht nur Jaydon Cross gehen muss, als eine Art Reifeprozess bislang eher mit vielen Tiefschlägen und wenigen Höhepunkten. Gleichzeitig rechtfertigt er sich für den zweiten im Grunde ablenkenden Cliffhanger, in dem er davon schreibt, dass vor allem in der zweiten Staffel sehr viele interessante Nebenfiguren auf beiden Seiten der Front sterben musste.

Diese Argumentation ist gegenüber dem kritischen Leser nur bedingt richtig. Zum zweiten Mal hat er eine wichtige Hauptfigur in eine aussichtslose Situation gebracht, aus der es für sie nur einen pragmatischen, das Leben vieler Menschen rettenden Ausweg gegeben hat. Diesen hat Jaydon Cross konsequent genutzt. Es ist eine freie Willensentscheidung gewesen. Deswegen ist das Ende des vorliegenden Abenteuers vielleicht auch doppelt so zynisch. Auch bei Jaydon Cross Stellvertreterin Norika stand er vor einer ähnliche Entscheidung, wobei er in diesem Fall seiner Protagonistin keinen eigenen Entschluss zustehen konnte.

Sie war das Opfer der Umstände in der Kommandozentrale des Schiffs. Konsequent wäre es gewesen, tatsächlich einen der Hauptcharaktere auf Seiten der Guten sterben zu lassen. Natürlich hätte das eine Lücke in der Serie hinterlassen, aber der Autor hat sich innerhalb kürzester Zeit zweimal in eine ähnliche Situation geschrieben, so dass im Grunde negative Konsequenzen fällig gewesen ist. Obwohl passiv ist Jaydon Cross in diesem Roman allgegenwärtig.

Seine logische und konsequente Maßnahme hat interessanterweise vor allem die Antagonisten schwer erschüttert, die dieses Symbol des Widerstands noch propagandistisch ausschlachten wollten, während die Guten an Cross Seite in erster Linie trauern. Mit Drohungen und natürlich der vorhandenen Technik, die zum ersten Mal bis zur letzten Konsequenz eingesetzt worden ist, werden die Mediziner animiert das Wunder zu vollbringen, das der Leser spätestens ab der Mitte des Bandes auch erwartet. Die Perry Rhodan „Neo“  Redaktion hat in Person von Frank Borsch einmal versucht, einen tot geglaubten Mutanten -  den Zünder Goratschin – tapfer sterben zu lassen, um ihm dann in letzter Sekunde die Flucht zu ermöglichen, bevor er im folgenden Taschenheft dann tatsächlich heroisch gestorben ist.

Andreas Suchanek hätte aufgrund seiner erzählerischen Fähigkeiten eine ähnliche Variation anstreben können. Ob er sich noch durchringen kann, ist angesichts des Nachworts eher zweifelhaft. Feststeht, dass er diese Plotvariante nicht noch ein weiteres Mal anwenden sollte, um mit seinen ein wenig zu sehr nach „Deus Ex Machina“ Auferstehungen nicht unglaubwürdig zu werden. Ohne Frage bezieht der Roman vor allem Spannung aus der Frage, was aus Jaydon Cross wird. Dieser Handlungsbogen erdrückt die weiteren Ereignisse, in deren Mittelpunkt Cross nur indirekt steht. Seine diplomatischen Missionen sind doch von Erfolg gekrönt worden und vor allem die Kybernetiker haben sich entschlossen, an dem Krieg gegen die Alten an der Seite der Menschen zu kämpfen.

Auf der politischen Ebene, die bislang immer eine Stärke der ganzen Serie gewesen ist und in Ansätzen auch im vorliegenden Band überzeugen kann, bewegt sich Alexis Cross sehr zielstrebig an die Spitze. Zusätzlich etabliert sie auf der „Hyperion“ einen Kommandanten ihrer Fasson, so dass es auch hier zu Spannungen und einer an der Grenze zur Explosion stehenden Stimmung kommt. Andreas Suchanek versucht den Plot über die verschiedenen, wieder gut voneinander abgegrenzten Handlungsbögen zu entwickeln. Es sind die Zwischentöne, welche „In das Licht“ – der Titel könnte sich symbolisch auf den angesprochenen zynischen Dialog genauso beziehen wie auf die frischen Kräfte, welche den Menschen in einem bislang aussichtslosen Kampf zur Seite stehen wollten – zu einem soliden Beitrag der Serie machen.

Mit dem Fokus auf den persönlichen Auseinandersetzungen für das ganz Große zwischen Sjöberg und Cross konzentriert sich der Band im Grunde mehr auf die menschliche Ebene. In seinem Nachwort gibt Andreas Suchanek ja freimütig zu, der Leser und Bewohner seines Universums bislang sehr wenig über die Alten und ihre angeblich technische Überlegenheit wissen. Es bleibt zu hoffen, dass der Spannungsbogen in dieser Hinsicht angezogen wird.

Die zweite Staffel litt auch ein wenig unter der Etablierung eine im Grunde aussichtslosen Bedrohung – das Universum drohte durch eine Art Zeitwelle überschrieben zu werden -, die zu wenig Dynamik und vor allem eine Beschleunigung der eigenen Handlungen in Gang setzte. Es wäre schade, wenn diese an Lovecraft erinnernde, nicht unbedingt originelle, aber von außen auf beide Seiten des imperialen Machtkampfes einwirkende Kraft zu lange und zu weit heraus geschoben wird.

Zusammengefasst präsentiert „In das Licht“ zu wenige wirkliche Überraschungen, um mit der Spannungskurve bis zum nihilistischen Ende des Vorgängerbandes „Aus den Schatten“ auf den meisten Handlungsebenen mitzuhalten. Zu sehr liegt der Fokus auf Jaydon Cross und zu wenig kann der Autor hier wirklich überraschen.    

Greenlight Press
Cover: Arndt Drechsler, Innenillustrationen: Anja Dyck
E-Book (114 Seiten)
Taschenbuch (2 Romane)