Alien- Jenseits der Sterne

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James A. Moore

“Jenseits der Sterne” ist der zweite Teil einer von drei unterschiedlichen Autoren geschriebenen Trilogie neuer “Alien” Romane, die handlungstechnisch aber vor allem den ersten drei Filmen der Serie angepasst worden sind. Dabei sind die Übergänge zwischen den einzelnen Büchern unabhängig von unterschiedlichen Charakteren fließend, so dass es für interessante Leser wichtig, aber nicht unabdingbar ist, den von Tim Lebbon verfassten Band „In den Schatten“ gelesen zu haben. Obwohl sowohl Tim Lebbon als auch James A. Moore erfahrene Schriftsteller sind, zeigen ihre Arbeiten auch, wie schwierig es ist, dem Sujet „Alien“ etwas Neues zu entlocken, wenn man als Autor nur an der Oberfläche kratzen und vor allem auch die politischen Hintergründe nicht aufwühlen darf. Im Vergleich zu Tim Lebbons „In den Schatten“ ist „Jenseits der Sterne“ vielleicht ein ambitionierterer Roman, ohne eine einzige wirklich originelle oder gar einzigartige Ideen zu präsentieren. Alleine Atmosphäre reicht nicht aus. Es beginnt sich bei der Hauptfigur. Alan Decker ist ein Nachfahre Ripleys, ohne dass dieser Verwandtschaftsgrad wirklich überzeugend dargestellt wird. Wie anscheinend Ripley und ihre Tochter verfügt er über eine „emotional empathische“ Beziehung zu den Außerirdischen. Auch diese Idee wirkt eher latent eingestreut und soll in einigen der Actionszenen für Spannung sorgen, ohne dass dieses Instrument wirklich nachhaltig genutzt oder viel schlimmer hintergründig erklärt worden ist.

Der Roman beginnt interessant. Alan Decker wird zum Planeten LV178 geschickt, einem ehrgeizigen Terraforming Projekt, das scheinbar perfekt läuft. Auf der paradiesischen Welt sind mehrere Siedlungen inzwischen entstanden, als plötzlich schwarzer Sand aus dem Boden kommen die Natur zurückdrängt.  Der Leser der Trilogie ist teilweise schon mit den Ereignissen vertraut, da Lebbon sie in seinem Auftaktband angesprochen hat. Ripley ist der fremden Zivilisation ja entkommen. Moore muss jetzt die Glaubwürdigkeit herstellen. Natürlich könnte es auf der einen Seite für einen Konzern wie Weyland- Yutani interessant sein, quasi auf dem Nährboden einer potentiellen Alien Siedlung Menschen auszusetzen und die perfiden Experimente fortzusetzen. Auf der anderen Seite wirkt es ein wenig unglaubwürdig, dass mit dem Auftauchen des schwarzen Sandes niemand wirklich Bescheid weiß. Und warum Decker erst quasi zur Erde schicken, um ihn dann mit einem Team von Söldnern – dieser Handlungsbogen wirkt zu wenig originell – wieder zum abgeschiedenen Planeten zurückzuschicken?  Warum nicht gleich diese Welt unter einer im Verborgenen strengeren Überwachung zu halten und vor allem nicht angesichts von Milliarden schon durch Ripleys zerstörter Investitionen es gleich richtig zu machen? Auch das Ende wirkt in dieser Hinsicht erstaunlich bemüht, da die Kooperation ja wieder eine dritte Welt mit Beute ansteuern muss, anstatt über einen Zeitraum von mehr als dreihundert Jahren seit den Ereignissen um Ripley gleich hier die entsprechende Ausrüstung aufzubauen. An dem Ort, wo ein Erfolg der Jahrhunderte langen Bemühen am Erfolgreichsten erscheint. Vor allem auch einem der Orte, dessen „Niederlage“ die Firma persönlich nimmt. Da wird dann irgendwie und irgendwo impliziert, dass Decker durch komplizierte anscheinend über Jahrhunderte anhaltende Verträge die Erbschuld von Ripley übernommen hat, ohne wie eingangs erwähnt das Verwandtschaftsverhältnis abschließend geklärt wird. Decker dagegen setzt auch nicht auf die Gerichtsbarkeit und dieses Sklaventum scheint sich in seiner Person zu manifestieren, während die Söldner ordentlich für ihre Arbeit bezahlt werden. Warum die Firma allerdings volle Kooperation von dem empathisch wichtigen Decker erwartet anstatt mit einem neuen Alleingang in Ripley Tradition zu rechnen und sich entsprechend zu wappnen, bleibt wie viele, wahrscheinlich zu viele Punkte in diesem Buch unausgesprochen und vor allem auch nicht ausreichend herausgearbeitet. Da werden Seiten im Grund mit Geschwätz gefüllt, die effektiver für die Hintergründe hätten genutzt werden können und auch müssen.   

Kritisch gesprochen könnte Lebbons Werk eine Kopie von „Alien“ sein, während Moore sich natürlich Camerons „Aliens“ vorgenommen hat. Bis auf die Hauptperson und ihre besondere Beziehung zu den Aliens sind alle Figuren eher pragmatisch eindimensional beschrieben worden. Selbst den natürlich hinterhältigen Abgesandten des Konzerns braucht man nicht vermissen. Moore ist ein zu schwacher Autor, um über einfachen Sex hinausgehende Beziehung zu seinen Figuren aufzubauen, so dass am Ende wie auch bei „Aliens“ viele der Nebenfiguren eher austauschbar erscheinen und ihre teilweise dramatischen Opferungsszenen nicht den Eindruck hinterlassen, den sie verdienen. Mit Decker gibt er sich sehr viel mehr Mühe. Von Beginn an die Handlung aber passiv dominierend versucht der Autor dessen empathische, aber nicht näher erklärbare Fähigkeiten zu beschreiben ohne sie zu erklären. Hinzu kommt, dass Decker zwischen den Söldnern deutlich mehr wie ein Fisch außerhalb des Wassers erscheint, auch wenn er mit einer der Soldatinnen zumindest befriedigend Sex haben kann. Ripley passte sich aufgrund ihrer Erfahrung mehr an. Gegen Ende sollen diese empathischen Fähigkeiten ihn mehrmals retten und eine Verbindung zu den Aliens hergestellt werden. Diese Idee ist aber das schwächste Glied des ganzen Romans. Immer wieder haben die „Alien“ Filme und wahrscheinlich auch die „Alien“ Roman am ehesten funktioniert, wenn die Fremden als motivierte Killer und Jäger dargestellt werden, die es nur persönlich nehmen, aber in erster Linie sich fortpflanzen wollen und dabei rücksichtslos vorgehen. Mit dem Sippenhass – schriftstellerisch manifestiert er sich kursiv gedruckten Passagen – wird eine Idee aufgebaut, die nicht tragfähig ist. Hätten die Aliens die Siedler nicht angegriffen, wenn Decker sich nicht auf dem Planeten aufgehalten hätten? Anstatt sie als Naturerscheinung bestehen zu lassen, die wie ein Jäger in der Natur instinktiv nach Beute sucht und sie reißen will, versucht sich Moore in eher oberflächlichen Exkursen, die vor allem im Grunde weder Zielführend noch nachhaltig genug herausgearbeitet worden sind. Selbst die Rückschlüsse auf Deckers Verhalten und daraus folgernd seine potentielle Isolation von den Kameraden wird nicht weiter untersucht, da die Söldner stoisch ihren Aufträgen folgen und die innere Motivation unabhängig von der Bezahlung eher dürftig erscheint. Nicht selten werden Söldner vor allem im „Alien“ Universum als Kanonenfutter missbraucht, so dass der Leser sich fragt, wozu sie eigentlich gut sind und wo sie sonst eingesetzt werden. Denn wie bei den „Alien“ Filmen ist das bekannte Universum sehr dürftig entwickelt. Immerhin sind 300 Jahre seit dem ersten Buch bzw. Dem ersten Film vergangen, ohne dass sich die Menschen grundlegend verändert haben.  Hinzu kommt, das im zweiten Buch der Trilogie die Leser auch wenig über die fremde Stadt, die Zivilisation unter der Erde. Sie muss hochstehend gewesen sein, da ein Raumschiff beim Start abgestürzt ist. Lebbon hat einigem  Aspekte angedeutet und dem ganzen Roman hätte es gut getan, wenn sich James Moore weniger auf die leider schnell stereotyp erscheinenden Actionszenen konzentriert hätte, sondern die Hintergründe untersucht hätte. Natürlich müssen die Charaktere unter die Erde und schenken damit den Aliens einen ausreichenden Vorteil. Natürlich bleibt beim Kampf ums Überleben auch keine Zeit, nach Artefakten zu schauen, aber  anstatt das Muster zu durchbrechen und wirklich „Neuland“ vor dem von Lebbon entwickelten Plot zu betreten. Immer wieder wird der Leser zu stark an bekannte Szenen erinnert und vor allem muss sich der Autor auch noch zusätzlich den Vorwurf in Kombination mit der eher lieblosen Übersetzung gefallen lassen, dass er wirklich nur recycelt. Natürlich kann ein Alien einen Menschen nur auf verschiedene Arten angreifen, aber wenn die kreativen Kräfte auf die immer wiederkehrenden Hintergründe zurückgreifen und sich nicht die Mühe machen, diese exotische Welt bis auf einen kurzen, eher oberflächlichen Exkurs zu entwickeln.

Natürlich ist der Roman kurzweilig geschrieben und vor dem bekannten Szenario entwickelt sich der Plot wie ein literarisches Remake der bekannten Filme, aber das kann und sollte vor allem den Stammfans nicht reichen. Es bleibt abzuwarten, ob Christopher Golden mit seinem diesen zu langen und leider auch zu langweiligen Handlungsbogen – der Roman von Tim Lebbon hätte für einen Rückblick gereicht – abschließenden Band noch überraschende Punkte setzen kann.

 

Heyne Verlag

Taschenbuch, Broschur ISBN: 978-3-453-31616-4

Erschienen: 08.09.2015