Heliosphere 2265- Band 34 "Infiltration"

Heliosphere 2265, Band 34, Infiltration, Rezension, Titelbild
Andreas Suchanek

Noch sind es mit „Infiltration“ drei Romane bis zum dritten Zyklusfinale. Die Bedrohung der Alten hat sich noch nicht in dem Maße manifestiert, wie es die zweite Miniserie signalisiert hat. In erster Linie gehen die politischen Ränkespiele weiter, wobei Commodore Jaydon Cross als Volksheld noch im Gefängnis schmort und auf seinen Scheinprozess wartet. Höchste Zeit, ihn nicht nur zu befreien, sondern wieder ein wenig mehr in den Mittelpunkt der Handlung zu rücken. Das ist die Aufgabe dieses stringenten, gut geschriebenen und vor allem über die pointierten Dialoge dominierenden Abenteuers. „Infiltration“ ist Programm. Jaydon Cross soll aus dem Gefängnis befreit werden. Diese von Ishido geleitete Aktion ist sehr gut beschrieben. Der Leser kann auf Augenhöhe die einzelnen Versatzstücke – der Angriff erfolgt auf mehreren Ebenen – verfolgen. Dabei greift Andreas Suchanek natürlich auch ein wenig in die Versatzkiste bekannter Klischees wie dem Einschüchtern eines Untergebenen in dem Augenblick, in dem er in dieser autoritären Hierarchiekette niemanden in Entscheiderpositionen erreicht. Mit wechselnden Perspektiven baut der Autor nicht nur eine spürbare Dynamik auf, sondern ist sich nicht zu schade, zum zweiten Mal eine indirekte Konfrontation zwischen Sjöberg und Jayden Cross zu initiieren, deren Sinn weniger eine verbale Auseinandersetzung ist, sondern der Bloßstellung des Diktators dient. Immer wieder greift der Autor gerne auf die positive Macht der Medien zurück, auch wenn es sich die ganze Serie betrachtend teilweise nur im Pyrrhussiege handelt. Zusammen mit dem Piratenschiff – dessen Verschwinden dürfte als Katalysator für die letzten beiden Romane dienen – verfügen die HYPERION Crew über einen interessanten indirekten Verbündeten, über den der Leser deutlich mehr erfahren möchte.

 Es ist allerdings die politische Ebene, an welcher Andreas Suchanek ein wenig feilen muss. Die ersten Minizyklen zeichneten sich durch das Zwiebelschalenmodell einer Verschwörung hinter einer Verschwörung mit weiteren Schattenmännern aus. Nicht selten stellten sich potentielle Tyrannen nur als Marionetten heraus. Inzwischen sind die Konstellationen ein wenig klarer zu erkennen. Während das Imperium von der grundlegenden Struktur her eher klassisch und damit auch für die Rebellen vorhersehbar aufgebaut worden ist, erscheinen momentan die Interessen konträr. Jaydon Cross Mutter agiert durch den Körpertausch als Präsidentin. In der letzten Folge konnte Jaydon Cross zwar alle Spione und potentiellen Schläfer des Imperiums mittels eines Rundumschlags entlarven und selbst in der Theorie die Position der Präsidentin unterminieren, aber wie sich in diesem Band herausstellt, war Jaydon Cross nur bedingt erfolgreich. Es bleibt abzuwarten, ob zumindest die in diesem Band beschriebene Konfrontation zwischen Sjöberg und Cross ihre Zielgruppe erreicht. Zu viele falsche Spuren sollte der Autor nicht immer legen, um glaubwürdig und vor allem effektiv zu erscheinen. Positiv ist, dass nicht jeder Plan funktioniert und manchmal nachgebessert werden muss. Aber in diesem Fall sollten entweder die Erwartungshaltung der Leser/ der Protagonisten von einer gewissen Skepsis begleitet werden oder zumindest die Erklärungen vielschichtiger erscheinen, da eine Botschaft als Parlament – nur ein Server ? – nicht der Komplexität der bisherigen Jaydon Cross Pläne entspricht.

 Auch wirkt Sjöberg in dieser Episode zu manisch eindimensional. Natürlich ist er frustriert, dass mit einer Art Handstreich sein wichtigster Gefangener nicht nur befreit, sondern er vor der Öffentlichkeit blamiert wird. Aber anstatt in der verbalen Auseinandersetzung zu punkten – immerhin besteht die Gefahr, dass Jaydon Cross wie erwartet ein doppeltes Spiel geplant hat – beschimpft er seinen Kontrahenten und bleibt bei seinen Großmannssuchtsphantasien, die seinem bisherigen Vorgehen vor allem in der ersten Miniserie deutlich widersprechen. Vielleicht ist es wirklich an der Zeit, diese bislang souverän erzählten politischen Komplexe zu verhandeln und sich mehr auf die bislang stark im Hintergrund sich abspielende Bedrohung durch die Fremden einzugehen. Potential ist ausreichend vorhanden.

 Trotz dieser Schwächen ist „Infiltration“ aber zusammengefasst ein dynamischer, ein spannender und vor allem ein interessanter, vielschichtiger Roman, der geschickt die verschiedenen Handlungsebenen wieder zusammenfasst und den Boden lesenswert für die finale Auseinandersetzung bereitet.         

  • Format: Kindle Edition
  • Dateigröße: 4982 KB
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe: 118 Seiten
  • Verlag: Greenlight Press; Auflage: 1 (21. Januar 2016)
  • Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.
  • Sprache: Deutsch
  • ASIN: B01AX9CQEU