Heliosphere 2265 Band 35 "Einheit"

Heliosphere 2265, Band 35, Einheit, Titelbild
Andreas Suchanek

Wie Andreas Suchanek in seinem Nachwort richtig ausführt, ist der vorletzte Band eines Zyklus immer etwas Besonderes gewesen. Viele Handlungsfäden sind geglättet und das große überraschende Finale  vorbereitet worden. In dieser Hinsicht überzeugt „Einheit“ nicht ganz. Es ist keine Überraschung, das mit dem Angriff der Ash´Gul`Kon eine Idee aufgenommen wird, die in diesem dritten Zwölfteiler im Grunde viel zu kurz gekommen ist. Das die Fremden auch noch die extra entwickelte Geheimwaffe in ihrem Besitz haben, ist eher ein I- Tüpfelchen. In dieser Hinsicht bleibt der Plotverlauf spannend. Es bleibt abzuwarten, ob Andreas Suchanek im finalen Band dieses dritten Zyklus die Menschheit endgültig ins Verderben stürzt und damit die Versprechend viel zu spät umsetzt, die er im vierundzwanzigsten Roman der Serie angedeutet hat. Das zeitliche Drängen, die nihilistische Atmosphäre ist zu sehr den nicht uninteressanten, aber im Grunde auch sich im Kreis drehenden Ränkespielen gewichen.

 Wieder stehen die verschiedenen politischen Ebenen im Vordergrund. Admiral Jansen muss Alexis Cross im Körper der Präsidentin Shaw stoppen. Auf dieser Handlungsebene ist es erstaunlich, dass wenn auch die vielen Bürger noch als naive Schafe dargestellt werden, nicht die konservativen Kräfte auch nach den Erfahrungen mit Sjöberg der Präsidentin gegenüber misstrauischer gewesen ist. Der Körpertausch ist ein zufrieden stellendes Argument, die ersten missfallenden Stimmen noch überdecken zu können, aber ab einem bestimmten Punkt erscheint es undenkbar, dass die Solare Republik wieder einer gewählten Präsidentin fast hilflos zuschaut und nicht früher eingreift. Das die Technik des Körpertausches geheim gehalten worden und deswegen nicht erkennbar sind, erscheint spätestens mit der offiziellen Ankündigung in einem der vorangegangenen Romane ausreichend genug, um die Handlungen der Präsidentin von allen Seiten einzuschränken. Mit einem professionellen Killer- eine unterentwickelte Figur – geht sie deutlich brutaler voran und entlarvt auch einige Fehler ihres Vorgängern Sjöberg, der mit seinen Männern zu viel sich selbst beweihräuchert und zu wenig aktiv gehandelt ist. Diese Eigenanalyse, die sich allerdings nicht konsequent genug in allen Handlungen niederschlägt, ist ein positiver Aspekt dieses Romans. Ihr Scheitern wirkt ein wenig zu abrupt und zu wenig nachhaltig über mehrere Bände vorbereitet. In dieser Hinsicht unterwirft sich Andreas Suchanek zu sehr dem Serienkonzept. Vielleicht hätte ein wenig mehr Umfang dem Roman auf dieser Handlungsebene sogar sehr gut getan.  

 Der zweite mehr im Hintergrund spielende Handlungsstrang bezieht sich auf Jaydon Cross, der an der Spitze des Hyperion Verbandes in Richtung Republik unterwegs ist. Gefolgt von den Einheiten des Imperiums. Wie schon in den letzten Romanen hat dem Spannungsbogen die Abwesenheit Jaydon Cross – er ist zwar allgegenwärtig gewesen, hat aber kaum aktiv in die Handlung eingegriffen – gut getan. Der Fokus ist breiter gesetzt worden und vor allem einige auch dreidimensionale Nebenfiguren konnten sich als Persönlichkeiten über reine Befehlsempfänger hinaus etablieren. Hinzu kommt, dass die Schicksalhaftigkeit des Jaydon Cross Weges – siehe auch den Putsch ausgerechnet seiner Mutter oder die Zusammensetzung der HYPERION Besatzung – relativiert worden ist, was die Glaubwürdigkeit des ganzen Plots deutlich unterstützt hat. Auch die Schwierigkeit, eine Allianz aus verschiedenen Völkern mit im Grunde inzwischen zwei Zielen – Kampf gegen die immer stärker vorrückenden Ash´Gul`Kon – und im Grunde der Sturz von Alexis Cross – zu formen, wird überzeugend beschrieben. Auch wenn die verschiedenen Völker inzwischen auf einer Seite kämpfen, herrscht immer noch Misstrauen zwischen den Gruppen, was sich sehr positiv auf die gesamte Entwicklung dieser Ebene auswirkt.

Deutlich schwieriger ist, dass Andreas Suchanek neben den „Tötungsversuchen“ von wichtigen Figuren wieder auf die Idee zurückgreift, dass ein wichtiger Vertrauter zum ernsthaften Feind mutiert und der Allianz einen schweren Schaden zufügt. Dabei muss ohne Frage unterschieden werden, ob diese „Feinde“ wie Tess nach dem eigenen Spiel schließlich ihre Positionen eher relativiert haben oder wie nicht nur im vorliegenden Band ein Vertrauter aus dem Nichts heraus die Seiten wechselt. Der Autor holt war die relevanten Motive entsprechend nach, aber da diese Art des Seitenwechsels mit dem Hinzufügen von zumindest kurzzeitigem Schaden inzwischen zu oft in der Serie angewandt worden ist, hat sich dieses Plotelement nicht nur abgenutzt, sondern viel schlimmer zeigt die Hilflosigkeit des Autoren, diese Szenen auf eine andere Art und Weise notwendig zu extrapolieren. Natürlich wollte er nur nicht mit dem vorletzten Band die roten Fäden abschließen, aber vor allem in dem solide, aber nicht so inspiriert wie einige andere vorletzte Romane konzipierten „Einheit“ wirkt Andreas Suchanek ein wenig müde und ausgeschrieben. In seinem Nachwort geht der Autor auf die zugrunde liegende Idee ein, dass die Guten in Form von Admiral Jansen und Jaydon Cross immer den falschen Menschen vertrauen. In einem derartig auf Verschwörungen angewiesenen Universum ist diese These sogar bedingt richtig, dass als Teamworker Cross und Jansen auch auf ihre Crews und Offiziere angewiesen sind. Das Vertrauen zeigt sich an vielen Stellen nicht nur als notwendig, sondern elementar. Ansonsten wäre Jaydon Cross noch immer in Gefangenschaft und Admiral Jansen nicht auf der Spur von Alexis Cross. Das es in dieser Kette schwarze Schafe gibt, ist ebenfalls ein interessantes Spannungselement.  Der Autor darf aber nicht vergessen, dass er bislang immerhin schon vierzig „Helisophere Romane“ inklusiv des Spin Offs geschrieben hat, bei denen er diese Idee wie auch das scheinbar perfekte Sterben eines wichtigen Handlungsträgers – siehe Jaydon Cross Selbstmord – zu oft eingesetzt hat. Das es immer wieder Verräter gibt, ist unbestritten, aber in dieser Konzentration wirkt es übertrieben und leider unterminiert diese Vorgehensweise die zahlreichen Stärken.

Zusammenfassend ist „Einheit“ der bislang schwächste vorletzte Band der jeweiligen Miniserie mit einem offenen Ende, das notwendig, aber auch schematisch erscheint. Die ganze Kraft oder Schwäche dieses Bandes lässt sich erst beurteilen, wenn der Zyklus mit dem nächsten Roman abgeschlossen worden ist. Bis dahin präsentiert „Einheit“ – der Titel ist zumindest auf einer Handlungsebene auch Programm – eine wichtige Haupthandlung und mehrere zusammenfließende Nebenarme flüssig und stringent, aber eben nicht mehr so intensiv und vor allem aus den jeweils überraschenden Situationen heraus packend.    

E- Book

112 Seiten

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