Wallace & Gromit auf der Jagd nach dem Riesenkaninchen

Originaltitel: 
Wallace & Gromit: The Curse of the Were-Rabbit
Land: 
GB
Laufzeit: 
85 min
Regie: 
Nick Park, Steve Box
Drehbuch: 
Nick Park, Bob Baker, Steve Box, Mark Burton
Kinostart: 
13.10.05

Wallace und Gromit haben es geschafft - aus dem reinen Erfinder-Dasein ist eine eigene kleine und offenbar sehr erfolgreiche Firma geworden: Anti-Pesto. Die Mission: Das Gemüse der Nachbarn beschützen, findet doch in nicht ganz sieben Tagen der große, fünfhundertsiebzehnte Großgemüse-Wettbewerb auf Tottington Hall statt. Wer will denn schon Gemüse klauen, wird sich der geneigte Zuschauer fragen - und dann ganz schnell auf kleines, niedliches Pelzgetier mit langen Ohren und großen Zähnen kommen: Kaninchen. Und damit hat die traute Nachbarschaftsrunde in der Tat viel zu tun, fressen die kleinen Viecher doch alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Schlimmer als die Schneckenplage von anno 32 sind die, jawoll! Und nicht nur die Nachbarn, auch Gemüsefestival-Gastgeberin Lady Magnolia Tottington, Wallace’ heimlicher Schwarm, leidet unter der allgemeinen Kaninchenplage. Was tun? Egal, wieviele Kaninchen man fängt, Gemüse werden sie wohl immer fressen wollen. Also packt Wallace seinen Gehirnmanipulator aus, um den Kaninchen die Lust auf Karotten und Co auszutreiben...


Filmkritik:
von Susanne Picard (für SF-Radio.net)

Endlich! Erfinder Wallace und sein schweigsamer Hund Gromit haben sich schon vor einigen Jahren in die Herzen der Zuschauer gespielt und hier sind sie wieder. Viele hatten befürchtet, dass nach der Übernahme der Aardman Productions durch Dreamworks würde es mit den beiden Kultfiguren aus Knetgummi den Bach runtergehen. Hollywood in diesen herrlich verschrobenen Geschichten!! Ein Sakrileg.

Nun, wer das in der neuesten Produktion der beiden sehen will, wird das wohl tun. Dennoch: Man kann sagen, die beiden schrulligen Figuren haben die Übernahme gut überstanden. Diesmal wird es richtig abgefahren: Wallace & Gromit nehmen das Grusel-Genre auf die Schippe. Denn was da nachts durch die wohlgepflegten Gärtchen der Vorstadt hoppelt, ist in der Tat das, was auf deutsch das Riesenkaninchen genannt wurde, auf englisch aber wesentlich richtiger: The Curse of the Were-Rabbit, der Fluch des Wer-Kaninchens.

Aus der obigen Inhaltsangabe kann man sich nun die "Lösung" zusammensuchen, also auch behaupten, die Geschichte sei schwach. Aber - und darauf kommt es bei diesen Figuren ja hauptsächlich an -, was hier zählt, ist der Geist, in dem der Film gemacht wurde. Es ist erfrischend, in Zeiten wüster Action- und SFX-Orgien auf den Leinwänden einen so beschaulichen Film zu sehen, in dem es einfach nur darum geht, zu unterhalten und dabei mal wirklich nichts weiter als die Sorge um den größten Kürbis oder die größte Zucchini in den Raum zu stellen. Folgerichtig wirkt auch Sir Quartermaine (man bedenke, der Name!!) als Bösewicht mit Toupet richtig komisch, besonders, als ihm gegen Ende ein rosa Zuckerwattentoupet verpasst wird. Dass die Geschichte sich dabei um ein riesenhaftes Wer-Kaninchen rankt, sorgt nicht für Spannung, sondern eher für komische Momente.

Dennoch sind diese wirklich nett inszeniert und folgen in der Komposition und dem Bildaufbau sehr wohl den Sehgewohnheiten des Publikums, das Horror-Genre betreffend. Da verdüstert eine Wolke den Mond, man sieht das Wer-Kaninchen nur als Schatten auf dem Haus - und: man sieht, Schrecken über Schrecken!, zerstörtes und halbgefressenes Gemüse. Natürlich muss der Held des Films, Gromit (und nicht Wallace, wie der Kenner weiß), dann ein großes Opfer bringen, um den Gemüsewettbewerb zu retten - und man leidet prompt ein bisschen mit.

Es ist in heutigen Zeiten wirklich selten, dass eine solche Animation mit soviel Liebe zu Figuren und Detail noch hergestellt wird - und das auch noch mit einer relativ originellen Geschichte, die zwar von begeisterten Kinogängern schnell entlarvt werden kann, aber so liebenswert ist, dass man mit den Figuren ganz unwillkürlich mitfiebert. Diese niedlichen Kaninchen umbringen? Diese reizend exzentrische Lady Tottington mit ihren violetten und karottenroten Klamotten soll nicht den fünfhundertsiebzehnten Gemüsewettbewerb ausrichten dürfen? Und Wallace sie nicht weiter anhimmeln dürfen?

Ein wirklich sehr liebenswerter Film, der sich viel Mühe gibt. Für Action-Fans und Anhänger des bisweilen scharfen britischen Humors ist er möglicherweise in seiner Konzentration auf das Spannende der Vorstadt ein wenig enttäuschend.

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