Heat

Originaltitel: 
Heat
Land: 
USA
Laufzeit: 
151 min
Regie: 
Michael Mann
Drehbuch: 
Michael Mann
Darsteller: 
Al Pacino, Robert De Niro, Val Kilmer
Kinostart: 
29.02.96

Profigangster Neil McCauley narrt mit seiner straff organisierten Bande die Polizei von LA. Sie scheinen unfassbar, bis ein fanatischer Detective, Vincent Hanna, sich der Sache annimmt. Auch er kann McCauley zunächst nichts nachweisen und erkennt zudem bei seinen Ermittlungen, wie ähnlich sich er und McCauley eigentlich sind - beide im Beruf Profi doch Privat stehen sie vor den Ruinen ihres Lebens.
Bei einem Aufeinandertreffen der Männer wird klar, dass sie bis zum bitteren Ende kämpfen werden.


Filmkritik:

von Susi Feistel (für sf-radio.net)

Einer der ganz großen Filme. In „Heat“ geht es um das Duell zweier Meister – einer ist Polizist, Raub- und Morddezernat, der andere ist ein ebensolcher Räuber. Beide sind sie besessen von ihren „Berufen“, widmen sich Tag und Nacht einem einzigen Problem. Kein Wunder, dass zwischenmenschliche Beziehungen bei beiden auf der Strecke bleiben. Hanna ist zum dritten Mal verheiratet. McCauleys Motto lautet „Binde dich an nichts, was du nicht in 30 Sekunden aufgeben kannst,“ wenn es zu gefährlich wird – sprich die „Heat“ zu groß wird.

Al Pacino und Robert De Niro in einem Film. Das gab es zum ersten und einzigen Mal in „Der Pate, Teil 2“, doch dort hatten die beiden Schauspieler keine gemeinsame Szene. In „Heat“ gibt es eine kleine Steigerung – in gerade zwei Szenen treffen die Figuren von Pacino und De Niro aufeinander. Genau diese Szenen sind mit die genialsten des Films, besonders die erste hat einen gewissen Kultstatus: Pacino hält De Niro auf der Autobahn an und lädt ihn zum Kaffee ein. Und dann nehmen die beiden eine Auszeit, plaudern über ihre stressigen Berufe, bedeutungsschwangere Träume und ihre Beziehungsprobleme. So etwas hat es wohl noch nicht gegeben. Es hält die beiden aber nicht davon ab, in der zweiten gemeinsamen Szene wild aufeinander zu schießen…

Eine der wohl beeindruckendsten Szenen im Film ist die rund zwanzigminütige Schießerei nach dem Banküberfall. Phantastisch gedreht, mit reichlich handgemachter Action; Dutzende Polizisten liefern sich eine Straßenschlacht mit den Räubern, kilometerweit geht die Hetzjagd – größtenteils zu Fuß.
Dennoch sollte man diesen Film nicht sehen, wenn man nur auf der Suche nach einem hirnlosen Popcorn-Film ist. Michael Mann lässt sich Zeit mit der Einführung seiner Figuren und das ist gut so, denn diese Charaktere tragen den Film und am Ende gibt es kaum noch Verschnaufpausen.

Vincent Hannas (Pacino) dritte Ehe ist am Bröckeln. Die langen, unvorhersehbaren Arbeitszeiten eignen sich nicht für geplante romantische Abende mit seiner Frau (Diane Venora). Auf diese Weise hat Hanna schon seine beiden vorangegangenen Ehen in den Sand gesetzt.
Die Stieftochter (Natalie Portman) wird von ihrem richtigen Vater vernachlässigt oder ganz vergessen. Hanna hat nicht nur auf Arbeit alle Hände voll zu tun, auch zuhause kann er kaum den Crash verhindern.

An der Seite von De Niro stehen unter anderem Val Kilmer und Tom Sizemore. Beide liefern eine selten gute Leistung. Chris Shiherlis (Kilmer), der Frau und Kind zu versorgen hat, verliert all sein erbeutetes Geld meist beim Spiel. Entsprechend hängt der Haussegen reichlich schief und es dauert nicht lange, bis seine Frau Charlene (perfekt gespielt von Ashley Judd) anderswo ihr Glück sucht. Ein weiteres kleines Problem, um das McCauley sich kümmern muss, damit seine Jungs nicht vom Job abgelenkt sind.
Sizemores Michael Cheritto ist, abgesehen von seinem Beruf, der perfekte Familienvater. Er will eigentlich aussteigen, weil das Geld für Familie und gesicherte Zukunft reicht. Doch auch er lässt sich zu einem weiteren Coup überreden. McCauley ist sein Chef und die Loyalität zu ihm ist wichtiger.
Nachdem man all ihre Geschichten kennt, kann man die berechnenden Räuber vom Anfang auch als Menschen sehen. Wie McCauley sagt: Er tut das, worin er gut ist – Banken ausrauben. Er legt es nicht darauf an, Menschen zu verletzen. Aber er hat kein Problem damit, auf Polizisten oder Gangster, die ihn hintergehen wollen, zu schießen. Das Geld, das er stiehlt, ist meist von einer Versicherung gedeckt.

Die Sympathie zu den Figuren liegt zum einen am Skript, zum anderen daran, dass selbst die kleinsten Nebenrollen mit guten Schauspielern besetzt sind. Michael Mann schafft es sehr gefühlvoll mehrere persönliche Dramen mit einem spannenden Actionthriller zu verbinden, ohne dass auch nur ein einziger Aspekt der Geschichte leidet. Selbst der nur ersatzweise dazugekommene neue Fahrer hat eine eigene Geschichte, die nicht weniger wichtig ist, als die der Hauptfiguren. Nach nur wenigen Einstellungen hat man zu der Person eine Verbindung.

Es ist klar, dass der Film nicht gut ausgehen kann. Aber wie soll das auch gehen, wenn man sowohl mit den Polizisten als auch mit McCauley und seinen Jungs sympathisiert…

Genauso wie mit den Schauspielern hat Mann auch mit der Musik ein glückliches Händchen bewiesen. Elliot Goldenthal liefert einen wunderbaren Soundtrack, und auch Moby, Brian Eno und U2 steuerten Titel bei. Ein Soundtrack der sich nahtlos mit den Bildern verbindet und sie stimmungsvoll unterstützt.

Insgesamt ist „Heat“ ein Film, für den man sich einen Abend Zeit nehmen sollte: Sich in einen gemütlichen Sessel pflanzen und den Film wirken lassen.

Heat - Trailer - (Deutsch-German)

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