Siegfried

Land: 
Deutschland
Laufzeit: 
89 min
Regie: 
Sven Unterwaldt Jr.
Drehbuch: 
Tom Gerhardt, Herman Weigel
Darsteller: 
Tom Gerhardt, Jan Sosniok, Dorkas Kiefer, Volker Büdts, Axel Neumann
Kinostart: 
28.07.05

Oh nein, Siegfried war nicht der strahlende Held. Neeein, das hat die Sage natürlich ganz falsch verstanden. Siegfried war ein tumber Tor, der durch Zufall von Mime, dem Schmied, irgendwo im Pott, als der noch aus drei Holzhütten bestand, großgezogen wurde. Aber damit nicht genug - nachdem er die Dörfler lange genug geärgert hat mit seinen Possen, wird er wie weiland Parsifal (na, doch was verwechselt bei den alten Sagen, Jungs??) in die weite Welt geschickt, um andere Leute zu nerven.

Zum Beispiel die Burgunder: Gunther, seine Schwester Kriemhild und Hagen von Tronje. Aber die machen es dem Dorfdeppen nicht so einfach wie das der nette Mime gemacht hat. Hätte Siegfired auch nur den Hauch von Verstand, dann müßte er sich dennoch keine Sorgen machen - immerhin hat er einen Freund, das kleine Ferkel, das ihm sprechenderweise durch alle Drachen- und Liebesprobleme hindurchhilft. Na, um ehrlich zu sein, die macht er sich auch so nicht.


Filmkritik:
von Susanne Picard (für SF-Radio.net)

So allmählich kann sich der Zuschauer Sorgen um den Zustand des deutschen Films machen. Der deutsche Film hatte ja nun wirklich an Intelligenz ein wenig zugelegt. Besonders im Humorbereich hatten Filme wie “Alles auf Zucker”, das “(T)Raumschiff Surprise” und erst kürzlich “Am Tag, als Bobby Ewing starb” doch hoffen lassen. Selbst die hartgesottensten deutschen Produzenten hätten begriffen, so stand zu hoffen, daß Humor sich - entgegen den Erfahrungen der letzten Jahrzehnte - durchaus mit Intelligenz verbinden und sich damit Geld verdienen läßt. Und das nicht mal knapp.

Und jetzt das. Leute, das hätte es nicht gebraucht. Natürlich sehen sich all die kleinen Möchtegern-Sternchen aus dem Vorabendprogramm auch mal gern auf der Kinoleinwand, aber muß man sowohl ihnen als auch dem Zuschauer dieses Niveau zumuten?
Dabei können sämtliche Verantwortlichen es besser. Sven Unterwaldt hat als Regisseur die gar nicht mal dumme Talkshowparodie "Anke" zu verantworten und selbst wer Tom Gerhards Humor nicht sonderlich mag, wird nicht abstreiten, daß Hausmeister Krause zumindest als eine Parodie auf das deutsche Spießertum aufgefaßt werden kann - wenn schon nichts sonst. Herman Weigel hat immerhin die Drehbücher zu “Die unendliche Geschichte” und “Wir Kinder vom Bahnhof Zoo” geschrieben.

Über die Qualität der Witze sagt die bisherige Kartei von Autor Herman Weigel allerdings einiges aus: “Abbuzze - der Badesalz-Film”, “Erkan und Stefan”, “Ballermann 6”, “Voll normaal”, “Werner - Gekotzt wird später” - er hat sie alle produziert. Vielleicht waren ihm seine anderen Drehbücher ja zu langweilig, weil zu intelligent? Vielleicht hat er ja gedacht: Jetzt hab ich so viele Filme dieses unterirdischen Niveaus produziert, jetzt kann ich sie sicher auch schreiben - auf zu neuen Ufern! Auf gut deutsch: Die Witze beschränken sich auf allgemeinen Fäkalienhumor wie furzende Schweine, Prinzessinnen beim Pinkeln in den Büschen und übles Prolldeutsch: "Ey Alter geb isch Dir voll auf die Zwölf!" - "Boah, voll geil die Kriemhild!" Jeder hat diese Witze schon in den oben genannten urdeutschen "Komödien" gesehen und wird das Drehbuch beinahe mitsprechen und jeden, aber auch wirklich jeden Witz vorhersagen können.

Ansonsten werden die Klischees bedient, daß es nur so knallt. Gunther ist schwul und hat immer seinen Lustknaben um sich herum (nee, da habt ihr was verwechselt - das kam bei Alexander im alten Griechenland vor und nicht bei den Germanen), Kriemhild ist ein Biest, Hagen ein übler Kerl und Siegfried so dumm, wie er blond und stark ist. Aber daß Stärke auch Türen unwissentlich zerhaut, haben wir alle bei Asterix und Obelix schon lustiger gelesen.

Immerhin freut man sich am Schluß, daß zumindest die gierige Kriemhild das Zeitliche segnen muß, leider tun das ständig nervend dazwischenquatschende Schwein und die anderen das nicht. Fragt sich der geneigte Zuschauer also nur noch, warum sich ein so properes Mädchen wie die Anita aus der Küche sich überhaupt in so einen schwachköpfigen Tolpatsch wie Siegfried verliebt. Mitleid beschleicht einen für das arme Mädel...

Nun, es wird sicher Leute geben, denen das gefällt. Kinder im Grundschulalter zum Beispiel. Für jeden Menschen mit gesundem Humor und normalem Verstand allerdings wird das nicht reichen. Nur eins ist gut hier: Schon nach 89 Minuten ist Schluß.

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