Perry Rhodan Trivid 1 "Kontakt"

Perry Rhodan "Trivid" ist wie Klaus N. Frick im Prolog erläutert der erste Versuch, Perry Rhodan zu erst digital und anschließend mit einer deutlichen Verzögerung als Sammelband im Taschenbuchformat zu vermarkten. Christian Montillon und Oliver Fröhlich haben einen sechsteiligen utopischen Krimi verfasst, dem ein handlungstechnisch relevanter kostenfreier Prolog voran gesetzt worden ist.

 Obwohl immer wieder eher Spionage- oder Geheimdienstelemente auch mit den Männern der USO oder der TLD im Mittelpunkt einzelner Abenteuer oder kleinerer Zyklen gestanden haben, gab es bislang mit den vier in den neunziger Jahren als Hardcover veröffentlichten Space Thrillern nur einen ausdrücklichen Versuch, das Perry Rhodan Universum kriminaltechnisch zu erweitern. Christina Hacker hat in ihrem in diesem Jahrtausend veröffentlichten, aber zeitgleich mit der "Trivid" Serie konzipierten konzipierten Fanroman "Am Abgrund der Unsterblichkeit" auch Perry Rhodan mit einer nur bedingt charmanten Dame an seiner Seite auf die Jagd nach einem Attentäter gehen lassen und sich damit dem Kriminalgenre sehr grob gesprochen wieder genähert.  

 Christian Montillon und Oliver Fröhlich beginnen im gesonderten zur Verfügung gestellten Prolog gerade zu klassisch. Eine attraktive Frau, gefesselt und geknebelt in der Gewalt eines intelligenten Psychopathen, der sie als Köder mißbraucht. Anscheinend sorgfältig versucht er alle Spuren hinsichtlich des Verstecks zu verheimlichen und  schickt ausgerechnet Perry Rhodan über das Unterhaltungstrividsystem eine Livebotschaft mit einem Ultimatum. 

 Die beiden Autoren stehen sich dann allerdings ein wenig im Weg. Selbst die Serie NAVY CSI ist hinsichtlich ihrer Datenerkennungsmuster progressiver. So kommt Perry Rhodan auf die mit einer Millionen Fans bekannte TRIVID Künstlerin Lian Taupin nur dank des von ihm zu entschlüsselnden DNA Codes. Ein Durchlaufen des nur teilweise eingeblendeten Gesichts der gefesselten Frau hätte weitere Fakten an Land gespült, die Perry Rhodan in der Miniserie aber nur von Angesicht zu Angesicht erkennt. 

 Am Ende des flott geschriebenen Prologs steht natürlich ein überraschender Cliffhanger. Lian Taupin scheint nur fünf Jahre alt zu sein. In dieser Hinsicht ist der Untertitel der Serie "Die Klon Verschwörung" unglücklich gewählt, denn der Leser wird gleich im Gegensatz zu Perry Rhodan drauf  gestossen, was mit dieser Analyse nicht stimmen könnte. Es ist erstaunlich, dass Lian Taupin vor allem auch im Verlauf des ersten Buches genauso wenig wie Perry Rhodan auf den Gedanken kommt, es mit einem Klon zu tun zu haben. Oder einem Duplo. 

 Ein kleiner Fehler im Trivid Video scheint auf Lian Taupins Geburtsort auf dem Mars als Ort des Gefängnisses hinzudeuten. Perry Rhodan macht sich mit der resoluten Lian Taupin auf dem Weg zum roten Planeten, obwohl der erfahrene Perry Rhodan nicht viel davon hält, die in der Realität unerfahrene frau mitzunehmen.

 Prolog und den ersten Band „Kontakt“ zeichnen wie eingangs erwähnt ein hohes Tempo aus. Die beiden Autoren wechseln positiv auch die Perspektive, so dass der Leser nicht nur einen kleinen Teil des bislang rudimentär offen gelegten Plans – wer ist das eigentliche Ziel ? – auch aus der verzerrten Perspektive des überraschten Täters verfolgen kann. Am Ende des ersten E Books ist sogar die „Identität“ des Täters bekannt und einige weitere Versatzstücke wie seine Vorgehensweise setzen sich sehr überzeugend zusammen. Dabei scheint es sich bei einigen der Informationen um „absichtliche“ Fehler zu handeln, um nicht nur Perry Rhodan auf Trab zu halten. Ohne Lian Taupins Hilfe wäre aber weder die Spur zum Mars, noch zu einer TRIVid Sendestation für Perry Rhodan erkennbar gewesen.

Mit Lian Taupin verfügt die Serie über eine interessante Protagonistin. Natürlich findet sie der bislang eher verstohlen verhaltend die Frau beobachtende Perry Rhodan attraktiv und interessant. Sie überrascht ihn mit ihrer Entschlossenheit, zumal es anscheinend einen sehr persönlichen Zusammenhang zwischen dem Entführer, der Geisel und ihr selbst gibt.

 Noch nicht gänzlich ausgeprägt ist die TRIVID Szene. Für ihre fast eine Millionen Fans spielt sie in virtuellen dreidimensionalen Dramen verschiedene Rollen mit einem Schwerpunkt auf pulpigen Actionabenteuern. Eine Art Peepshow für die Lesenerds. Ob Lian Taupin dabei eine Barbarella des Perry Rhodan Universums verkörpert, wird vorsichtshalber verschwiegen.  Sie deutet nur die Vielfalt ihrer Abenteuer an. Für Lian Taupin ist die Jagd nach dem Entführer/ Geiselnehmer an Perry Rhodans Seite auch der erste Schritt in die „Realität“, da sie ansonsten vor allem in der TRIVID Welt, aufgezeichnet in ihrer Wohnung lebt.

 Durch die „bodenständige“ Handlung, das hohe Tempo und vor allem die dreidimensional, ein wenig provokativ charakterisierte Lian Taupin bilden der Prolog und der erste Roman einen positiv überraschend guten Auftakt zu diesem ersten originären E- Book Mehrteiler, wobei negativ einige Ideen konstruiert zusammengefügt erscheinen und vor allem der Untertitel zu viele Fakten vorweg nimmt.