Perry Rhodan Planetenroman 87/88 "Sohn der Sonne" / "Zwischen den Wirklichkeiten"

PR Planetenroman 87/88, Titelbild, Rezension
H.G. Francis

Mit „Sohn der Sonne“ und „Zwischen den Wirklichkeiten“ erscheinen zwei weitere Tekener und Kennon Abenteuer aus der Feder H.G. Francis gesammelt als Zaubermond Taschenbuch. Da es sich nicht um die ersten Sammelbände mit Einsätzen der beiden USO Agenten handelt und auch H.F. Francis als Mensch schon in einem der damals einzeln publizierten Pabel Abenteuer publiziert worden ist, muss Rainer Nagel in seinen Nachworten schon weiter ausholen. So wird im Zeitraffer die Geschichte der USO beginnend mit ihren populärsten Agenten wie Lemmy Danger abgehandelt. Im zweiten Nachwort geht es dann um das legendäre Quinto Center, wobei Susan Schwartz gleichnamiger Roman keine Erwähnung findet.

Viel interessanter sind aber die beiden Einsätze aus einer Zeit, als Sinclair Marout Kennon noch nicht über seinen Roboterkörper verfügte. Der Auftakt des Romans gleicht sogar einem Ansatz des bekannteren Robert Redford  Films „Die drei Tage des Condors“.

Kennon erkennt eine Art Doppelgänger von sich. Kennon will einen Laden betreten, welcher die örtliche Tarnung der USO auf dem Planeten Traak darstellt. Alle USO Mitarbeiter inklusive seines Doppelgängers werden aus dem Nichts heraus getötet. In Robert Redfords Film gibt es zwar keinen Doppelgänger, aber das brutale Ausschalten einer ganzen Geheimdienststation bildet auch den dynamischen Auftakt des Films.

In Francis Roman trifft Kennon verängstigt und isoliert schließlich auf eine attraktive humanoide Frau mit grüner silbern schimmernder Schuppenhaut. Bei Kennons Double hat sie eine Sonnentätowierung erkennt und warnt Kennon davor, dass er in großer Gefahr ist.

Gemeinsam fliehen sie und versuchen mit Roland Tekener Kontakt aufzunehmen, der sie nur mit verschlüsselten Hinweisen in eine abgeschieden gelegene Stadt auf dem Planeten lotst.    

Es ist nicht nur der exotische Auftakt, welcher beim vorliegenden Roman überzeugt. Die junge Frau hat ein unschlagbares Motiv, um Kennon als USO Agent unabhängig von ihren Gefühlen auszunutzen. Sie hat nur noch 15 Tage zu leben und braucht, um reinkarniert zu werden, einen bestimmten Gegenstand, der sich ausgerechnet im Quinto Center befindet.

Auf dem Weg zu einem Planeten mit einer Militärdiktatur müssen sich Kennon, Tekener und die junge Frau in den Beuteln einer exotischen Raubtierart verstecken. Francis nimmt sich viel Zeit, um diese Szene ausführlich und trotz aller Irrealität so überzeugend wie möglich zu beschreiben.

Die Doppelgänger sind keine neue Idee für das „Perry Rhodan“ Universum und in einem Zwischenkapitel scheint Atlan auch ein wenig zu radikal reagieren zu wollen, wobei H.G. Francis während des finalen Showdowns unterstreicht, dass Quinto Center eher eine Spielwiese als eine wirklich abgesicherte Station ist. Einige der guten und spannenden Auftaktsequenzen werden dadurch wieder relativiert.

Vor allem aber ist „Sohn der Sonne“ aus einer emotional persönlichen Sicht ein herausragender Roman der Kennon/ Tekener Serie. Nicht selten stand der Smiler im Vordergrund, während Kennon vor seiner Übertragung in einen Roboterkörper  nur als exzentrisches, nicht ganz einfaches Genie beschrieben worden ist. In diesem Roman ist er zu Beginn  isoliert, einsam, gejagt und selbst für einen Spezialisten am Rande des Nervenzusammenbruchs ein wenig zu hysterisch. Die Liebesgeschichte des verkrüppelten, innerlich so isolierten Mannes mit der grünhäutigen Schönheit ist bis zum bitteren Ende sehr überzeugend, sehr einfühlsam ohne ins Kitschige abzudriften erzählt worden.

Tekener ist zwar schon vor seinem direkten Auftreten eine Art Leitplanke für den irritierten Kennon, aber insgesamt hält sich der Smiler lange Zeit positiv zurück, so dass er seinem Partner vor allem im zweiten Teil des Buches ausreichend Rampenlicht schenkt.

Wie bei einem klassischen James Bond Abenteuer fallen vielleicht die Versatzstücke zu schnell ineinander und das hohe Tempo überdeckt einige planerische Unregelmäßigkeiten, aber vor allem auf der zwischenmenschlichen Ebene gehört „Sohn der Sonne“ zu den besten Kennon/ Tekener Romanen.     

Der zweite Roman „Zwischen den Wirklichkeiten“ ist deutlich komplexer angelegt. Auch steht Kennon erst einmal auf sich alleine gestellt. Auch hier spielt schließlich eine Frau eine wichtige Rolle, wobei Kennon mit seinen Gefühlen dem anderen Geschlecht gegenüber sehr freizügig ist.

Dieses Mal ist er als Kurier mit einer Nachrichtenkapsel unterwegs. Dabei beobachtet er eine seltsame Beerdigungszeremonie und scheint eine seltsame Szene zu beobachten. Am Ende wird er anscheinend auch ohne Grund von den Einwohnern der Stadt angegriffen und landet übertrieben in einem Fass mit Fischen. Zusätzlich sind diese Szenen auch noch gefilmt worden. Sie werden im örtlichen Fernsehsender in eine Show eingeschnitten und ausgestrahlt. Zusätzlich verliert er auch noch den Gürtel mit der Nachrichtenkapsel.   

Eine junge hübsche Frau namens Patria- 3 lädt ihn nach den Ereignissen zu einer seltsamen Versöhnungsparty ein. Immer wieder leiden nicht nur Kennon, sondern auch Patria- 3 auf der seltsame Welt Mirout unter Halluzinationen.

Immer wieder begegnen sie Menschen mit abwesenden, feindseligen Gesichtsausdrücken, aber vor allem tiefschwarzen Augen.  In der ersten Hälfte des Plots kann Kennon nur reagieren. H.G. Francis stellt ihn allerdings immer wieder als Agenten am Rande des Nervenzusammenbruchs da, der nicht selten von dem jeweils sehr spät im Handlungsverlauf auftretenden Tekener beruhigt werden muss. Auch wenn Kennon immer wieder besondere Fähigkeiten offenbart, ist er aufgrund seiner zwergenhaften Gestalt und seinem exzentrischen Wesen genau wie Tekener mit den Narben im Gesicht die Art von USO Agent, die aus der Masse immer wieder herausragen und deswegen am Leichtesten zu identifizieren sind.

Mystisch wird es schließlich in der zweiten, deutlich interessanteren Hälfte des Romans. Kennons schon zu seinen „körperlichen“ Lebzeiten berühmte Abscheu vor Roboter wird auf die Spitze getrieben, wenn ein solcher Roboter ihn vor den Menschen mit den dunklen Augen rettet. Der Roboter gehört zu einem USO Spezialisten, der nach seiner Abkehr vom Qunito Center den Planeten Whispadic besucht hat und nach seiner Rückkehr plötzlich altert.

Alles steht in einem Zusammenhang mit einem Orden der träumenden Energie. Im ersten Roman dieses Doppelhands hat Francis die Idee des Sohns der Sonne und seiner Zeichen während des abschließenden Showdowns nicht weiter verfolgt. In dieser Hinsicht ist der Autor bei „Zwischen den Wirklichkeiten“ konsequenter. 

Es entwickelt sich ein fast absurd erscheinender, aber sehr lesenswerter Showdown mit PSI Kräften, die maschinell erzeugt werden; einer riesigen Tempelanlage sowie großen Spinnen, welche neben ihren Netzen anscheinend hilflosen Menschen Blut abzapfen oder Kristallwesten inklusiv eines entsprechenden Schädels, welcher die PSI Kräfte bündeln und mittelbar weiterleiten kann.

  Auch wenn die Motivation der Schurkengruppe – sie haben Angst, dass mentalstabilisierte Agenten ihnen auf die Schliche kommen – nicht gänzlich überzeugt und sie mit ihrem auffälligen Auftreten die USO erst auf sich aufmerksam gemacht haben, funktioniert der Roman dank des hohen Tempos, der vielen exotischen Schauplätze und einer verblüffenden Auflösung mit Kennon sowie Tekener als eher passive Teilnehmer denn aktive Agenten sehr gut.  

Wie mehrfach erwähnt liegt der Fokus auf Sinclair Kennon. Tekener wird zwar in beiden Abenteuern herbei gerufen und greift schließlich auch aktiv ins Geschehen ein, aber H.G. Francis nimmt sein Herz in beiden Hände und beschreibt den verkrüppelten und innerlich vernarbten Agenten als einen durchgehend Kontrast zum fast arroganten Tekener, der ja seine Gesichtsnarben provokant voller Stolz trägt.

H.G. Francis lässt seinen Protagonisten leiden. In „Sohn der Sonne“ erfüllt sich schließlich auf eine fast unglaubliche, am Rand des Slapsticks beschriebene Art und Weise eine Prophezeiung, in „Zwischen den Wirklichkeiten“ sind die Erfahrungen tatsächlich nur Illusion; zusätzlich wird Kennon öffentlich beschämt, während er im ersten der beiden Bücher nachhaltig in Panik gerät. Dazu stellt rückblickend Kennon nicht einmal ein dominierendes, sondern fast ausschließlich reagierendes Element in den Romanen da, was einen starken Kontrast zu den Abenteuern der USO in der Atlan Heftroman bildet.

Aber dieses Menscheln, diese Schwächen sind zusammen mit den rasanten, an verschiedenen Plätzen und auf unterschiedlichen Welten spielenden Plots die große Stärke der Planetenromane um die beiden USO Agenten und diese Nachdrucke unterstreichen nachdrücklich, das eine Wiederentdeckung überfällig ist.

Taschenbuch, 320 Seiten

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