Star Hawk Band 1

Star Hawk, Titelbild, Rezension
Ron Goulart und Gil Kane

In drei zu den Originalveröffentlichungen  in Tageszeitungen passenden Hardcovern wird die inzwischen ein wenig verklärte Science Fiction Comic Serie von Ron Goulart und seinem in diesem Fall ausgesprochen detailverliebten Zeichner Gil Kane wieder aufgelegt.

Im Gegensatz zu vielen anderen Zeitungsstrips ist vor einigen Jahren eine Komplettedition in einem einzigen Band veröffentlicht worden. Die Steve Canyon Volume ist allen zu empfehlen, welche vor allem nur die Comics lesen möchten, während dieser Dreiteiler um seltene Fotos und begleitende Artikel die täglich zwischen 1977 und 1981 veröffentlichten Comic Strips nachdruckt.

Auffällig ist für Sammler aber ein großes Manko. Im Gegensatz zum Beispiel zu den „Calvin & Hobbes“ Sammeleditionen hat sich der Verlag entschlossen, die „Star Hawk“ Dailies in einem einheitlichen Format zu publizieren. Ron Goulart und Gil Kane haben von Beginn an lange Zeit auf die klassischen Einzeiler bestehend aus höchstens vier Bildern in einer Zeile verzichtet und „zwei“ Reihen im Querformat ergänzt durch nicht selten ein einleitendes Bild im Hochformat angeboten.  Wie bei der Komplettausgabe sind auch hier die Sonntagsseiten nicht wie ursprünglich in Farbe. Mittels eines Kalenders könnte ein Fan herausfinden, auf welchen Seiten die Farbe fehlt. Zeichnerisch handelt es sich um Nuancen, da die Farbe es unnötig machte, jedes Detail auszugestalten.    

Ron Goulart schreibt die Einleitung in seiner markanten wie bekannten bescheidenden, aber auch wenig selbstkritischen Art und Weise.  Die „Star Hawk“ Comics erschienen zwar zeitgleich mit dem aufkommenden „Star Wars“ Fieber, die Grundidee mit seiner Hommage vor allem an Flash Gordon und weniger „Buck Rogers“ – die „Star Hawk“ spielen im gleichen Jahrhundert – ist aber einige Jahre vorher entstanden. Ron Goulart greift in seinen einleitenden Worten weit über die im ersten Band gesammelten Storys hinaus, in dem er von seinem unfreiwilligen Ende innerhalb der Serie schreibt; die Ablehnung von Al Williamson als Zeichner und die langjährige Zusammenarbeit mit Gil Kane, die nur durch dessen Krankheit mit Zeichnern wie Ralph Reese oder Howard Chaykin als Ersatz unterbrochen worden ist.   

Der Herausgeber der ersten Edition Daniel Herman würdigt in seinem Nachwort, das sich über die drei Bände ziehen wird, das heute eher unbekannte zeichnerische Werk Gil Kanes und zeigt die manchmal schwierigen Zwischenstationen auf dem Weg zu „Star Hawk“ mustergültig nach.

Ron Goulart ist nicht nur aufgrund seiner Interessen ein Kind der Pulpära. Sein umfangreiches Werk besteht vor allem auch aus satirischen Science Fiction Texten, in denen der Amerikaner mit den Mechanismen des Genres vor allem auf eine fast parodistisch selbstironische Art und Weise gespielt hat. Ganz bewusst bis zur Provokation bewegt sich Goulart in dieser Hinsicht in seinen Werken auf einem sehr schmalen Grat zwischen Unterhaltung und überdrehter Langeweile.  Vor allem aufgrund seiner Vielschreiberei neigt Ron Goulart zu Wiederholungen und Szenarien, deren Ausgangsbasis ähnlich ist.

Im Gegensatz zu denen über viele Monate veröffentlichten Strips zeigen sich diese inhaltlichen Schwächen in den Sammelbänden deutlich mehr. Zumindest erhält der Leser auch aufgrund der deutlich kürzeren Einführungsgeschichte schnell einen Überblick über die wichtigsten Protagonisten der „Star Hawk“ Welt.  Die Star Hawks sind eine internationale Polizeitruppe, deren Mitglieder von verschiedenen Planeten stammen. Rex Jason scheint von der Erde zu kommen. Sportlich, blond,  ein Frauenschwarm,  wie James Bond aus der fernen Zukunft. Sein Partner ist Chavez, ein ebenfalls kräftiger, aber deutlich kantiger Mann fürs Grobe mit einem feinen selbstironischen Humor, aber auch eine impulsiven, fast selbstmörderischen Entschlossenheit, wobei Ron Goulart die körperlichen Grenzen seiner Figuren ausgesprochen ambivalent behandelt.  Schniffer als Identifikationsfigur für Jugendliche ist ein Roboterhund, vorwitzig und überdurchschnittlich schlau.  Alice K. Bentley ist die hübsche Chefin der beiden natürlich als Machos gezeichneten Protagonistin, die schmachtend auch Rex hinterher schaut, der sich allerdings natürlich comictechnisch erotisch platonisch für alle jungen Mädchen interessiert, die er unmittelbar retten oder mittelbar auf Missionen begleiten muss.   

In der ersten angesprochenen deutlich kürzeren Einführungsgeschichte helfen die beiden Rex und Chavez einem Mädchen mit einer latenten Mutantenfähigkeit – sie kann bedingt in die Zukunft schauen -, welche den planetaren Herrscher vor einem Attentat auf sein Leben warnen will, das aus ihrer Familie kommen könnte. Ihr vor kurzem gestorbener Vater ist ein schwerreicher Waffenproduzent.

Während sie in der titellosen Auftaktgeschichte der jungen Frau helfen, haben es die Agenten im zweiten Abenteuer sogar mit zwei Frauen zu tun. Im Territorium 13 sollen sie eine Prinzessin helfen, den Dikator zu stürzen und wieder eine entsprechende Regierung zu etablieren. An ihrer Seite steht ein Riese, der ehemalige General ihrer Truppen. Der Schurke ist ein körperlich verkümmerter Zwerg in einem schwebenden Rollstuhl, der über eine Handfeuerwaffe verfügt, welche Menschen in Sand verwandeln kann.

Das Abenteuer ist deutlich ambitionierter gestaltet und vor allem die abschließenden, fast tragisch zu nennenden Zusammenhänge sind sehr viel emotionaler und weniger flapsig neben den vielschichtigeren Actionhandlungen entwickelt worden.

Das dritte Abenteuer – es dient als Übergang zu einem weiteren Handlungsbogen mit der Verbrecherorganisation „Brotherhood“ – spielt in einem futuristischen Fünfsterne Hotel, auf dessen Gelände die Besucher Dinosaurier natürlich in Roboterform jagen können. Jahre vor „Jurrassic Park“, aber die Ideen aus Crichtons „Westworld“ extrapolierend überspielt Ron Goulart einige Schwächen und Wiederholungen vor allem auch ein sehr hohes Tempo.  So findet sich auf jeder Etage des Hotels eine andere Attraktion. Man kann quasi Skifahrend im Pool landen.

  Natürlich bedient Goulart mit seinen Texten eine Reihe von Klischees.  Die Star Hawks sind selbstgefällige Machos, die Frauen immer erotisch attraktiv, aber auch ein wenig naiv und hilfsbedürftig. Der Roboterhund mit seinen Sprüchen ist nicht immer lustig und nicht selten brauchen die Helden in letzter Sekunde und dem jeweiligen Schurken gegenüber stehend auf Hilfe vom Partner. Selten geht der Plot in die Tiefe. Entweder gibt es gutwillige Herrscher oder abgrundtiefe sadistische Diktatoren. Die Bruderschaft erinnert an Spectre aus den James Bond Büchern und weniger den Filmen. Das Ziel ist eine intergalaktische Herrschaft und der jeweilige Kopf der Organisation scheint austauschbar. Wie eine Hydra wächst er nach jedem Pyrrhussieg nach.

Aber es handelt sich um einen Comicstrip und Ron Goulart will vor allem unterhalten.  Dabei überdrehte er in Tradition von Flash Gordon teilweise die Glaubwürdigkeit und lässt vor allem gegen Ende der jeweiligen Handlungsbögen auch den Faktor Zufall spielen. Positiv sind das hohe Tempo; die Selbstironie wie die Szene, in denen Chavez seinem Partner nicht zu Hilfe eilen kann, weil sein Jet repariert und nicht einfach ersetzt werden muss. Der entsprechende Techniker lässt ihn erst warten und als eine Reparatur nicht mehr möglich ist, soll er die Formulare zur Ersatzbeschaffung ausfüllen.

Während Ron Goulart auf dem bekannten und wenig überraschenden, von einem hohen Tempo geprägten Niveau seine Geschichten erzählt, sind es die Zeichnungen Gil Kanes, welche die Aufmerksamkeit der Leser fesseln und „Star Hawk“ aus der Masse heraufneben. Minutiös entwickelt er nicht nur die Figuren und differenziert sie ausgesprochen gut für einen Comic voneinander, mit einem feinen Federstrich sind vor allem die Hintergründe überzeugend wie dreidimensional entwickelt worden.   Sie wirken zeitlos. Wie eine Hommage an die deutlich oberflächlicher gezeichneten „Flash Gordon“ Comics mit einem Querverweis auf die in den siebziger Jahren populären „Schwermetall“ Science Fiction Geschichten und der richtigen Mischung aus dezenter Erotik der leicht bekleideten Damen; der realistischen Hintergründe und einer modernen Skizzierung der Technik, die in Nichts George Lucas Science Fiction Epos „Star Wars“ nachsteht. Hinzu kommen die verschiedenen Raumschiffe und Waffen, die Gil Kane akribisch realistisch entwickelt.

Nicht selten überspielt Gil Kane mit seinen herausragenden Arbeiten die inhaltlichen Oberflächlichkeit Ron Goularts. Gemeinsam haben sie aber einen auch heute noch unterhaltsamen Zeitungscomic – auf die Besonderheiten dieses Subgenres wird mehrfach in Ron Goularts ausführlichen Vorwort eingegangen – erschaffen, dessen handlungstechnische Komplexität aus der Masse der Ein-Pointen-Geschichten positiv heraus geragt hat.

Das passende Format im handlichen Hardcover rundet eine empfehlenswerte Wiederauflage der „Star Hawk“ Comics zufriedenstellend und preislich noch ansprechend ab.

  • Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
  • Verlag: IDW Publishing; Auflage: 01 (11. April 2017)
  • Sprache: Englisch
  • ISBN-10: 1631403974
  • ISBN-13: 978-1631403972
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