Bad Earth 2 "Phantomjagd"

Bad earth 2, Titelbild, Rezension
Conrad Shepherd

Routinier Conrad Shepherd verfasst den deutlich geradlinigeren zweiten Roman der „Bad Earth“ Serie. Der Handlungsbogen ist weiterhin geteilt.

 Die amerikanische Präsidentin hat sich in ihren Bunker zurückgezogen. Das chinesische Oberhaupt will dagegen in einer Allianz mit den Amerikanern die Fremden mit atomaren Waffen angreifen und die zumindest in der Theorie zahlenmäßige Überzahl der Menschen gegenüber den allerdings offensichtlich technologisch so erdrückend überlegenen Fremden ausspielen.

 Im Epilog fügt Conrad Shepherd noch eine weitere Idee hinzu. Manfred Weinland hat im ersten Heftroman der Serie ja angesprochen, dass die Gentecs mit ihren Kopien auf der Erde theoretisch auch über weite Entfernungen in Verbindung stehen können. Da die Mannschaft der auf dem Mars gelandeten RUBIKON an Bord eines fremden Schiffes sich anscheinend weiter als jemals zuvor von der Erde entfernt hat, ist bei zwei Gentecs diese Verbindung zusammengebrochen. Nur Sochee hat mit ihrem Gentec noch Verbindung und beschreibt der Präsidentin als eine Art Zeitraffer deren dem Leser schon vertraute Ereignisse nicht nur in einer fremden Dimension, sondern vor allem auch in der Zukunft. Die Autoren von „Bad Earth“ erfinden den Begriff der Zeittelepathen.

 Auch wenn diese Idee aus dem Nichts heraus geboren worden ist, hat sie vor allem politische Auswirkungen. Der amerikanischen Präsidentin und ihrem Beraterstab ist bekannt, dass sich die vier Marsianer an Bord eines Schiffes befinden, das PEKING heißt. Es könnte bedeuten, dass die Chinesen mit ihrer Offensive gegen die Fremden Erfolg gehabt und damit die Macht über die Erde übernommen haben. Die Präsidentin steht also vor einem politischen Dilemma, da sie ohne alle Fakten wichtige Entscheidungen treffen muss.

 Vielleicht wirkt die Idee der Zeittelepathin auch stark aufgesetzt. Es ist wieder der Zufall, dass eine Verbindung noch existiert. Mit ein wenig Phantasie und ohne diesen Kunstgriff hätte vielleicht die rudimentäre Information eines gigantischen fremden Raumschiffs mit dem Namen der chinesischen Hauptstadt auch anders zu den politischen Mächten der Gegenwart auf der Erde durchfließen können. Vor allem weil natürlich nur Bruchstücke empfangen werden, welche spannungstechnisch die Entscheidungen beeinflussen, auf der anderen Seite aber auch zum Verhängnis werden können.

 Unabhängig von der Logik ist es eine interessante, im Science Fiction Genre neuartige Idee.

 Einen Großteil des Handlungsbogens nimmt die Erkundung des fremden Raumschiffs in der fernen Zukunft durch die Mannschaft der RUBIKON ein. Manfred Weinland hat in „Armageddon“ ja die vier wichtigen Protagonisten John Cloud, Sobee, Resnick und Jarvis vorgestellt. Den potentiellen Konflikt zwischen GenTecs und Menschen schiebt der Autor in dieser schwierigen Situation ausgesprochen schnell, vielleicht sogar zu schnell zur Seite und verschenkt vorläufig das im Debüt etablierte Konfliktpotential beginnend mit der von der Erde umgestellten Befehlshierarchie und endend mit der implizierten Überlegenheit der GenTecs gegenüber den Blut technisch aufgemotzten Menschen.

 An Bord des fremden Raumschiffs gibt es lange Zeit keinen Sauerstoff. Auch hier greifen die Autoren eher auf ein Klischee zurück. Die Erkundung des Giganten nimmt nicht nur einen breiten Raum ein, im direkten Vergleich zu den zahlreichen Ideen, die Manfred Weinland wie bei einem Schachspiel mit Eröffnungszügen initiieren musste, um das komplexe Universum in Bewegung zu setzen, wirkt „Phantomjagd“ eher wie ein Kammerspiel, abgereichert mit bekannten Ideen, aber unterhaltsam aufgrund des exotischen Hintergrunds.

In letzter Sekunde treffen die vier Mitglieder Marsexpedition auf ein kleineres Fahrzeug an Bord des Raumschiffs, in dem es nicht nur Sauerstoff, sondern vor allem eine ominöse, nicht unbedingt freundliche Botschaft gibt. Anscheinend hat ein Fremder die GenTecs und Menschen bislang wie Kapitän Nemo in „Die geheimnisvolle Insel“ nach seinen eigenen Regeln unterstützt und ihr Überleben gesichert, um dann eine Art persönliche Abrechnung zu vollziehen.

 Die Passivität der vier Besatzungsmitglieder auch vor dem Hintergrund einer gigantischen Raumschlacht, deren Zeuge sie werden, gibt dem Roman eine zusätzliche Spannung. Die fremde Technik wird nur bedingt nutzbar gemacht und wie die Menschen auf der Erde scheinen die Astronauten der RUBIKON Spielball von etwas Größerem zu sein. Die kryptische Bemerkung lässt ausreichend Fragen offen und zeigt, das die Machtverhältnisse in der Zukunft sehr viel komplizierter sind als angenommen.

 Conrad Shepherd verfügt mit seiner ganzen Routine über einen angenehm zu lesenden Schreibstil, er konzentriert sich vor allem auf die direkten Vorgänge und verzichtet auf die teilweise kontraproduktiv wirkende Extrapolation zu vieler Ideen, die Manfred Weinland im Auftaktband „Armageddon“ vollzogen hat bzw. vollziehen musste. Negativ ist, dass der ausführlich im Mittelteil vorgestellte Autor die einzelnen Protagonisten nicht weiter entwickelt, sondern sie eher pragmatisch einsetzt und dabei auf einige Klischees bei der Erkundung des Raumschiffs zurückgreifen muss, deren Mechanismen aus zu vielen anderen Geschichten allerdings vor einem durchaus originellen und rudimentär nur gezeigten Hintergrund bekannt sind.    

 

 

  • Format: Kindle Edition
  • Dateigröße: 2522 KB
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe: 94 Seiten
  • Verlag: Bastei Entertainment (19. Dezember 2017)
  • Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.
  • Sprache: Deutsch
  • ASIN: B0784GX7NV