Perry Rhodan Fanedition Band 19 "Planet der alten Gärten"

JHudith Fandrich

Nach “Zeiten” (Band 11 der Fanedition)  legt Judith Fandrich mit “Planet der alten Gärten” ihren zweiten „Perry Rhodan“ Roman vor.  Auch wenn es aufgrund der vielschichtigen Handlung nicht direkt zu erkennen ist, geht es wieder um Machtspiele und  vor allem einen mörderischen Anschlag, mit dem sich eine Gruppe profilieren möchte.

Der Weg dahin ist allerdings nicht immer ein einfacher. Nach gut zwanzig Seiten beginnt sich der Leser zu wundern, ob die Autorin  nicht ihr Pulver verschossen hat.  Mit hohem Tempo etabliert sie nicht nur die Ausgangssituation, sondern stellt den Erstkontakt da und verbindet dadurch die beiden am Anfang stehenden Handlungsebenen. 

Die HEMISPHERE ist ein Ultraschlachtschhiff, das  während der Schwarmkrise wie viele andere Schiffe einfach verschwunden ist.  Gegen  Ende des Plots zeigt die Autorin noch einmal an einigen drastischen „Bildern“  aus dem Inneren  des Raumschiffs,  welche Folgen die plötzliche Verdummung der Besatzung gehabt hat. Das verschwundene Raumschiff strahlt plötzlich ein Signal aus. Auch wenn  ein wenig passend hat das Schlachtschiff anscheinend vor der  Bruchlandung auf einem unbekannten Planeten alle Transformergeschütze leer geschossen.  Trotzdem machen sich zwei  Unsterbliche auf,  dem Signal des Raumschiffs zu folgen. Judith Fandrich argumentiert, dass nur ein Unsterblicher noch die alte Technik beherrscht.  Immerhin sind fast eintausendfünfhundert Jahre vergangen.  Das Argument scheint allerdings eher eine Art Motiv zu sein, mit Michael Rhodan und Atlan zwei doch ein wenig konträre Charaktere zusammen mit der Piloten Mirna Sann auszuschicken. Es stellt sich willkürlich die Frage, warum angesichts der  möglichen Brisanz nur drei Menschen ausgesandt werden und warum nicht ein Unsterblicher als Lehrmeister gereicht hätte. 

Mirna Sann erscheint zu erst als  typischer weiblicher Charakter, der sich in der Nähe der charismatischen Unsterblichen ein  wenig unwohl  fühlt. Insbesondere Michael Rhodan beschreibt sie unter Ignoranz der Roi Danton Inkarnation als eher zurückhaltend und abwartend.  Wer jetzt aber befürchtet, eine dieser romantischen Science Fiction/ Perry Rhodan Fangeschichten vor sich zu haben, wird positiv  überrascht.  Der Planet liegt hinter einem seltsamen Schutzschirm,  der nicht nur die terranische  Technik beeinflusst, sondern  auch das Raumschiff der drei „Retter“ im Orbit matt setzt.  Mirna Sann soll das Raumschiff reparieren,  während sich Atlan und Michael Rhodan auf die Planetenoberfläche begeben.

Dann verschwindet Mirna Sann über sehr weite Strecken aus der Handlung und wird durch den Außerirdischen Liin ersetzt, den der Leser schon in der auf dem Boden spielenden  Parallelhandlung kennenlernen konnte.  Nach den ersten zwanzig Seiten ist das grundlegende Szenario erläutert.

Die HEMISPHERE liegt mitten in einer Stadt der Bewohner des Planeten.  Sie ist anscheinend in die Infrastruktur integriert  worden.  Michael Rhodan und Atlan müssen also vorsichtig sein, wenn es um die Untersuchung des Raumschiffs geht. Der Erstkontakt mit den Einheimischen in Person von Liin geht relativ einfach, da Liin ausgerechnet einer der vierohrigen Einheimischen ist, der sich intensiver mit der menschlichen Kultur  beschäftigt hat.  Er kann nicht nur Bruchstücke von terranisch lesen, er hat auch  den verschiedenen Tonaufzeichnungen im Raumschiff gelauscht und kann die Sprache zumindest rudimentär verstehen.          

Ab diesem Augenblick eröffnet die  Autorin im Grunde drei neue Handlungsbögen. Auf der einen Seite steht die  Untersuchung der HEMISPHERE inklusiv der Reparatur des im Orbit befindlichen Raumschiffs. Atlan und Michael Rhodan sind sich angesichts der Vorgehensweise nicht einig. Sie  wollen in dieser archaisch erscheinenden Kultur kein Aufsehen wecken.  Die HEMISPHERE an sich ist nicht mehr flugfähig.  So viele Geheimnisse bürgt das Raumschiff nicht, aber es stellt  plötzlich eine Gefahr für die Ureinwohner dar.

Hier öffnet sich der zweite Handlungsbogen. Wie in „Zeiten“ geht es  um die Möglichkeit eines terroristischen Anschlags,  mit dem die Aggressoren das politische Gleichgewicht vielleicht auch gegen den Willen der überwiegend pazifistisch pragmatischen Bevölkerung verändern wollen. Dazu wollen sie eine der  noch flugfähigen und notdürftig reparierten Korvetten an Bord der HEMISPHERE nutzen und mit deren Waffen die darunterliegende Stadt bedrohen bzw.  auf der anderen Seite des Planeten entsprechende  Sprengkörper  zünden. Die  politischen Hintergründe entwickelt die Autorin an aus der Gegenwart bekannten Mustern.  Diese funktionieren vor allem auch im Zusammenhang mit der  vorgestellten nicht unbedingt auf den zweiten Blick exotischen Kultur, auf welche später noch eingegangen werden soll. Auch wenn immer wieder spannungstechnisch auf einige Actionszenen zurückgegriffen wird  und das Finale allerdings im All fast zu rasant erscheint, versucht Judith Fandrich vor allem der Widerstandsgruppe Argumente nicht nur gegenüber Atlan und Michael Rhodan, sondern für die eigene Überzeugung an die Hand zu geben. 

Die Kultur  mit ihrem sozialen Aufbau erinnert an eine Mischung mittelalterlicher Stände in Kombination mit den strengen Vorgaben des Orients.   Ihre Einheimischen   haben vier  sehr bewegliche Ohren, was im Kontakt  mit den Menschen und ihren starren Gehörorganen zu einigen kleinen Missverständnissen führt. Frauen sind in dieser  Kultur nichts wert. Männer haben auch nur bedingt Rechte und dürfen heiratstechnisch nur in einem kleinen Kreis wählen, aber dieses  bedingte Wahlrecht wird nicht einmal den Frauen zugestanden.  In der sozialen Ordnung stehen sie ganz unten. Daher ist Liin aus mehr als  einem Grund überrascht, als er von einer Pilotin und  der Gleichberechtigung unter den Menschen erfährt.  Darüber hinaus präsentiert die Autorin die Kultur eher nach Bedarf.

Die diktatorische Hierarchie,  der  beginnende und parallel zum Eintreffen von Atlan/ Michael Rhodan Fahrt aufnehmende Widerstand wird solide beschrieben.  Am Ende zieht die Autorin zusammen mit den Protagonisten nach den dramatischen Ereignissen das Fazit, dass die Zeit für  eine Wende in mehrfacher Hinsicht da ist.   Überraschend ist, wie fließend und deutlich entzerrter, aber nicht weniger interessiert packend diese einzelnen Fakten in einen der umfangreichsten Fanromane der letzten Jahre eingeflossen sind. 

Das Tempo ist zufriedenstellend hoch, aber wirkt bis auf das zu rasche  und ein wenig zu pragmatisch erscheinende Finale gut dosiert. Immer wieder baut die Autorin bei den einzelnen Versuchen des ein wenig hektisch bis unüberlegt agierenden Michael Rhodan in Kombination mit den vielleicht zu spärlichen Versuchen des Arkoniden zufriedenstellend Hintergrundinformationen ein und erweitert faszinierend das Spektrum ihrer Welt. Am Ende möchte  der Leser  positiv mehr über  die Geheimnisse des Planeten der  alten  Gärten erfahren und es wäre auch sinnvoll,  im Rahmen einer Fortsetzung entweder mit Liin oder neuen Figuren auf diese Welt zurückzukehren. 

Auch die Idee des Raumschiffs als Mittelpunkt der Stadt ist interessant ausgestaltet. Es  ist genretechnisch vielleicht keine einzigartige Idee, aber sie wird gut umgesetzt. 

Zu den Schwächen gehört, dass  die Autorin neben dem hektischen Ende viele Geheimnisse nur andeutet und die Idee der seltsamen Abschirmung um die Welt eher relativistisch einsetzt,  obwohl sie ja zu Beginn der Geschichte  ein elementares Plotelement  ist.  An einigen Stellen hätte die Spannungskurve steiler ausgebaut werden können. Die Vorbereitung der einzelnen Szenen ist gut bis interessant, doch dann zieht die Autorin ein wenig die Bremse und vermeidet Ecken und Kanten.  Dadurch geht an einigen Stellen die für einen auf ein Finale hin konstruierten Roman die Grundspannung verloren.

Mit den Serienfiguren Atlan und Michael Rhodan kommt die Autorin isoliert voneinander zufriedenstellend bis gut zurecht.  Vielleicht beschreibt sie das Verhältnis zwischen den beiden lange Jahre vertrauten Männern ohne Erklärungen als zu distanziert.  Während Atlan über die  notwendige Reife verfügt und der Extrasinn dieses Mal tatsächlich auch umsetzbare Ratschläge und nicht nur wie bei einigen anderen Autoren Kalauer von sich gibt, ist Michael Rhodan vor  allem zu Beginn des Plots eher nur durch seinen Namen, aber nicht seine Handlungen zu identifizieren. Hier wirkt Judith Fandrich fast ein wenig zu schüchtern.   Da Mirna Sann in der Mitte des Handlungsbogens komplett aus dem Plot „verschwindet“, kommt die Autorin gar nicht in die Versuchung, schmachtende Szenen zwischen einem Unsterblichen und einer attraktiven, jungen, intelligenten und ledigen Frau zu inszenieren.   

„Planet der alten Gärten“ ist ein solider Fan Roman. Gut geschrieben in einem angenehm fließenden, aber nicht überfrachteten Stil  mit einer dreidimensional entwickelten, aber noch ausbaufähigen unbekannten Welt; einem guten Plotkatalysator  allerdings  eher für  ein Team und nicht ein Drei- Personen- Kommando bestehend  sogar überzogen aus zwei Unsterblichen sowie einem Fremden,  der sich schnell akklimatisiert und lernwillig/ lernfähig ist.  Die Bedrohung durch die HEMISPHERE wird aus dem abstrakten Raum schnell auf ein dem Leser auch zugängliches Element reduziert und dient als eine Art Ultimatum, um die einzelnen Protagonisten schneller agieren zu lassen.  „Zeiten“  wirkte vielleicht ein wenig dramaturgisch überzeugender, aber in „Planet der alten Gärten“  fühlt sich die Autorin deutlich wohler und versucht ein umfangreicheres und vielschichtiges Szenario bestehend aus Handlung und Hintergrund zu entwickeln.       

 

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Paperback,  146 Seiten

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