Perry Rhodan- Schwarze Frucht

Robert Corvus

„Schwarze Frucht“ ist der mittlere Roman der „Dunkelwelten“ Trilogie. Über weite Strecken hat der Leser bei Robert Corvus gut geschriebenen, aber auch teilweise zu umfangreichen Roman das Gefühl, eine eigenständige Story mit anderen Protagonisten zu lesen, bevor im letzten Viertel des Buches auf  die Ereignisse des ersten Bandes aus der Feder Michael Marcus Thurners nicht nur zurückgegriffen, sondern positiv  gesprochen die Handlung auch weitergeführt wird.

Mit dem exzentrischen Milliardär Viccor Bughassidow und seiner KRUSENSTERN wieder auf einer Mission dank Perry Rhodans Bitte unterwegs verfügt der Band um einen charismatischen Protagonisten, der vor allem im Gegensatz zum Zauderer Perry Rhodan bei Michael Marcus Thurner und den USO Chef Monkey in Madeleine Puljics abschließenden Band weniger politische als kommerzielle Interessen vertritt. Er hat auch die Dunkelwelt Styx, auf welcher sich ein Großteil der Handlung abspielt, entdeckt. Damals überließ er den Planeten dem elterlichen Konzern, die relativ schnell mit der Ausbeutung der Manganvorkommen begonnen haben.

Robert Corvus lässt diese vierzig Jahre schnell in einer klassischen Art und Weise Revue passieren. Entdeckung, Ausbeutung, Ansiedelung und schließlich die Frage, ob die ehemaligen Arbeiter und inzwischen Kolonisten sich der Liga Freier Terraner anschließen sollen oder lieber unabhängig bleiben.

Neben den Dunkelwelten ist die Idee, neue Mitgliedswelten für die Liga zu suchen, ein roter Faden, der sich durch die Trilogie zieht. Auf die Spitze treibt es schließlich Madeleine Puljhics mit einer kleinen arkonidischen Baronie und einem sehr selbstverliebten Herrscher.   

Burghassidow soll die Verhandlungen zum Beitritt unterstützen, wobei seine Ankunft gerade in eine wichtige Sitzung fällt. Avea und ihre Assistentin Crestina vertreten die gemäßigte politische Position und wollen einen wirtschaftlichen Anschluss in Form einer Förderation.  Auf der anderen Seite gibt es natürlich eine Reihe von Konzernen, die weniger nett als die Burghassidows sind und die wertvollen Bodenschätze auf dieser aus ihrer Sicht rechtsfreien Dunkelwelt ausbeuten wollen.

Von der Grundstruktur her ist das Buch gut mit Michael Marcus Thurners Band zu vergleichen. In beiden Fällen sollen die diplomatischen Beziehungen zu der Regierung und die Aufnahme in die Liga forciert werden. Im Laufe des Besuchs stellt sich heraus, dass die Welten Geheimnisse verbergen.

Die haben mit der jeweiligen Vergangenheit weit vor der Besiedelung mit Menschen zu tun. Schade ist, dass in beiden Fällen quasi unter der Erde was gefunden wird und der Leser teilweise das Gefühl hat, als wäre Robert Corvus Roman eine oberflächliche Kopie von Michael Marcus Thurners Band, nur den entsprechenden Schritt weitergehend. Der Autor liefert mehr Informationen und präsentiert eine mögliche Erklärung, aber diese beinhaltet keine nachhaltig originellen Züge, sondern erscheint eher aus verschiedenen Pulpromanen zusammengesetzt.

Am Ende darf der Autor nur eine bedingte Erklärung präsentieren, da im abschließenden Band diese Themen noch einmal auf eine ergänzende Art und Weise aufgegriffen werden.

Wie Michael Marcus Thurners Band ist der Plot zu weitläufig erzählt. Bis die Handlung wirklich Tempo aufnimmt, dauert es erstaunlich lange, während im letzten Abschnitt des Plots sich die einzelnen Handlungsaspekte fast zu überschlagen drohen.

Einigen Punkten weicht der Autor aus. Der Anschluss von Styx wird angedeutet, aber noch nicht umgesetzt. Dieses Thema wird immer wieder eher ambivalent im Buch aufgenommen. So trifft die Krusenstern unmittelbar vor der großen Diskussionsrunde ein, da muss sich einer der wichtigsten natürlich ausschließlich positiven Arbeitgeber auf der Dunkelwelt fast gegen seinen Willen entsprechend positionieren.

Mit den Quabiten fügt Robert Corvus ein Volk dem Serienkosmos hinzu, das über eine lange Geschichte verfügt. Deren Intentionen mögen aus einer subjektiven Perspektive mit einer aktiven Befriedigung einzelner Völker auf einem subversivem Level nachvollziehbar sein. Immerhin hat Perry Rhodan eine ähnliche Methode mit den gigantischen Kugelraumern am Himmel in den ersten Bänden angewandt. Aber die Auflösung wirkt ein wenig zu oberflächlich, zumal mit der Krusenstern ja ein passender Hort zur Verfügung steht.  Vor allem weil Robert Corvus eine der besten Ideen der Erstauflage einfach ignoriert. Da geht es um die Ursprungsvölker und im Grunde hätten die Quabiten als mit einem Raumschiff auf der Dunkelwelt abgestürztes „Volk“ ja ein Mitsprache recht hinsichtlich der zukünftigen politischen Entwicklung. Die Lösung ist viel zu einfach, um wirklich zu überzeugen.

Wie bei einigen anderen Romanen ist der allerdings bekannte Weg in die Tiefsee einer Dunkelwelt eher die Reise wert als das Ergebnis. Es ist nicht so, dass Robert Corvus Langeweile präsentiert, aber er kann der ersten dynamischen Hälfte des Buches mit einem exotischen Hintergrund keinen zufriedenstellenden Abschluss hinzufügen. Er hat sich schon auf dem Weg dahin in Details verfangen, aber zu Beginn haben diese das Interesse der Leser an sich gezogen.

Auch die von außen manipulierten Konflikte zwischen den Posbis sind keine neue Idee. Die Perry Rhodan Serie hat das immer wieder thematisiert.    Vor allem weil Robert Corvus ja durch die Einbindung in die Gesamtserie nur kleinere Teile verändern kann. Die Bastei Romane erscheinen nicht unter dem offiziellen Logo des Verlages, so dass mit Einschränkungen eher von einer Art Shared Universe gesprochen werden kann. Auch die damaligen Planetenromane haben sich teilweise ein wenig von der Serienkontinuität entfernt und mussten dann durch die laufende Handlung integriert werden.

Es sind die Details, welche vor allem in den Konflikten zwischen Onkelchen und Adam für bedingte Spannung sorgen. Der Leser erfährt zwar im ganzen Roman mehr über die Krusenstern als in der Erstauflage kombiniert, aber Robert Corvus ist kein Leo Lukas, der aus derartig absurd erscheinenden Situationen mit seinen exzentrischen Charakterisierungen und dem erzähltechnischen Flair einfach ein Feuerwerk von kleinen Ideen macht.

Zusammengefasst ist „Schwarze Frucht“ ein zumindest kurzweilig zu lesender Roman, der sich irgendwie aus einer Reihe von Versatzstücken zusammensetzt, welche dem Leser auch verschiedenen Büchern beginnend bei Lovecraft oder Finney bis zur Erstauflage der Perry Rhodan Serie vertraut vorkommen. Auch der obligatorische Hinweis auf die eigenen Werke – in diesem Fall einen seiner frühen Vampirroman – wirkt aufgesetzt. Robert Corvus ist ein routinierter Autor, der stilistisch ansprechend, aber nicht immer zufriedenstellend die Ereignisse allerdings sehr langatmig erzählt und eine pragmatische Lösung präsentiert.  Damit umgeht er einige von ihm selbst entwickelte brenzlige Situationen, lässt aber den Leser auch frustriert zurück.      

 

 

Perry Rhodan: Schwarze Frucht: Roman (Dunkelwelten, Band 2)

  • Taschenbuch: 432 Seiten
  • Verlag: Bastei Lübbe (Bastei Lübbe Taschenbuch); Auflage: 2. Aufl. 2019 (28. Juni 2019)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3404209435
  • ISBN-13: 978-3404209439
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