Frederic Brake gibt seinen Einstand im „Rettungskreuzer Ikarus“ Universum mit einer Trilogie. „Sprung ins Ungewisse“ ist der erste Band. Neben Kurzgeschichten und Hörspielen hat Frederic Brake unter anderem auch an der Serie „BiomAlpha“ mitgeschrieben.
Der Roman ist lange Zeit auf zwei Handlungsebenen aufgeteilt. Am Ende des ersten Buches fließen diese zusammen. Mit dieser Vorgehensweise kann sich der Autor auf verschiedene Perspektiven konzentrieren. Gleichzeitig kehrt Frederic Brake mit diesem ersten Band zu den Wurzeln der Serie zurück: der ganze Roman ist eine lange Rettungsaktion mit zahlreichen Schwierigkeiten. Erst das Ende impliziert, dass es nur der erste Schritt ist.
Wernö Tallander und sein Adlatus Nuncan befinden sich im Auftrag der galaktischen Kirche auf einer Mission Eclair IV. Ihr Raumschiff wird plötzlich aus dem Hyperraum gerissen. Alle Versuche, die Maschinen wieder flott zu bekommen, scheitern. In ihrer Nähe befindet sich eine besondere Art von Schwarzen Loch.
Der verstümmelte Notruf der Gestrandeten wird vom Rettungskreuzer Ikarus aufgefangen. Wenn auch nicht voll besetzt macht sich das Schiff auf, nach den Raumschiffbrüchigen zu suchen und sie zu retten.
Frederic Brake zeichnet ein dreidimensionales Bild dieser schwierigen Rettung. Auf der einen Seite befindet sich der Adlatus Nuncan außerhalb des eigenen Raumschiffs, um dort Reparaturen vorzunehmen. Tallander selbst ist im Schiffsinneren verletzt. Die Zeit wird knapp, da die Strahlung des Schwarzen Lochs innerhalb kürzester Zeit tödlich werden kann. Ein Abschleppen ist genauso wenig möglich wie ein Andocken. Der Traktorstrahl funktioniert bei diesen physikalischen Turbulenzen nicht.
Bis zur abschließenden Rettung hat sich der Autor einige Gedanken gemacht. Verschiedene Szenarien müssen trotz der unerbittlich heruntertickenden Uhr ausprobiert werden. Am Ende ist es die Entschlossenheit der Pilotin Sonja und ein cineastische Husarenritt mit Rückstoßantrieb, welcher die schwierige Situation bereinigt. Das wird alles spannend, aber angesichts des Ausgangsszenarios auch ein wenig mechanisch beschrieben. Der Leser kann sich nicht vorstellen, das scheiternde Rettungsaktionen in das „Rettungskreuzer Ikarus“ Universum einfließen könnten. Es kommt also weniger auf das „ob“, sondern nur auf das „wie“ an.
Während die Handlung in einem flotten Tempo niedergeschrieben die Leser zwar packt, aber nicht gänzlich in ihren Bann schlägt, hat Frederic Brake mit seinem Debütroman schon ein feines Gespür für die einzelnen Figuren entwickelt.
Zwei neue Protagonisten werden eingeführt. Zum Einen der ein wenig naive, aber über sich hinauswachsende Nuncan. Fest im Glauben, manchmal ein wenig unbeherrscht verschlimmert er die Rettung genauso wie er sie letztendlich zu einem Erfolg macht.
Zum Anderen Wernö Tallander ist ein mehr vielschichtig angelegter Charakter. Am Ende zeigt sich zumindest mit dem letzten Satz, dass er für die Wege der Kirche und nicht unbedingt nur des Herrn auch das Gebot der Dankbarkeit ignorieren könnte. Dazwischen finden sich kurze Rückblicke auf seinen bisherigen Lebensweg. Es bleibt abzuwarten, in welche Richtung der Autor Tallander entwickelt, aber generell handelt es sich um einen vielschichtigen, dem Gesetz der Serie folgend Antagonisten.
Auch hinsichtlich der Crew des „Rettungskreuzer Ikarus“ hat der Autor ein gutes Gespür. Er geht weniger auf die weitere Vermenschlichung Arthurs ein, sondern lässt sie im Hintergrund meistens mittels Dialogen ablaufen. Die Rettung von Menschen aus lebensgefährlichen Situationen ist immer Teamwork. Auch wenn Roderick Sentenza am Ende das Kommando geben muss, zeigt Frederic Brake überzeugend auf, wie schwierig die Entscheidungswege sind. Viele Ideen fließen ein, das unbekannte Phänomen um das Schwarze Loch erschwert die Bergung deutlich.
„Sprung ins Ungewisse“ ist ein im positiven Sinne des Wortes interessanter, bodenständiger Auftakt der neuen „Rettungskreuzer Ikarus“ Trilogie. Einen Handlungsteil schließt der Autor am Ende des ersten Romans zufriedenstellend ab und leitet gleichzeitig routiniert auf den mittleren Band „Duell mit dem Unbekannten“ über.
Mit dem vorliegenden Debüt Brakes könnten auch am „Rettungskreuzer Ikarus“ interessierte Nichtleser ideal im Gegensatz zu einigen anderen der bisher publizierten Duologien oder Trilogien in diese langlaufende Romanserie einsteigen.
- Publisher : Atlantis Verlag (15 Jan. 2022)
- Language : German
- Paperback : 86 pages
- ISBN-10 : 386402790X
- ISBN-13 : 978-3864027901