Coco Zamis 38- Und mit mir die Finsternis

Catalina Corvo, Diana Dark, Logan Dee, Rüdiger Silber

Am vorliegenden Roman haben neben Exposeautor Uwe Voehl mit  Catalina Corvo, Rüdiger Silber, Diana Dark und Logan Dee vier weitere Autoren beteiligt. Diese Gruppenarbeit liest sich dank der inzwischen bei der Serie entwickelten Routine relativ rund, auch wenn die grundlegende Handlung eher unterdurchschnittlich entwickelt erscheint. Vieles deutet zu sehr auf den potentiellen Machtkampf zwischen Alexei – über den der Leser noch einiges erfährt – und Michael Zamis in „Kampf der Hexer“ hin. Der vorangegangene Roman erschien fast überfrachtet von wichtigen und vielschichtigen Informationen, so dass das Atemholen dem jetzt schon einige Zeit laufenden Plot gut tut. Aber betrachtet der Leser nur kritisch die letzten beiden Romane, wirkt der erste übervoll und bei „Und mit mir die Finsternis“ fehlt an einigen Stellen ein Ideenkick.

Der Plot springt zwischen Wien und Moskau hin und her. In Wien lecken sich die Zamis unter Michael immer noch ihre Wunden, als sie plötzlich erst von einer ihnen unbekannten Macht bedrängt und schließlich sogar offen angegriffen werden. Zeitgleich ranken sich Gerüchte um die Wiederkehr Alexei Zamis, mit dem Michael Zamis am Ende des Zweiten Weltkriegs eine Auseinandersetzung hatte.  Im Gegensatz zu den Zamis, die sich angesichts der verschiedenen mit Mühe überstandenen Auseinandersetzungen teilweise erstaunlich naiv anstellen, ahnt der Leser relativ schnell, aus welcher Ecke die Bedrohung kommen könnte. Dazu wird sie nicht immer subtil, aber effektiv in den Vergangenheitsszenen vorbereitet. Auch wird der Faden hinsichtlich den Bernsteinzimmers und seiner „Verwandtschaft“ mit dem von Coco Zamis gesuchten schwarzen Zimmer in der Endphase des Romans wieder aufgenommen. Weitere, vor allem nachhaltige Informationen erhält der Leser leider nicht mehr.  Immer wenn die Autoren ihre phantastischen Ideen  mit historischen Ereignissen – Schwerpunkte waren das 19. Und 20. Jahrhundert – verbinden, ragten diese Teilromane aus der Handlung heraus.  In „Und mit mir die Finsternis“ wirken diese wichtigen, die Gegenwartshandlung extrapolierenden Sequenzen an den Rand gedrängt. Die in Moskau spielenden Szenen nehmen nicht nur zu viel Raum ein, sondern bedienen leider mehr als einmal die üblichen Klischees, die Autoren wie Lukianenko mit typisch russischer Schwermut besser verpacken können.  

Zu Beginn des Romans befindet sich Coco Zamis immer noch auf der Suche nach dem schwarzen Zimmer, während sie vom Moskau regierenden Werwolfdämon Wolkow gejagt wird.  Schon der erste Teil von Asmodis Aufgabe, das seit dem Zweiten Weltkrieg verschollene schwarze Zimmer – es könnte sich um das Bernsteinzimmer handeln, auch wenn die Verbindung eher ambivalent gehandhabt wird – aufzufinden, ist schwierig. Aber den dominanten Wolkow gefangen zu nehmen,  ist selbst an der Seite des schmierigen, aber auch verschlagenen von Bergen eine unmöglich. Auf der Suche nach Verbündeten stehen Coco Zamis und von Bergen relativ schnell in der russischen Unterwelt alleine da. Beginnend mit dem Cliffhanger aus dem letzten Roman  wird die  Verfolgungsszene relativ schnell aufgelöst.  Anschließend versuchen von Bergen und Coco Zamis die Offensive zu ergreifen und suchen in einem geheimen „Schloss“ nach dem offensichtlichsten Verbündeten: Wolkows Gegner in Moskau. Wie die Autoren diese Szene auflösen und neben einigen humorvollen Anspielungen die russische U- Bahn mit ihren Legenden intrigiert worden ist, überzeugt. Nur verflacht die Handlung im Verlaufe der weiteren Suche bzw. der Verfolgung. Da wird zwar noch auf Bettler mit Geheimzeichen zurückgegriffen, die für Euro sehr viel tun und schließlich im folgenden Roman dem Klischee entsprechend verarbeitet werden, aber die Nutzung von Huren, dem Genuss von Wodka, die typischen Aufenthaltsorte der russischen Elite wie das Kaufhaus GUM wirken aneinander gereiht und so wenig in die Handlung eingebunden. Alleine die Idee, dass die russischen Dämonen im Grunde alles schon hinter sich haben und deswegen harte, süchtig machende künstliche Drogen ausprobieren, wirkt neu. Sie wird aber zu wenig aktiv genutzt, zumal mit der „Giftmischerin“  dem Plot eine gute dreidimensionale Figur hinzugefügt wird, sie so gar nicht dem Dämonenklischee entspricht. Ihr Schicksal ist grausam, wobei das Dreierkollektiv der am zweiten Teilband arbeitenden Autoren diese Szenen im Off spielen lässt.

Während die Coco Zamis Handlung sich durch anfängliche Dynamik auszeichnet und die Atmosphäre eher distanziert, auf die angesprochenen Klischees zurückgreifen und dafür zu wenig extrapoliert erscheint, besteht der zweite Teil insbesondere im Vergleich zur Zurückhaltung beim letzten „Coco Zamis“ Abenteuer aus brutalen Sequenzen.   Die in der Unterwelt lebenden Freaks werden gejagt und gefoltert.  Atmosphäre wird zu Gunsten von Splatterszenen geopfert.  Unabhängig von diesen brutalen, aber nicht voyeuristischen Horrorszenen wirkt die zweite Hälfte deutlich abgebremster. Die verschiedenen Handlungspunkte – Moskau und Wien sowie die Vergangenheitsebene, die kontinuierlich mit Alexei Zamis Schicksalsweg fortgeschrieben wird – laufen gut voneinander abgegrenzt,  sie bremsen sich aber auch zu sehr aus.

Ein Ausblick liefert sicherlich Alexei Zamis Weg. Schon in dem letzten Band hat man ihn kennen gelernt. Jetzt wird seine Verbindung zu Asmodis deutlicher, wobei sich der Leser fragt, warum Asmodi es jetzt auf diesem Weg versucht. Normalerweise geht man in die Schlacht mit einem potentiell gefährlichen Gegner mit den Besten seiner Waffen. Alexei könnte diese perfekte Mischung aus widerwillig devoter Haltung und perfekten Infiltration durch sein Verwandtschaftsverhältnis sein. Daher erscheint Coco Zamis Mission auch eher als ein Ablenkungsmanöver.  Der vorliegende Roman entwickelt die Figur nicht unbedingt weiter, aber es wird sein selbst erwähltes Schicksal beschrieben. Das Asmodis seinen Gegner nicht vorher einschätzen konnte und erst über dessen Namen gestolpert ist, wirkt allerdings zu sehr dem Plot und weniger dem Zufall geschuldet.

Wie eingangs erwähnt ist „Und mit mir die Finsternis“ – guter Titel, auf den wenig Bezug genommen wird – wie der notwendige Übergang zum hoffentlich inspiriert geschriebenen Finale dieses Minizyklus.   Das hohe Tempo der Anfangsszenen wird durch die Brutalität – vielleicht notwendig, um noch einmal zu betonen, dass Dämonen keine liebenswerte Rasse sind und vor allem die Werwölfe entsprechen nicht der „Twilight“ Generation – in der zweiten Hälfte ausgeglichen.  Coco Zamis hat einige interessante Szenen – so soll sie ein Homosexueller im Auftrag Asmodis verführen und von Bergens Brutalität versucht sie an einigen Stellen durch Verständnis auszugleichen- , aber sie wird von den fanatischen und charismatischen Schurken mit dem noch weiter zu entwickelnden Wolkow – hier werden einige Klischees bedient -  in zahllosen wichtigen Szenen an die Wand gespielt. „Und mit mir die Finsternis“ erreicht leider nicht die Stärke des vorangegangenen Abenteuers, der in atmosphärischer, handlungstechnischer und vor allem auch charakteristischer Hinsicht bislang der beste Band dieser laufenden Miniserie gewesen ist.         

 

 

 

Zaubermond Verlag, Paperback,

208 Seiten, Erschienen Juni 2013

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